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Tränenblind lief Hermine durch die dunklen Gänge des Schlosses , jetzt im Spätherbst konnte man schon am späten Nachmittag die Hand kaum vor Augen sehen. Ihr war das herzlich egal, die ganze Welt war ihr zuwieder! Lavender und Ron hatten wieder einmal dafür gesorgt das jeder im Gemeinschaftsraum mit ansehen musste wie groß doch ihre Liebe war. Die junge Hexe hatte wirklich versucht sich trotz all dem auf ihre Hausaufgaben zu konzentrieren – vergeblich. Als Lavender dann schließlich wie ein übereifriger Affe auf Rons Schoss geklettert war, hatte sie schleunigst das Weite gesucht. Niemand sollte ihre Tränen sehen, dafür war sie viel zu stolz, niemals hätte sie öffentlich um Ron geweint...niemals! Blindlings stolperte sie in den Gang zum Astronomieturm und stieß unsanft auf ein Hindernis das sich Recht schnell als Mensch entpuppte. Diesem musste sie beinahe auf den Rücken springen um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Hermine zückte, nur um sicher zu gehen, ihren Zauberstab. Die Stimme war tief, kam ihr merkwürdig bekannt vor und klang ziemlich amüsiert: „Den würde ich wegstecken Granger!"


„Fred Weasley, was machst du denn hier?" Schnell fuhr sie sich mit der Hand durch das feuchte Gesicht um die eben geweinten Tränen zu verstecken. Nicht schnell genug, außerdem war ihr Gesicht voller roter Flecken, wie immer wenn sie weinte, die sie ohnehin verraten hätten. „Gegenfrage, warum läufst du wie eine Irre durch das Schloss und weinst?", der ehemalige Gryffindor sah sie interessiert aber auch mitfühlend an. Seid die Weasley Zwillinge im letzten Jahr die Schule verlassen hatten um sich ganz ihrem Scherzartikelladen zu widmen hatten die Beiden sich verändert, waren erwachsener geworden. Trotz ihres Kummers registrierte Hermine die kürzeren Haare und die endlich passende Kleidung, der ernste Gesichtsausdruck dazu stand dem jungen Zauberer wirklich gut. „Fred...ich, ach weißt du, ich habe es im Gemeinschaftsraum einfach nicht mehr ausgehalten!" „Stinkbombe?" , er klang noch immer Ernst bei dieser Frage, aber Hermine konnte bereits wieder den Schalk in seinen irritierend warmen ,braunen Augen blitzen sehen. „Blödmann, nein!", Hermine schluchzte noch einmal auf. „Und das meine Liebe war jetzt eine Beleidigung!" Gespielt ernst hob er den Zeigefinger: „Das würde ich lassen, ich komme gerade vom Schulleiter, musste das Stinkbombenproblem mit ihm besprechen. Die kommen leider Alle von uns. Wir sind jetzt dicke Freunde, er hat zwei Dutzend bestellt. Ich könnte dir Nachsitzen einhandeln!" Endlich zeigte sich auf Hermines Gesicht ein zaghaftes Lächeln, was sofort erwidert wurde. Der jungen Hexe fielen plötzlich die beiden Grübchen auf die sich bildeten wenn Fred lächelte, und sie konnte sich nicht entsinnen diese jemals bei George gesehen zu haben. Merkwürdig..

Der junge Mann deutet jetzt in die Dunkelheit vor sich: „Ich war gerade auf dem Weg in den Astronomieturm, das war immer mein Lieblingsplatz hier in der Schule. Hier bin ich her gekommen wenn ich Kummer oder Sorgen hatte. Wenn du mir schon nicht verraten möchtest warum du weinst, leiste mir doch da oben Gesellschaft." Er lächelte wieder, und Hermine konnte gar nicht anders als die ihr gereichte Hand zu ergreifen. Fred zog sie kurz an sich, bei Merlin, er war groß! War er gewachsen? Dann zog er ein fast sauberes Taschentuch aus seinem Sakko und tupfte einige verirrte Tränen von Hermines Wangen. „Komm, die Sterne gehen gerade auf und der Himmel ist ganz klar. Es wird wunderschön da oben sein!" Und er hatte nicht zu viel versprochen, bei dem Anblick der sich ihnen bot hielt Hermine für einen Augenblick die Luft an. Die Milchstraße lag vor ihnen in all ihrer Pracht. Auch der Mond leuchtete schon und hüllte Alles in ein kühles, beruhigendes Licht.

Ganz versunken war die junge Hexe und bemerkte nicht das sie von der Seite genau gemustert wurde. Fred gefiel was er sah! Er hatte Hermine Granger nun einige Zeit nicht mehr gesehen. Ihre Gesichtszüge waren weicher geworden, der Körper der einer Frau, einer schönen Frau. Der Blick eben in ihre Augen hatten Stromstöße durch seinen Körper jagen lassen. Und erst ihr Geruch, eine Mischung aus perfekt abgebranntem Feuerwerk, Pfannkuchen und frisch gefallenem Schnee, all das kam seinem Amortensia gefährlich nahe. Nach einiger Zeit räusperte er sich: „Magst du jetzt darüber reden?" Hermine erwachte wie aus einer Trance: „Es ist..." sie stockte und wand sich „Im Gemeinschaftsraum...Lavender Brown und dein Bruder, ich habe das einfach nicht mehr mit ansehen können!" Bedächtig nickte Fred mit dem Kopf: „Ich verstehe!", sagte er schlicht, und Hermine war ihm unendlich dankbar.

Plötzlich nahm er mit einem schnellen Griff ihre Hände in seine und zwang sie beinahe ihm in die Augen zu sehen. „Du bist die brillanteste und schlauste Hexe die ich kenne, lass dich bitte von niemandem vom Gegenteil überzeugen!" In Gedanken fügte er „Hübscheste" hinzu. „Mein Bruder ist ein debiler Minimuff , diese Lavender und er haben sich absolut verdient!" Er drückte ihre Hände einmal sanft und ließ sie dann los. „Danke!", sie lächelte matt, und dieses Lächeln vernebelte ihm kurz die Sinne. Er überlegte einen Augenblick: „Weißt du was, am Wochenende ist bei euch langweiliger weise Hogsmeade angesagt. Wie wäre er du kommst stattdessen von Freitag Abend bis Sonntag Abend einfach zu mir? Ich koche uns was schönes,(ihr Augenbrauen wanderten kurz unter ihren Haaransatz) ja Hermine ich kann kochen, und du kommst auf andere Gedanken!"

Hermine dachte einen Augenblick lang angestrengt nach: „ Das erlaubt mir niemand, und ganz zuletzt Dumbledore ! Ich kann doch nicht mitten im Schuljahr einfach ein Wochenende bei euch in London verbringen. Und was meint eigentlich George dazu?"

„George ist auf Geschäftsreise, er verhandelt mit ein paar Trollen in Rumänien, sie verkaufen das beste Juckpulver der Welt! Ich wäre also sowieso das ganze Wochenende einsam und alleine!"

„Das wäre toll, aber ich kann und darf nicht einfach weg!"

Der junge Zauber fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar und sah schmunzelnd auf die ein Jahr jüngere Hexe hinunter: „ Lass mich Mal machen, komm mit, ich rede mit eurem Schulleiter."

Hermine konnte nicht ganz sagen wie er es gemacht hatte, oder was er Dumbledore erzählte, sie wusste nur das Fred Weasley sie am Freitag Abend abholen würde um Seit an Seit mit ihr nach London zu apparieren. Er hatte sie zum Abschied fest in den Arm genommen und ihr ins Ohr geflüstert sie solle bis Freitag durchhalten und Ron einfach ignorieren. Dabei war ihr sein Duft nach alten Büchern, frisch gemähtem Gras und Pfefferminzzahnpasta in die Nase gestiegen. Sie beschloss spontan auf seinen Rat zu hören.

Als sie den Gemeinschaftsraum wieder betrat war dieser bis auf ein paar Zweitklässler leer, gut so. Hermine belegte einen der Tische am Fenster und begann ihre Hausaufgaben zu machen. Aber auch jetzt konnte sie sich nicht recht konzentrieren, immer wieder stahl sich ein gewissen rothaariger Zauberer in ihre Gedanken und diesmal war es nicht Ron.

Das sich eben dieser Zauberer im Hinterzimmer seines Ladens ebenfalls kaum auf das Wesentliche zu konzentrieren vermochte konnte sie nicht ahnen.

ℬ𝒾𝓉𝓉ℯ𝓇𝓈𝓌ℯℯ𝓉 (𝐹𝑟𝑒𝑚𝑖𝑜𝑛𝑒)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt