...A beautiful day with you...

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MITTE OKTOBER:

Verschlafen öffnete ich die Augen. Es war Sonntag. Endlich, dachte ich. Es schien wie ein Wunder, und vielleicht war es das sogar, denn die Sonne schien. Es versprach ein warmer und sonniger Tag zu werden. Ich schickte ein danke gen Himmel, dann stand ich auf.

Um Punkt zwei klingelte es. Joey.

Ich öffnete: "Hi", sagte er und lächelte.

"Ich wusste nicht, was ich anziehen sollte, also ..."

Er unterbrach mich: "Du bist perfekt, nur normalerweise kommt erst die Begrüßung." Ich schaute an mir herunter. Ich hatte Jeans und ein T-Shirt an, darüber eine dünne Jacke.

"Hi."

"OK, komm mit."

Wir gingen erstmal eine Weile durch die Stadt. Ich hatte bemerkt, dass er einen Rucksack auf hatte. Was drin war, keine Ahnung. "Wohin gehen wir?", wollte ich dann doch wissen.

"An einen schönen Ort." Mehr sagte er nicht. Er würde auch nicht mehr sagen.

Er führte mich in den naheliegenden Wald. Ich war nicht oft hier gewesen. Wir gingen am Anfang noch den Waldweg entlang, doch dann zog Joey mich von Weg runter in den Wald hinein. Ich verlor jegliches Gefühl von Zeit und Raum. Irgendwann hielt er an und fragte: "Vertraust du mir?" Ich zögerte kurz, doch dann nickte ich. Er nahm ein Tuch aus seiner Tasche und verband mir die Augen. Dann nahm er zögerlich meine Hand. Ich ließ es geschehen. Er führte mich, nun blind, weiter. Dann blieb er wieder stehen. "Lass die Augen schön zu", befahl er mir. Ich nickte erneut. Er nahm mir das Tuch ab und stellte sich hinter mich. "OK", sagte er. "Du kannst die Augen jetzt aufmachen." Ich tat es.

Vor mir lag ein See. Er war klein aber wunderschön. Er war gesäumt von Wasserpflanzen, nur an einer Stelle ging Sand bis ins Wasser. Es war ein heller, schöner Sand. Der See lag auf einer kleinen Lichtung, die, eingeschlossen von riesigen alten Bäumen, überdeckt mit einem grünen Teppich war. Vereinzelt lagen bunte Blätter auf der Wiese. Die Bäume schienen in allen Farben zu leuchten. Von dem Sturm und dem Regen der letzten Tage, war nichts zu erkennen.

Ich war sprachlos, mit einem Wort, es war wundervoll.

"Ich habe den Ort vor einigen Wochen bei einer Streiftour durch den Wald gefunden. In keiner einzigen Karte ist er eingezeichnet. Niemand kennt ihn."

"Wow", war das einzige was ich herausbekam.

"Komm mit", muntere er mich auf.

Es war nicht mehr nötig, aber trotzdem griff ich wieder nach Joeys Hand. Du machst echt Fortschritte. Halt die Klappe, ich brauche dich jetzt gerade überhaupt nicht, Akira.

Joey sah mich einmal verwundert an, dann gingen wir zusammen los.

Wir saßen auf dem Sandteil, auf einer Decke, die er mitgebracht hatte und schauten auf das Wasser. Es gab nichts mehr zu sagen.
Er hatte mich zu dem Sandteil geführt gehabt und die Decke ausgebreitet. Danach hatte er allerhand Knabberkram aus seinem Rucksack gezaubert. Es war wundervoll gewesen. Wir hatten geredet, so richtig, auch ich, nicht so viel wie er, aber ein Anfang. Wir hatten gelacht. Wir waren aufgestanden, hatten fangen gespielt, hatten rumgealbert. Wir hatten für einen Moment vergessen können, dass es da draußen eine Gesellschaft gab, die uns strickte und zum Teil unnötige Regeln vorschrieb. Die uns sagte, was wir zu tun und zu lassen hatten. Eine Gesellschaft, die von Gerechtigkeit sprach. Wir waren frei, frei von Regeln und Verpflichtungen. Es hatte Spaß gemacht. Wir hatten uns auf dem Boden gerangelt. Ich hatte es nicht schlimm gefunden, dass er mich berührte, es hatte mir nichts ausgemacht.
Irgendwann waren wir beide erschöpft und schwer atmend nebeneinander auf der Wiese liegen geblieben. Die Sonne hatte von oben herab geschienen, als wollte sie uns weismachen, dass noch Sommer wäre, es war perfekt gewesen.

Doch jeder Spaß hat ein Ende, und auch wir hatten es eingesehen, dass wir beide komplett aus der Puste waren.

"Das war ein wunderschöner Tag", sagte ich auf den See hinaus und meinte es ernst. Ich sah ihn an, er schaute zurück.

"Ja, dass war er."

"Ich glaube ich aber die Mauer ein Stück weiter eingerissen."

Er lächelte, und ich war ihm dankbar dafür, dass er es dabei beruhen ließ. Alles andere hätte die Situation zerstört.
Den Rest kann ich jetzt auch noch einreißen! Ja. "Ich vertraue dir!" "Ich weiß", sagte er und lächelte. "Komm mit, es wird Zeit." "Leider." Ich machte ein trauriges Gesicht. "Aber wir sind ja noch nicht zu Hause", munterte er mich auf. "Stimmt."

Ich half ihm die Decke und die anderen Sachen zusammenzupacken, dann machten wir uns auf den Weg. Am Rande der Lichtung schaute ich mich noch einmal um. Diesen Ort werde ich nie vergessen, nie! "Komm", sagte eine Stimme hinter mir. Joey griff nach meiner Hand und zusammen gingen wir durch den Wald, bis wir wieder auf dem regulären Weg waren. Ich behielt seine Hand in meiner, bis wir an der Stelle ankamen, wo sich unsere Wege trennten.

Wir schauten uns an, keiner wusste was er sagen sollte, ich wusste es wenigstens nicht. "Bis denn, ne", fing ich an, um etwas zu sagen. Er schüttelte den Kopf und lächelte: "Du machst alles kaputt." Echt, ich wusste nicht, ..." Ich stockte, er hatte seine Hand in meinen Nacken gelegt. Er will doch nicht ... Langsam zog er meinen Kopf zu sich. "Darf ich?", fragte er vorsichtig. Ich nickte, zu mehr war ich nicht imstande.

Seine Lippe legten sich leicht auf meine. Haley, was ... Mein Verstand wurde einfach ausgeschaltet. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Und als ob ich ferngesteuert wäre, erwiderte ich den Kuss. Mein Körper presste sich gegen seinen.

Ich weiß nicht wie lange wir so da standen und uns küssten, und irgendwann schob Joey mich sanft fort. "Ich liebe dich!", flüsterte er. "Komme gut nach Hause."

Ich sah ihn lange an, wusste nicht was ich fühlen sollte, was ich tun sollte. Ich merkte, wie die Angst wieder hoch kam, aber ich schluckte sie runter. "Ich", fing ich an, stockte dann aber. Ich hatte mir die Worte zurecht gelegt. Wusste was ich sagen wollte, wusste, dass ich es ernst meinen würde. "Dito", sagte ich nur. Er lächelte, er hatte verstanden.

Er ließmich vollends los und ging los. Ich stand noch einen kurzen Moment da, dann ging ich in meine Richtung. Nach ein paar Schritten drehte ich mich aber noch einmal um und sah, wie Joey sich ebenfalls umgedreht hatte und mir nachschaute. Ich lächelte ihm zu, dann ging ich weiter meinen Weg.

Am Ende meiner Reise (Loki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt