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10/25/19

Es war an einem Freitag, als ich zum ersten Mal diese Melodie hörte.

Ich saß mit meiner besten Freundin in meinem Zimmer und las ein Buch. Das war oft so. Wir trafen uns, gingen stundenlang raus, Hauptsache weg und wenn wir wieder kamen, saßen wir da und lasen. Gemeinsam und doch jede für sich. Ab und zu hatte auch eine von uns das Handy in der Hand und checkte ihre Nachrichten, welche bei uns beiden nicht besonders viele waren, oder scrollte durch den neusten Insta-Feed.

Und genau das war in diesem Moment bei Ella der Fall.

Ich wollte gerade die Seite umblättern, da tönte plötzlich diese Melodie aus ihrem Telefon. Ich erstarrte in meiner Bewegung. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr, ich zitterte leicht und mir lief eine Gänsehaut über meinen Rücken und meine Arme. Nach genau 60 Sekunden brach die Melodie ab und begann erneut.
Erst beim dritten Durchlauf konnte ich mich aus meiner Starre lösen.

"Ella, was ist das?", fragte ich panisch.

"Ein Video.", antwortete meine beste Freundin begriffsstutzig.

"Nein." So langsam gewann meine Stimme wieder an Festigkeit.
"Ich hab mich falsch ausgedrückt. Was für ein Video ist das? Wer spielt da? Und am wichtigsten, wie heißt das Stück?"

"Hier das wurde mir auf Instagram vorgeschlagen, schau doch.", antwortete sie und ich riss ihr förmlich das Handy aus der Hand.

Wie gebannt starrte ich auf den Bildschirm und meine Griff verkrampfte sich. Seufzend rutschte Ella neben mich und nahm mir ihr Handy vorsichtig wieder aus der Hand.

"Mal sehen, was wir hier haben.", sagte sie und tippte auf dem Display herum. "Daniel James Seavey, 20 Jahre alt, aus... keine Ahnung. Ahh, der ist in dieser Boyband Why don't we, weißt du, welche ich meine?"

"Die machen doch auch nur Popmusik, oder?"

Ella nickte.
Dann gab ich ihr zu verstehen, dass sie fortfahren sollte.

"Das heißt, er lebt in LA. Das Video hat er jetzt am Montag hochgeladen und ihre neuste Single heißt »What am i«. Ne warte, stimmt gar nicht mehr. Heute Nacht ist ein neues Lied rausgekommen. Es heißt »Mad at you«"

"Und das Stück?", fragte ich schon leicht ungeduldig. "Ella, wie heißt das Stück, verdammt nochmal?!"

Verunsichert sah Ella mich an.
"Das steht ihr nicht."

Ich atmete tief durch und fragte ruhig:
"Dann wo ist dieser Typ mit seiner Band gerade?"

"Ähm...", machte Ella. "In Europa."

Verzweifelt sprang ich auf und ließ mich mutlos wieder auf mein Bett sinken.

"Europa.", murmelte ich und schloss die Augen. "Wann kommen sie wieder zurück?"

"In ein paar Tagen. Aber dann geht es für sie schon weiter nach Asien."

"Ok."

"Clara, was ist denn los mit dir?", fragte Ella besorgt. "Du siehst dieses Video, wo ein Popsänger Klavier spielt und flippst voll aus. Ich muss zugeben, dass er gut aussieht, aber hallo? Er ist ein POPsänger! Das verstößt doch gegen deine eisernen Prinzipien."

"Es ist nicht der Sänger!", rief ich und senkte erschrocken wieder meine Stimme. "Es ist nicht wegen ihm."

"Weswegen denn dann?"

"Die Melodie.", flüsterte ich. "Ich kenne sie irgendwo her, aber weiß nicht, was es ist. Es löst so viele Emotionen in mir aus. Ich hab das Gefühl, ich laufe gleich über."

Ella nickte und ich lehnte mich wieder neben sie.

Und ich nahm mir etwas vor.

Ich würde diese Melodie finden.

549 Wörter

mad at you | d. s.Where stories live. Discover now