3. Kann es Liebe sein ?

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Am Anfang unserer Reise fuhren wir erst ein Stück einfach drauf los. Weit genug damit uns hoffentlich keiner erkennt, bevor wir Nathans Range Rover auf einem alten Autohof gegen einen Van tauschten. Ich habe mich sofort in den Camper verliebt. Er sah von außen etwas heruntergekommen aus aber von innen war er ein Traum, mit dem ganzen Holz und dem großen Bett.

Wir beschlossen erst einen Ort zum übernachten zu suchen und uns dann so gut es ging einzurichten.
Wir fanden einen abgelegenen Firmenparkplatz. Er war komplett leer und die Firma machte auch nicht den Anschein als währe sie noch in betrieb also beschlossen wir über Nacht hier zu bleiben. In der Hoffnung keiner würde uns entdecken und Fragen stellen.

Ich breitete Decke und Kissen auf dem Bett aus während Nathan die Reisetasche die Sky uns gepackt hatte auspackte und die Sachen in den Schubladen verteilte.
In der Tasche befand sich außerdem ein altes Tastenhandy mit einem Zettel auf dem 》für den Notfall《 geschrieben stand. Darunter noch die Handynummern von Sky und Ethan.
"Sie haben wirklich an alles gedacht" seufzte ich.
Nathan umarmte mich von hinten und stützte seinen Kopf an meiner Schulter "Wir werden sie wieder sehen".
Ich nickte darauf hin leicht.
"Jetzt komm schlafen, du hast seit wir los gefahren sind kein Auge zu gemacht" hauchte er sanft in meinen Nacken und zog mich mit ins Bett. Die Sonne war noch gar nicht ganz unter gegangen aber als ich in seinen starken Armen lag überkam mich wirklich die Müdigkeit.
Ich habe die ganze Fahrt kein Auge zu gemacht weil Nathan das auch nicht konnte und ich wollte ihn nicht alleine lassen, wenn er schon fahren muss. Ich habe nämlich keinen Führerschein.
Ich gähnte als er uns in die Decke kuschelte. Und als er dann noch Anfing meinen Rücken hoch und runter zu streichen entspannte ich komplett und fiel ins Land der Träume.

Nathan's Sicht:

Ich merkte ihr die Müdigkeit an. Sie sah ziemlich mitgenommen aus seit der Verabschiedung von Sky und Ethan. Deswegen kuschelte ich sie in die Decke und zog sie an mich. Ich spürte wie sich ihre Muskeln entspannten als ich ihren Rücken streichelte. Ihr Atem wurde immer regelmäßiger und das ließ auch mich irgendwann entspannen.
Sie bewegte sich noch näher an meine Brust und nuschelte im Halbschlaf „Ich liebe dich".
„Ich l..." wollte ich ihr gerade antworten als ich realisierte was gerade passiert.
Sie hat mir gesagt, dass sie mich liebt. Und ich wollte es erwidern.
Jetzt war ich wieder vollkommen wach. Ohne sie zu wecken verließ ich das Bett, schnappte mir die Packung Zigaretten die Ethan heimlich in die Reisetasche geschmuggelt hatte und verließ leise den Camper.
Draußen atmete ich die kühle Luft ein und setzte mich auf den Betonboden. Gleich darauf glühte auch schon die Zigarette in meiner Hand.
Sie liebt mich.
Liebe ich sie auch ? Was ist Liebe überhaupt?
Ich habe keine Definition für dieses Wort.
Ich bin im Heim aufgewachsen, allein. Und auch danach war ich immer allein. Ich weiß nicht wie sich Liebe anfühlt.
Vor meinen Augen tauchten Bilder auf. Bilder von Jane wie ich sie auf dieser Party das erste mal sah, Jane in der Schule, im Park wie wir lernten, in ihrem Zuhause und Sie in diesem verbotenen heißen Kleid auf dem Ball. Dann folgten Bilder von ihr in den Flammen und im Krankenhaus, dabei kam die ganze Wut und Sorge wieder hoch, die ich indem Moment gefühlt habe.
Bilder von unserem ersten Mal in meinem Range Rover, ihr Lächeln, ihre Augen, ihre Haut auf meiner. Mein Körper wurde plötzlich ganz warm und kribbelte angenehm. Und mir wurde bewusst: Ich möchte diese Gefühle nie wieder missen. Ich habe für sie nun sogar gemordet.
Vielleicht ist Sie meine Definition von Liebe ?

Definitiv. Ich liebe sie und im Unterbewusstsein war mir das schon lange bewusst. Mir war danach sofort aufzuspringen und ihr dass sofort zu sagen aber ich hielt mich zurück. Sie brauchte den Schlaf. Und ich auch. Deshalb legte ich mich wieder zu ihr und spürte ein Stück weit Frieden.


Am nächsten Morgen wurde ich wach von der Autotür, die zwar leise aber nicht leise genug zu gezogen wurde. Ich streckte mich einmal und folgte Jane dann nach draußen.
Von hinten schlang ich die Arme um ihren zarten Körper und fühlte mich seit meiner Erkenntnis von letzter Nacht, ihr noch verbundener. „Guten Morgen" raunte ich.

Die ganze Zeit kitzelte es mir unten den Fingern ihr endlich zu sagen, dass ich sie auch liebe. Aber ich wollte es mir für einen besonderen Moment aufheben. Beim Zähneputzen auf dem Parkplatz, während wir wieder los fuhren um irgendwo zu frühstücken, während wir in dem Café auf unser Essen warteten, die ganze Zeit war ich kurz davor es ihr zu sagen.
„Mhhh das riecht himmlisch" stöhnte sie genüsslich auf und biss in ihre warme Waffel nachdem die Kellnerin gegangen ist.
„Jane ich liebe dich" platzte es dann doch aus mir heraus.
Sie verschluckte sich an der Waffel und nahm schnell ein Schluck von ihrem Wasser bevor sie mich ungläubig über den Tisch ansah „Was??".
Nein du hast dich nicht verhört Honey, dachte ich. „Ich liebe dich auch. Du hast es mir gestern im Halbschlaf gesagt" erklärte ich. Ihre Wangen bekamen jetzt etwas Farbe und ich grinste sie an „Ich wollte dich Nachts noch wecken und es dir unbedingt auch sagen aber ich wollte dass es besonders wird. Aber ich habe es nicht ausgehalten" ich nahm ihre Hand über den Tisch in meine.
Sie sah mich an wie ein kleiner Welpe. War ich doch zu voreilig? War das im Schlaf von ihr nicht ernst gemeint ?
Dann stand sie auf und als ich schon dachte sie will gehen, setzte sie sich zu mir auf die Ledercouch und küsste mich. Der Kuss war sanft aber sie teilte damit ihre ganzen Gefühle mir gegenüber.
„Ich liebe dich" wiederholte sie ihre Worte von gestern Abend aber diesmal in vollem Bewusstsein.

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