Escape to paradise

2. Abschied nehmen

Ich stieg bei Sky hinten im Wagen ein, da Ethan bei ihr vorne saß. Er war zufällig bei ihr als ich angerufen hatte. Was auch gut war, weil ich noch nie bei Nathan zuhause war und wir so schneller an unser Ziel gelangen.
Während Ethan uns zurück nach Gretna zu Nathans Wohnung navigierte, löcherte Sky mich mit Fragen.
Ich erzählte ihr wie unsere letzen Tage aussahen.
„Wie kommt Nathan damit klar?" fragte Ethan.
Ich atmete einmal tief ein und aus. Diese Frage stellte ich mir auch seit heute.
„Er hat auf die Nachricht noch kaum Reaktion gezeigt. Es ging sofort alles so schnell. Er war so entschlossen sofort los zu fahren. Ich kann dir darauf keine Antwort geben".
„Gib ihm noch etwas Zeit" sagte Ethan und wir fuhren in einen Teil der Stadt den ich im Dunkeln sonst nicht freiwillig betreten würde.
Hier standen einzelne Hochhäuser, die sehr heruntergekommenen waren. Eingeworfene Fenster und Graffitis an jeder Wand. Ein paar Gestalten versteckten sich hinter Hauswänden als sie das Auto hörten.
„Das nächste Haus ist es. Park direkt davor" wies Ethan an und Sky tat was er sagte.
Als wir alle ausstiegen zog Sky mich erstmal in eine starke Umarmung. Es musste nichts gesagt werden, ich drückte sie einfach zurück. Dann betraten wir zu dritt das Hochhaus.
„Wir müssen in den fünften Stock".
Auf den Fahrstuhl konnte ich nicht warten also nahmen wir die Treppen.
Ich nahm immer zwei Stufen auf einmal.

Unerwartet stieß ich im vierten Stock mit jemandem zusammen „Was zum.." wollte ich gerade fluchen als Sky mich von hinten vor dem Sturz rettete.
„Wer seit ihr und was wollt ihr hier?" sprach dann eine Frau zu uns. Als ich sie ansehen konnte, fiel mir auf, dass sie wie eine Prostituierte aussah mit ihren roten Leder Heels, dem Minirock und den Pailletten besetzten Oberteil.
„Wir besuchen einen Freund" sagte Sky rasch.
Sie machte uns trotzdem nicht den Weg frei „Ich kenne alle die hier ein und aus gehen. Ich wüsste nicht wen ihr besuchen solltet".
Ich sah Hilfe suchend zu Ethan der sich jetzt vor uns stellte und auch mal was sagte „Wir sind Freunde von Nathan"
Die Prostituirte lachte gekünstelt, dabei bekam ihr von Tonnen Makeup besetztes Gesicht Falten „Nathan ist soweit ich gehört habe im Knast".
Dann hast du wohl nicht gut genug zugehört, dachte ich mir. Und es machte mich schon wütend dass sie überhaupt seinen Namen in den Mund nahm. Ich betete in Gedanken nur darum dass Nathan nichts mit der hatte.
Sky nahm beruhigend meine Hand in ihre damit die Situation nicht ausartete.
„Spiel mit" flüsterte sie mir zu und wand sich dann der Prostituirten zu „Genau und unsere Freundin hier ist seine Ex und möchte nun ihre Sachen aus seiner Wohnung holen".
Sie musterte mich von oben bis unten aber ließ uns passieren.

Die Situation war mehr als unangenehm.
Endlich konnte ich Nathans Tür aufschließen.
Wir standen direkt im Wohnzimmer. Decken auf dem Sofa, Essensreste auf dem Couchtisch, leere Flaschen auf dem Boden. Das brachte mich schon zum schmunzeln, er erfüllte das typische chlisché eines alleinwohnenden Mannes.
„Ich dachte ehrlich du scheuerst der gleich eine" lachte Sky. Ich schüttelte nur lachend den Kopf. Mein ganzes Leben wurde immer schräger.
Ich ging weiter und fand das Schlafzimmer. Das Bett war leer. Wahrscheinlich weil Decke und Kissen im Wohnzimmer waren.
Unter dem Bett war es so staubig, dass ich mir mit einer Hand Nase und Mund verdecken musste, als ich die Tasche darunter hervorzog.
Ich sah nicht rein aber die Tasche war nicht die leichteste. Zurück im Wohnzimmer „Ich hab sie, wir können los". Ich schnappte mir auf dem Weg noch die Decke und das Kissen von dem Sofa. Mein Gefühl verriet mir, dass wir die Sachen gebrauchen werden.
Auf dem Rückweg trafen wir im Treppenhaus zum Glück niemanden mehr an und fuhren beruhigt los. Wir fuhren zur Sicherheit einpaar Umwege, falls uns doch jemand verfolgen sollte.
Zurück an dem Waldrand, wo Nathan versteckt bleiben sollte war ich wieder aufgeregt. Wartet er ? Oder hat er sich doch alleine auf den Weg gemacht ?

Er wartete. Und als er uns sah stieg er aus.
Als wir zum stehen kamen, stiegen auch wir alle aus. Ethan zog seinen besten Freund in eine Umarmung und die beiden unterhielten sich flüsternd, während ich noch die Tasche und das Bettzeug aus dem Auto zog und auf den Rücksitz von Nathans Range Rover verfrachtete.

Sky holte auch noch eine Reisetasche aus ihrem Kofferraum und reichte sie mir "Ich dachte ihr könntet einpaar Wechselklamotten gebrauchen. Von Ethan sind auch welche drin" lächelte sie. Ich fiel ihr einfach um den Hals und schluchzte. Ich hasse Abschiede so sehr.
"Ich werde dich so vermissen" nuschelte ich und ich spürte wie auch sie weinte "und ich dich erst".
Die Jungs schlossen sich uns an und umarmten uns von beiden Seiten. "Wir werden uns Wiedersehen, versprochen" sagte Nathan zu uns allen als wir uns langsam lösten. Sky und ich wischten uns die Tränen weg und fanden unser Lächeln wieder.

"Danke für alles. Ich liebe euch" winkte ich den beiden aus dem offenen Fenster als Nathan langsam los fuhr.
Und als sie außer Sichtweite waren ließ ich mich in den Sitz zurück fallen.

Unser neues Leben beginnt.