5. Washington Dc

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Florida also.
Ich sah in Gedanken schon die ganzen Strände und malte mir aus wie warm es wohl dort ist.
Hörte das Meer rauschen und konnte das Salzwasser riechen.
Wir waren wieder auf dem Weg. Die Straßen zogen an uns vorbei. Das ein oder andere Lied im Radio sangen wir lauthals mit und es fühlte sich mehr an wie ein RoadTrip als eine Flucht.
Ich könnte auch für immer mit ihm in diesem Van um die Welt fahren.

„Woran denkst du?" fragte er mich als ich schon seit ner Zeit die Wolken beobachtete.
„An gar nichts. Wir sind auf der Flucht aber ich habe mich noch nie so frei gefühlt. Verstehst du ? Wir können tun was wir wollen. Wir sind gezwungen zu tun was wir wollen" lachte ich, weil es sich so absurd anhörte. Nathan legte die Hand auf meinen Schenkel und fuhr grinsend weiter.

Nathan's Sicht:

Sie so unbeschwert zu sehen machte mich einfach nur glücklich. Und es war ansteckend. Sie tat mir gut.
Wir mussten schon ungefähr auf der Hälfte des Weges sein. Das bedeutet bald in Washington Dc ankommen. Denn das ist unser Zwischenstopp bevor es wirklich nach Florida geht. Dort habe ich einen Kontakt, der hoffentlich noch da ist und uns neue Ausweise verkaufen kann. Das habe ich ihr noch nicht direkt gesagt. Ich weiß nicht was sie davon halten wird. Ihren alten Namen ablegen.
Als würde mich das Schicksal herausfordern tauchte ein Schild auf der Landstraße auf >Willkommen in Washington Dc<.
„Washington? Das liegt doch gar nicht bei Florida" sah sie mich fragend an.
„Wir müssen noch was wichtiges besorgen" antwortete ich.
„Die neuen Identitäten richtig ?"
Ich nickte und sah sie von der Seite an um nach ihrer Reaktion zu sehen.
„Was hältst du von Swetlana" versuchte sie einen russischen Akzent. Ich konnte nicht anders als zu lachen „bei dem schlechten Akzent fliegen wir in zwei Minuten auf".
Ich hoffte dass sie diese lockere Art nicht nur mir zu liebe spielte.
„Also dann Rebecca und meine Freunde können mich Becca nennen" überlegte sie.
„Ich weiß nicht ob ich mich daran gewöhnen kann" sagte ich. Für mich wird sie immer Jane bleiben.
„Wir müssen jetzt halten und bis morgen warten. Es ist schon ganz in der Nähe" erklärte ich und wir suchten einen unauffälligen Platz zum halten.

„Ich habe die Straße runter einen Italiener gesehen, was hältst du davon wenn ich uns was zu essen hole?" fragte ich sie als wir wieder nach hinten in den Camper kletterten. „Mich brauchst du niemals fragen wenn es um essen geht. Meine Antwort ist immer Ja" lachte sie und machte sich daran ihre Haare nach oben zu binden.
Während sie also mit ihren Locken kämpfte gab ich ihr schnell einen Kuss auf die Wange und machte mich auf den Weg.

Jane's Sicht:

Die zweite Nacht haben wir also überstanden und nun laufe ich ganz nervös neben Nathan her der uns zu seinem Kontakt führt.
Wir befanden uns direkt in der Innenstadt.
Dann folgte ich ihm in ein Fotostudio. Kann das sein ? So auffällig?
„Guten Tag, was kann ich für sie tun?" fragte eine nette junge Frau.
Nathan beugte sich zum Tresen und holte einen großen Bündel Geld aus seiner Jacke „zwei neue Namen" sagte er nur und die Frau nickte verstehend. Das müssen um die zehn bis fünfzehn Tausend sein. Sie nahm das Geld in einen Umschlag und verschwand im Hinterzimmer.
Ich beneidete Nathan wie cool und gelassen er dabei aussah. Ich musste neben ihm aussehen wie ein ängstliches Rehkitz.
Ein älterer Mann kam aus dem Hinterzimmer und winkte uns zu sich nach hinten.
Wir folgten ihm durch einen Flur, dann runter in den Keller, wo wir uns alle an einen Tisch setzten.
„Also dann, eure aktuellen Ausweise bitte" sagte er und Nathan reichte ihm beide.
Der Mann musterte diese eine Zeit lang „Soso Nathan und Jane also. Wen machen wir aus euch?" er schien eher mit sich selbst zu sprechen als mit uns. Dann sah er uns an „Ihr behaltet eure Vornamen. Mit Nachnamen werdet ihr beide Williams werden. Der dritt häufigste Nachname in den USA also schwer zu finden. Ein frisch verheiratetes Pärchen, da wird keiner Fragen stellen" entschied er.
„Verheiratet?" fragte Nathan
„Ja mein Freund ihr werdet offiziell verheiratet sein, also Herzlichen Glückwunsch. Und jetzt meine Freunde, geht hoch und lasst euch von meiner Frau fotografieren" scheuchte er uns davon.
Seine Frau ? Die Frau musste 30 Jahre jünger sein als er.
Oben im Studio war schon alles vorbereitet. Also setzten wir uns abwechselnd auf den Stuhl und ließen neue Ausweisbilder machen, wie ganz normale Bürger.
„Heute Abend können sie ihre Fotos abholen. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag" sagte sie übertrieben freundlich und Nathan zog mich aus dem Laden raus.

Seine Reaktion auf unseren neuen Beziehungsstatus „verheiratet" bekam ich nicht aus dem Kopf. „Verheiratet also.." murmelte ich. „Es ist bestimmt nicht die Art wie du dir deine Hochzeit vorgestellt hast" lachte er verlegen. „Das stimmt wohl".
„Es ist ja erstmal nur für die Tarnung. Du kannst dich jederzeit von mir scheiden lassen" damit brach er das Eis wieder und wir lachten gemeinsam.
Die Zeit vertrieben wir uns indem wir durch die Stadt spazierten und unsere Lasagne Reste von gestern Abend aßen. Es tat gut mal länger auf den Beinen zu sein und nicht immer nur im Wagen zu sitzen. Als es dann achtzehn Uhr war brachte Nathan mich zu unserem Wagen und ging selber los um die Ausweise abzuholen.

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