10. Geister der Vergangenheit

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Jane's Sicht:

„Möchtest du noch über etwas reden" fragte er mich während wir frühstückten.
Ich glaube ich bin schwanger. Bitte verlass mich nicht. Ich drehe innerlich fast durch.
„Nein" war meine Antwort. Ich wollte erst den Schwangerschaftstest machen bevor ich uns beide in Panik versetzte. Ich zwang mich zu einem Lächeln.
Ich glaube nicht dass er mir das abgekauft hatte aber er beließ es für den Rest des Tages dabei. Und wir verbrachten den Sonntag mit kuscheln und Filmen vorm Fernseher.

Montag. Heute war es endlich so weit. Ich würde zur Arbeit gehen, auf dem Rückweg einen Test kaufen und dann warten bis Nathan zur Arbeit geht. Dann hätte ich endlich Gewissheit.
Ich schlich mich aus dem Bett um mich fertig zu machen. Es war absurd aber ich zog mir etwas weiteres an, weil ich das Gefühl hatte man könnte mir sonst ansehen dass ich vielleicht Schwanger war.
Bevor ich das Haus verließ, drückte ich Nathan noch einen Kuss auf die Lippen, wie jeden Morgen. Nur diesmal schien er gar nicht mehr zu schlafen, denn mit einer schnellen Bewegung hatte er mich auf sich ins Bett gezogen. Ich lachte und er grinste noch mit verschlossenen Augen „Nathan ich muss zur Arbeit". Trotzdem ließ ich mich kurz von ihm drücken und genoss seine Nähe. Dann ließ er mich auch wieder gehen „Ich liebe dich" brummte er schon wieder im Halbschlaf und ich erwiderte es lachend „Ich liebe dich auch".

Nathan's Sicht:

Gegen elf verließ auch ich dann das Bett. Ich ging duschen und in die Küche um meine berühmten Nudeln mit Tomatensoße zu kochen. Jane würde zwischen 12 und 13 Uhr von der Arbeit wieder kommen und ich mochte es, ihr Arbeit abzunehmen. Auch wenn ihr die Nudel bestimmt schon auf die Nerven gingen. Dafür kochte sie Nachmittags immer für mich. Damit ich nach der Arbeit auch was warmes zu essen hatte wenn ich mitten in der Nacht nach Hause kam.
Ich gewöhnte mich immer mehr an unser neues Leben und dieses Dorf. Vor allem weil ich Jane jeden Tag so glücklich sehen konnte.
In den letzten zwei Tagen schien sie zwar etwas zu bedrücken aber da würde ich auch schon noch hinter kommen.

Der Tisch war schon für zwei gedeckt. Das Essen schon am abkühlen. Es war schon kurz nach eins und Jane noch nicht da.
Ich redete mir ein dass Margret sie heute einfach länger im Laden brauchte aber je mehr Zeit verging und sie nicht wie immer lächelnd durch die Tür kam, desto mehr bekam ich ein ungutes Gefühl.
Als es dann zwei war machte ich mich auf den Weg zur Bäckerei um nach ihr zu sehen.

Ich betrat den kleinen Laden und eine ältere Dame drehte sich zu mir um. Sie musste Margret sein. Von Jane war noch nichts zu sehen.
„Du musst Nathan sein" lächelte sie warmherzig und ich verstand warum Jane sie so mochte.
„Woher wussten sie das ?" lächelte ich zurück.
„Es verirren sich nicht oft so junge, gut aussehende Männer in dieses Dorf". Ich lachte leise und sie fuhr fort „Ist denn mit Jane alles in Ordnung?". Sofort änderte sich die Stimmung im Raum. Mir wurde plötzlich ganz heiß „Was meinen sie?". Sie runzelte die Stirn „Naja weil sie nicht zur Arbeit erschienen ist, was kein Problem ist, aber ein Anruf währe schön gewesen". Mein schlechtes Gefühl verstärkte sich. Ich musste mich an einem der Stühle hinter mir festhalten „Sie ist heute morgen pünktlich aus dem Haus und bis jetzt nicht zurück" sprach ich es laut aus.
Ich fühlte mich taub, als währe alles gerade nur ein schlechter Traum. Margret sagte noch irgendwas aber ich hörte sie nicht. Ich stürmte aus dem Laden.

Was danach passierte nahm ich gar nicht wahr. Ich dachte nicht nach, alles geschah ganz automatisch. Ich klopfte an jedem einzelnen Haus, das zwischen der Bäckerei und unserem Haus lag. Einige haben sie angeblich zur Arbeit fahren sehen aber konnten nicht's weiter sagen. Nichts gab einen Hinweis darauf wo sie ist.
Meine Hände zitterten als ich dabei war im nächsten Krankenhaus anzurufen. Was wenn mir dieser Anruf den Boden unter den Füßen wegreißen wird ?
Aber auch im Krankenhaus gab es keinen Hinweis auf Jane.
Ich rief auch Sky an, vielleicht wollte Jane mich einfach verlassen aber davon wusste Sky auch nichts. Jane würde mich nicht einfach so verlassen.
Es wurde schon dunkel und mir blieb keine andere Wahl als zur Polizei zu gehen. Auch wenn ich damit riskiere entdeckt und festgenommen zu werden.
Diese konnte mir auch nicht helfen weil seit ihrem verschwinden noch nicht genug Zeit vergangen war. Aber sie versicherten mir, dass sie sich trotzdem umhören würden. Ich ließ meine Kontaktdaten da und sollte morgen wieder kommen falls sie bis dahin nicht auftaucht.
Ich konnte doch jetzt nicht einfach abwarten, einfach nach Hause gehen oder arbeiten. Mir blieb jedoch nichts anderes übrig. Deshalb ging ich schon vor Schichtbeginn in die Bar und setzte mich an den Tresen. Es war schon fast einundzwanzig Uhr und die Bar hatte schon einpaar Gäste.
Als Berry mich erkannte kam er sofort zu mir „Du siehst total fertig aus, alles in Ordnung?".
„Nein" ich schüttelte den Kopf. Er machte uns beiden einen Drink und setzte sich zu mir. Ich erzählte ihm was los war und während er mir versicherte dass in diesem Dorf noch nie was schlimmes passiert sei und bestimmt alles gut werden würde klingelte plötzlich das Telefon in der Bar. Berry ging dran und winkte mich dann zu sich. Ich nahm ihm den Hörer ab „Nathan hier". Es war die Polizei. Ich hatte ihnen auch die Nummer der Bar hinterlegt falls ich nicht Zuhause sein sollte. Sie riefen mich auf die Wache, weil sie etwas raus gefunden haben.
Natürlich zögerte ich nicht und Berry übernahm meine Schicht heute. Auch wenn ich mit ungutem Gefühl ging, musste ich gehen. Auch wenn es vielleicht nur ein Vorwand war. Wenn sie meine wahre Identität rausgefunden haben und mich nur auf die Wache locken wollen um mich festzunehmen. Ich musste es riskieren.

Ich betrat also die kleine Wache. Der Mann am Empfang erkannte mich von heute und rief jemanden aus. Der Polizist nahmen's J. Polan, wie sein Namensschild verriet, mit dem ich heute auch schon gesprochen hatte rief mich in sein Büro.
„Setzen sie sich Mr. Williams"
„Haben sie meine Frau gefunden ?" ich konnte mich nicht setzen.
Er sah endlich von seinem Computerbildschirm auf und mich an „Wir haben heute eine verdächtige Entdeckung gemacht. Eine Frau hat uns zu sich gerufen weil sie etwas auf ihren privaten Überwachungsvideos gefunden hat als sie von der Arbeit nach Hause kam. Sie müssen sich dieses Video ruhig und konzentriert ansehen um uns helfen zu können"
Ich nickte und setzte mich endlich hin. Er drehte den Bildschirm zu mir „Ist das ihre Frau Mr Williams ?". Er startete das Video und Jane fuhr mit ihrem Fahrrad ins Bild. Es war nur eine Straße von der kleinen Bäckerei entfernt, ich erkannte sie sofort. Jane trug ein gelbes luftiges Sommerkleid. Und dann plötzlich raste ein schwarzer SUV ins Bild und drängte sie von der Straße ab. Ich hielt den Atem an.Für mich schien alles in Zeitlupe zu verlaufen. Typen stiegen aus dem Wagen aus. Packten sie und das Fahrrad und zerrten sie in den Wagen. Bevor der Fahrer einstieg sah er sich noch mal um und die Kamera fing für zwei Sekunden sein Gesicht ein.
Mir gefror das Blut in den Adern. Ich sah Geister.
Es war Logan.

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