Ich stand nur fassungslos da. Meine Mutter schluchzte und weinte noch lange nachdem die Polizisten gegangen waren. Mein Vater ist tot. Er wurde ermordet. Vermutlich der gleiche, der auch Miss Rosewood aus dem Leben gerissen hatte.
Ich saß nur in meinem Zimmer auf dem Bett. Ich weinte nicht, weil ich nicht wusste, ob ich traurig sein sollte. Er hat immer unser ganzes Geld verprasst. Er war Schuld daran, dass wir so leben mussten. Er war Schuld daran, dass ich mich schämte. Vor Dylan und vor allen anderen in der Schule und sonst wo, aber er war mein Vater. Toll finde ich es also auch nicht. Es war mehr so eine stille Trauer.
Sie loderte in mir, wie bei einem Vulkan und irgendwann bricht sie hervor und ich würde weinen, doch jetzt war es kaum mehr, als ein starren an die kahle Wand meines Zimmers.Ich hörte meine Mutter unten im Wohnzimmer schluchzen. Es war, als hätte sie vergessen, dass mein Vater sie angeschrien hatte, wenn er zu betrunken war.
Ava! Was war mit ihr? Sofort stand ich auf und verließ mein Zimmer. Ich erlebte alles, wie durch eine dicke Wattewolke. Mir war schwindelig, doch ich konnte trotzdem noch problemlos eine gerade Linie gehen. Es war lediglich ein leises Pochen im Hinterkopf.
Als ich am Zimmer meiner Schwester angekommen bin, stieß ich die Tür auf. Sie lag dort, die Decke über den Kopf gezogen und ich hörte, dass sie weinte. Sie tat mir so leid. Es war alles verdammt viel auf einmal für so ein kleines Mädchen. Erst Miss Rosewood, die wie eine Oma für sie und mich war und dann noch unser Vater.Vorsichtig setzte ich mich auf die Bettkante und sah auf den Hügel, der sich zuvor noch bewegt hatte, aufgrund der heftigen Schluchzer, die Ava's Körper erzittern ließen, doch nun bewegte er sich nicht mehr.
Vorsichtig krabbelte das blonde Mädchen unter der Decke hervor. Wahrscheinlich wusste sie, dass bloß ich es bin.
Sie setzte sich neben mich und wischte sich die Tränen weg. Nun starrte auch sie gegen die Wand und schwieg. Ich hätte gerne was gesagt, ihr ein bisschen was von dem Schmerz genommen, doch ich verspürte selbst zu viel davon und ich war verdammt schlecht darin, andere Leute zu trösten.Langsam legte ich den Arm um ihre Schulter und zog sie ein wenig zu mir. Das half doch meistens. Sie sollte wissen, dass sie nicht alleine war. Sie sollte wissen, dass ich da war, um sie aufzufangen, auch wenn es für mich ebenfalls nicht wirklich einfach war, aber wir würden das schon hin bekommen.
Sanft strich ich über ihre Schulter und drückte sie leicht.
»Alles wird gut. Ich bin für dich da«, flüsterte ich und sie nickte nur wortlos.
Nach ein paar Minuten, in denen wir so da saßen, ich meine Arme um meine kleine Schwester geschlungen und sie sich fest an mich gekuschelt, merkte ich, wie mein T-Shirt langsam immer nässer wurde und schließlich an meiner Haut klebte. Ava weinte wieder, aber wenn es ihr half, dann sollte sie das tun. So viel sie wollte.Nach einer Weile ging ich wieder in mein Zimmer. Ava war eingeschlafen. Sie hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes in den Schlaf geweint. Seufzend ließ ich mich auf meinem Bett nieder.
Ich striff mir meine Schuhe von den Beinen und auch meine Jacke flog auf den Boden. Ich war sofort zu meiner Schwester gelaufen, dass ich mich gar nicht ausgezogen hatte.
Erst jetzt fielen mir die Traubenzucker-Lollis ein und ich seufzte. Schnell kramte ich sie aus der Jackentasche und schlich nochmal in das Zimmer meiner kleinen Schwester.
Es war ein schöner Anblick, sie so schlafend zu sehen. Ihre Brust hob und senkte sich in gleichmäßigen Atemzügen. Vorsichtig legte ich das Päckchen mit den Lollis auf ihre Kommode, dir neben dem Bett stand.
Ein paar Minuten stand ich einfach nur da und beobachtete meine schlafende Schwester. Ich war froh, dass sie nun Ruhe hatte und sich vielleicht ein bisschen entspannen konnte. Schlaf war wichtig.Bevor ich sie noch irgendwie weckte, lief ich wieder zurück in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett
Unterbewusst fing ich wieder an, gegen die Decke zu starren. Ich schreckte erst hoch, als meine Mutter in mein Zimmer kam. Sofort setzte ich mich auf und sah sie an.
Ihre Augen waren rot und angeschwollen, ihre Wangen nass von den ganzen Tränen. Sie tat mir leid. Sehr leid sogar.
Langsam kam sie auf mich zu und nahm mich wortlos in den Arm. Ich erwiderte und schlang meine Arme ebenfalls um sie.
»Es tut mir leid, dass ihr in letzter Zeit so viel durchmachen müsst. Erst Miss Rosewood und dann auch noch euer Vater«, flüsterte sie und ich schluckte. Wir hatten vorher auch einiges durchmachen müssen, aber das war ja offensichtlich egal.
»Ist schon okay, Mama. Es tut zwar weh und es ist auch alles andere, als schön, aber es wird eine Zeit kommen, da wird alles besser.«
Ich war zuversichtlich, weil ich wusste, dass es nichts brachte, Trübsal zu blasen und ich wollte es auch nicht. Heute war doch eigentlich so ein schöner Tag gewesen.Irgendwann ging meine Mutter dann auch wieder und ich war froh, dass ich nun endlich ein bisschen Zeit für mich hatte.
Ich legte mich wieder hin. Vorher zog ich noch meine Jeans und mein T-Shirt aus. Mein Körper war so erschöpft. Er bettelte nahezu nach Schlaf und ich konnte es kaum erwarten, ihm diesen Wunsch zu erfüllen.
Also legte ich mich ins Bett und drehte mich zur Seite. Beinahe automatisch fielen mir die Augen zu und ich rollte mich ein bisschen zusammen, wie ein kleines Kätzchen.
Dylan hatte ich leider total vergessen. Ich wusste, dass ich ihm noch geschrieben hätte, wenn das alles hier nicht passiert wäre.
Leise seufzte ich. Noch ein paarmal wälzte ich mich unruhig umher. Mein Körper war hundemüde und trotzdem wollte er erst keine Ruhe finden.
Ich schlug die Augen auf und stöhnte genervt auf.
Erneut startete ich einen Versuch und tatsächlich schaffte ich es dieses Mal in einen tiefen traumlosen Schlaf.Tut mir leid, dass gestern nichts kam, aber ich war so ewig lange mit der Schule beschäftigt und dann war ich bei meinem Onkel 🙈❤️
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Big Spender {Dylmas} |✓
Teen FictionEin Paar ungetragener Schuhe und ihre Geschichte. Dylan entschließt sich dazu, seine Schuhe zu spenden, doch er hätte niemals damit gerechnet, dass sich so starke Gefühle dadurch entwickeln können.