13: 𝐓𝐡𝐨𝐦𝐚𝐬

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Die Beerdigung war so, wie jede andere auch

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Die Beerdigung war so, wie jede andere auch. Vielleicht mit weniger Extras, aber sie war genauso traurig und herzzerreißend, wie jede andere es auch gewesen wäre. Tränen wurden genügend vergossen. Die ganze Zeit über hielt ich Ava an der Hand und starrte an irgendeinem Punkt in der Ferne. Ich konnte nicht sagen, wie lang das ganze gedauert hatte, aber irgendwann riss meine Mutter mich aus dem Gedanken.
»Komm Thomas. Wir fahren nach Hause.«
Inzwischen waren wir in die Kirche gegangen und offenbar war auch dort die Beerdigung zu Ende.
Ich erhob mich von der kalten, harten Bank und sah zu Ava.
»Komm, mein Engel«, hauchte ich. Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Ich streckte meine Hand nach ihr aus und sie ergriff sie und ließ sich von mir mit ziehen.
Meine Mutter legte den Arm um mich, als wir zum Ausgang gingen. Sie hatte ebenfalls geweint und war traurig. Jeder hier war traurig.

Zuhause angekommen, saß ich in meinem Zimmer und überlegte, was ich tun konnte. Ich sehnte mich so sehr nach Ablenkung, doch es kam mir falsch vor, jetzt irgendwas zu tun, was mir Spaß machte.
Mein Vater war tot und ich wollte Spaß haben. Das war egoistisch und das wollte ich nicht sein.
Plötzlich piepte mein Handy. Ich tastete ohne hinzusehen danach und sah auf den Bildschirm. Dylan? Dylan! Natürlich! Ihn hatte ich in dem ganzen Durcheinander ganz vergessen.
Wie lang hatte ich mich nun nicht mehr gemeldet? Zwei Tage? Vielleicht auch drei? Verdammt, er muss mich bestimmt für einen Vollidioten halten.

Der Junge hatte mir drei Nachrichten geschickt. Jeden Tag eine, also waren es drei Tage, in denen ich mein Handy nicht ein einziges Mal in der Hand hatte.

Hey, wie geht's dir? 😊

Das war die erste Nachricht.

Störe ich dich? 😮

Ich schluckte, als ich nun auch die letzte Nachricht las.

Es tut mir leid. Ich will dich nicht nerven. Ich höre damit auf. Versprochen.

Ich spürte, wie ich Angst bekam, ihn vielleicht verloren zu haben. Ich wollte etwas schreiben, wollte ihm sagen, dass er mich nicht genervt hatte, sondern einfach gerade mehr in meinem Leben passierte, als ich verarbeiten konnte, doch meine Finger wollten nicht tippen.
Ich wollte ihn anrufen. Das tat ich nun auch.
Es piepte und ich schluckte schwer, während ich wartete, dass auf der anderen Seite jemand ran ging.
»Hallo? Thomas?«
Ich schluckte. Was nun? Ich hatte einfach ohne nachzudenken angerufen und nun hatte ich das Dilemma.
»Hey, ja ich bin's. Es tut mir verdammt leid, dass ich nicht geantwortet habe. Ich...hatte mein Handy nicht bei mir.«
Schweigend. Wahrscheinlich überlegte Dylan gerade, ob er mir glauben sollte oder nicht.
»Ganze drei Tage? In unserer Generation sind drei Minuten ohne Handy schon zu viel«, meinte er, sagte dies aber mit einem leichten Schmunzeln in der Stimme.
Ich seufzte.
»Ja, normalerweise ist das bei mir auch nicht so, aber gerade passiert in meinem Leben so viel. Mein Vater ist ermordet worden und zuvor meine Nachbarin, die für mich wie eine Oma war. Ich weiß einfach nicht, wohin mit meinem Leben«, redete ich einfach vor mich hin. Es tat gut, mit jemandem darüber zu sprechen.
»Oh Gott, das tut mir leid, dass wusste ich nicht.«
Ich wollte nicht, dass Dylan sich schlecht fühlte. Das sollte er nicht.
»Schon okay. Ich schätze, ich brauchte einfach jemanden zum Reden«, murmelte ich und sah zu Boden, während ich mir den Hörer fest ans Ohr presste.
»Wenn du jemanden zum Reden brauchst, dann kannst du mich immer anrufen ja? Ich bin für dich da«, sprach Dylan sanft zu mir und ich lächelte leicht. Zum ersten Mal in diesen drei Tagen.
»Danke, das ist wirklich lieb von dir«, gab ich zurück.
Wir redeten noch eine Weile und ich fühlte mich schon viel besser. Dylan bewirkte wahre Wunder.

»Wenn du was brauchst, dann kannst du dich immer gerne melden. Ich bin für dich da«, meinte Dylan schließlich. Wir hatten nun schon eine gute Stunde telefoniert. Er hatte mir ein bisschen was von seiner Familie erzählt. Sein Vater war Autor und ich hatte tatsächlich schon einmal ein Buch von ihm gelesen. Das hatte ich ihm natürlich sofort gesagt und er hatte sich sehr gefreut. Wir verstanden uns immer besser und ich konnte kurzzeitig vergessen, aus welchen Verhältnissen ich eigentlich kam.

»Danke, das ist so lieb von dir. Ich muss jetzt aber wirklich Schluss machen. Es ist schon spät.«
Es stimmte. Es war bestimmt schon halb zehn, wenn nicht noch später, aber ich bereute diesen Anruf nicht. Keinesfalls.
»Ist gut. Wir sehen uns«, verabschiedete sich Dylan.
»Ja, bis dann.« Ich wartete, bis der Dunkelhaarige auflegte, was ein paar Minuten brauchte. Offenbar warteten wir beide darauf, dass der jeweils andere noch was sagte, da keiner von uns, diesen schönen Anruf beenden wollte, aber als dies nicht geschah, legte Dylan auf.
Ich platzierte mein Handy so wie jede Nacht auf meiner Kommode neben dem Bett und seufzte leise auf.
Die Trauer war wie verflogen. Ich fühlte mich gut.

Leicht lächelnd drehte ich mich auf die Seite und seufzte leise auf. Ich schloss die Augen. Mein Körper schrie mach Schlaf. Ich brauchte Ruhe und Erholung und das bekam ich nur im Schlaf, denn wenn ich wach war, dachte ich immer an irgendwelche Dinge, die mich unter Druck setzten.
Ich gähnte ein paarmal und wie fast jeden Tag hatte ich Schwierigkeiten, einzuschlafen, aber irgendwann gelang es mir doch.
Ich schlief friedlich wie ein Baby und es tat gut, mal an nichts denken zu müssen. Immer wieder grummelte ich leise und genoss die Schwärze, die mich einlullte und fest hielt.

Erst am nächsten Morgen wachte ich wieder auf und die Ereignisse holten mich sofort wieder ein, als ich meine Mutter schweigend am Küchentisch sitzen sah. Sie weinte zwar nicht, aber ich sah, dass es ihr absolut nicht gut ging.
Schnell machte ich ihr einen Kaffee, was sie mir einem sanften Lächeln in meine Richtung kommentierte.
Ich setzte mich gegenüber von ihr hin, nur damit wir beide zusammen schweigen können. Ava schien noch zu schlafen, was auch gut war. So ein kleines Mädchen sollte sich nicht so sehr belasten. Wie gerne ich doch zurück zum gestrigen Abend springen würde, wo ich mich Dank Dylan so gut gefühlt hatte.

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Big Spender {Dylmas} |✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt