»Morgen findet die Ernte statt !« Die helle, nervige Stimme von Jasmin Northway drang an mein Ohr. Ich seufzte. Fast den ganzen Tag hatte ich ihr aus dem Weg gehen können. Aber jetzt, nach Schulschluss, hatte sie mich doch eingeholt. »Was willst du?« knurrte ich. Entweder hörte sie den unfreundlichen Ton in meiner Stimme wirklich nicht oder sie ignorierte ihn. Egal, wie gereizt ich reagierte, sie lief mir immer hinterher und nervte mich mit ihrem ständigen Gelaber.
Wir kannten uns schon seit der Grundschule, wo ich fast immer allein die Pausen verbrachte. Damals hatte sie mich gesehen, und gemeint, dass ich unbedingt Gesellschaft brauche, und verfolgte mich seitdem auf Schritt und Tritt. Ich wusste, dass es nur nett von ihr gemeint war, aber das bedeutete nicht, dass sie mich nicht nervte.
»Bist du nicht auch so aufgeregt wie ich?Ich habe so Angst, gezogen zu werden...« Sie sah mich mit ihren großen braunen Augen an. »Wenn das passieren würde, hätte ich wenigstens ein Problem weniger-«
Himmel, konnte ich nicht einmal den Mund halten? Zu oft passierte es mir, dass ich redete ohne darüber nachzudenken. Meistens interessierte es mich nicht, ob jemand deswegen empört oder verärgert war. Aber dass ich das jetzt gesagt hatte, tat mir wirklich leid .
»Was?« Jasmin hatte mich zum Glück nicht gehört.
»Ahh, mir fällt gerade ein, dass ich meiner Mutter versprochen habe, dass ich ihr noch Brot kaufen wollte. Tut mir leid. Bis morgen !« »Hoffentlich nicht.«, murmelte ich . Ich würde morgen alles daran setzen,wenigstens während der Ernte ihre Gesellschaft nicht ertragen zu müssen.
Ich hatte es nicht eilig, nachhause zu kommen, deshalb schlenderte ich langsam über den Marktplatz des Händlerviertels. Da wir als Bürgermeisterfamilie im Gegensatz zu anderen Familien Geld hatten, konnte ich es mir leisten, mir hin und wieder etwas zu kaufen. Aber da ich sowieso kein verschwenderischer Typ war, setzte ich eher auf die »Ich schaue nur« - Strategie, wenn jemand hinter den Ständen mich ansprach.
Als ich bei unserem vergleichsweise großem Haus ankam, war es schon spät. Die Sonne verschwand langsam hinter den Bergen von Distrikt 12 und färbte alles in ein wunderschönes Orange. Die Luft roch klar, da niemand in Distrikt 12 Autos fuhr. Vor unserer Haustür drehte ich mich um und ließ den Blick über den Platz vor unserem Haus schweifen. Es waren nur noch wenige Menschen zu sehen, die über den Platz eilten. Am Vormittag hatte es geregnet, weshalb die unregelmäßig verbauten Pflastersteine noch feucht waren. Es roch nach nassem Asphalt. Mit einem tiefen Atemzug sog ich die Luft ein. Distrikt 12 konnte so schön sein. Doch leider war ich einer der Wenigen, die sich dieser Schönheit bewusst waren. Meistens herrschte hier Angst und Schrecken. Leute verhungerten. Kinder starben. So gern ich mich der Realität entzogen hätte, hier weiterhin gestanden wäre, mir eingeredet hätte, alles wäre in Ordnung, das ging nicht. Schon gar nicht , wenn morgen der schlimmste Tag des Jahres war. Nicht am Tag vor der Ernte.
Hey :) Ein großes Dankeschön an jeden, der meine Story bis hier hin verfolgt hat .
Diese Geschichte ist / war sogar #1 in der Kategorie Panem (😳Es freut mich extrem) Wisst ihr,was die Anforderungen sind, in so einer Kategorie weit oben zu sein? Bin gespannt auf Antworten ...
xx,
xNightinxgale
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Die Tribute von Panem-Der Gesang der Nachtigall
Fanfiction[Pausiert] Was wäre,wenn es nach den 74.Hungerspielen nur einen Sieger gäbe? Was wäre,wenn Peeta sich für Katniss geopfert hätte? Wenn es keine Rebellion gäbe. Alles in Ruhe und Frieden wäre. Es würde keinen Widerstand geben. ⚜Oder doch?⚜ ...