𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟠-𝕂𝕒𝕥𝕟𝕚𝕤𝕤

58 9 3
                                    

Da kamen sie. Neben mir spannte sich Haymitch an,gleich wie ich. Alle Mentoren in dem großen Raum starrten gebannt auf den Bildschirm,der nun Live-Aufnahmen davon zeigte, was gerade in der großen Halle geschah.

Die Tribute aus 1 glänzten wie immer. Eines der Mädchen erinnerte mich schmerzhaft an Glimmer,den damaligen weibliche Tribut ,die von dem Gift der Wespen,die ich auf sie losgehetzt hatte,gestorben war.

Das Publikum jubelte begeistert,als der Streitwagen des 2. Distrikts erschien. Ich kniff die Augen zusammen. Alle weiblichen Tribute hatten Kleider an,die männlichen Anzüge. War das geplant oder nur ein großer Zufall? Ich betrachtete die Kleider genauer. Das Mädchen,das aussah wie Glimmer, hatte ein himmelblaues, glitzerndes Kleid an. Der Junge trug einen ebenfalls blauen Anzug. Irgendwas sagte mir,dass ich wissen sollte,an was mich diese Outfits erinnerten,aber es fiel mir nicht ein. Es hatte mit meiner Kindheit zutun,da war ich mir sicher.

Alle folgenden Tribute trugen ebenfalls Kleider und Anzüge. Die ganze Zeit über erinnerten mich die bunten,schillernden Gewänder an etwas,aber ich kam einfach nicht darauf. Frustriert seufzte ich und ballte die Hände zu Fäusten,während ich mich auf dem bequemen Sofa zurücklehnte. Das brachte mir einen verwirrten Blick von Haymitch ein. »Was ist los,Süße?« Ich lehnte den Oberkörper wieder nach vorne. »Nichts« Stumm starrte ich wieder auf den Bildschirm. Jetzt war Distrikt 12 dran, Lyra und Rory erschienen. Auch sie hatten dieselbe Kleidung wie die anderen an. Besonders Lyra mit ihrem hellen Taint, den schwarzen Haaren und blauen Augen gefiel mir gut. Ihr Kleid erinnerte an das einer Adeligen. Als sie sich bewegte, flogen lauter schwarze Partikel herum. Sie starrte mit großen Augen in die Menge,die ihr zujubelte. Die vielen Leute schienen sie etwas einzuschüchtern. Rory neben ihr schaute ebenfalls aufgeregt in die Menge, aber er machte einen gefassteren Eindruck. Sein Anzug war sehr dunkel,fast schwarz,gleich wie seine Augen. Seine dunkelbraunen Haare waren jetzt gleich geschnitten wie die seines Bruders,er sah aus wie eine Miniaturausgabe von Gale.

Hinter ihnen schlossen Gale und Madge an. Madge blickte mit einem einigermaßen freundlichem Blick in die Runde, Gale jedoch sah so aus,als würde er jeden Moment vom ziemlich schnellen Streitwagen springen und jeden einzelnen im Publikum erwürgen wollen. Ich richtete mich auf, den ganzen Körper angespannt.

Ich hatte ihm doch gesagt,er solle wenigstens versuchen, nicht auf Mordgedanken zu kommen, während er das hier durchzog. Aber wenn er in diesem Moment Zugang zu irgendetwas gehabt hätte, das eventuell andere verletzen könnte, wäre er zu einem größeren Massenmörder als Snow mutiert, da war ich mir sicher.

Mein Magen fing an zu knurren. Mir fehlte das Mittagessen,das ich heute ausgelassen hatte. Verstohlen sah ich nach hinten. Würde es auffallen,wenn ich schnell verschwinden und mir etwas zu essen holen würde?

Wahrscheinlich schon. Trotzdem stand ich auf,denn nun waren alle Streitwagen in der offenen Halle angekommen und Snow hielt die gleiche Rede,die er schon letztes Jahr gehalten hatte. Das interessierte mich nicht und ich hatte gesehen,dass relativ viel vom letzten Mittagessen übrig geblieben war und ich nahm mir fest vor,so das meiste davon zu retten,bevor es in die Tonne kam.
Ich war gerade im Begriff,den großen Raum zu verlassen,als Haymitchs scharfe Stimme mich zusammenfahren ließ.

»Wo willst du hin?« Ertappt fuhr ich zusammen. »Es wird doch wohl nicht verboten sein, sich etwas zu essen zu holen« Er zog eine Augenbraue hoch. »Ich dachte du bist nicht hungrig. Oder wieso warst du beim heute beim Essen nicht da?« Ich sah mich um. Die meisten anderen Mentoren saßen auf den um den Bildschirm herum verteilten Sofas und starrten mehr oder weniger gelangweilt die dort gezeigte Übertragung an. Niemand hörte mir und Haymitch zu. »Ehm ja, da war nur so eine Diskussion zwischen mir, Gale und Rory...« Dass das schon wieder fast eskaliert war,ließ ich aus.

Ich weigerte mich, Gale in der Arena sterben zu sehen. Er wollte die Arena nicht lebend ohne Rory verlassen. Trotzdem versuchte ich immer weiter, ihn davon zu überzeugen, zu gewinnen. Was sollte denn aus seiner Familie werden,wenn er starb? Mit wem sollte ich im Wald jagen gehen,wem könnte ich dann meine Sorgen anvertrauen,wenn ich meine Schwester Prim damit nicht weiter belasten wollte? Vielleicht war es egoistisch,aber ich konnte Gale einfach nicht verlieren. Ich war einfach nicht fähig dazu, mir ein Leben ohne ihn vorzustellen. Ich hatte es schon einmal geschafft, in den Hungerspielen zu siegen,ich würde es auch ein zweites Mal schaffen. Mir egal, ob Gale das passte oder nicht.

Haymitch seufzte. »Also ich glaube nicht ,dass unsere Vier hier eine große Chance haben. Die doppelte Anzahl an Tributen bedeutet die doppelte Anzahl an Gefahren, die sie früher oder später das Leben kosten werden.« Er hatte recht. Und das bedeutete,dass ich Gale verlieren würde.
Ich stampfte trotzig mit dem Fuß auf. »Nein! Ich hab das alles nicht mit Peeta durchgezogen ,um Gale im nächsten Jahr sterben zu sehen! Da hätte ich doch gleich in der Arena sterben können. Gale wird überleben,das versichere ich dir!« Nun starrten uns doch alle an. Haymitch deutete auf den Bildschirm,nun auch nicht mehr ruhig. »Ach ,und glaubst du,so gewinnt er Sponsoren?!« Just in diesem Moment wurde der Streitwagen von Gale und Madge gefilmt,der neben den anderen in einer Reihe stand. Gale starrte finster in die Menge. Madge neben ihm lächelte so wie die meisten anderen Tribute. Das ziemlich hübsche Mädchen aus 2 strahlte sogar ,als hätte sie bereits die Spiele gewonnen. Nur Gale stach unangenehm aus der Menge heraus,ich war mir sicher ,jeder konnte sehen was er dachte. Ich drehte mich wortlos um,zitternd vor Wut. Fast wäre ich in die Tür gerannt ,als ich auf sie zustürmte. Im letzten Moment bemerkte ich ,dass diese nicht -so wie viele andere im Kapitol- automatisch aufging. Sie knallte laut gegen den Türrahmen,als sie hinter mir ins Schloss fiel.

Das Küchenpersonal sollte sich schon mal in Acht nehmen ,denn ich konnte sehr viel essen,wenn ich frustriert war.

Die Tribute von Panem-Der Gesang der NachtigallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt