ＥＣＬＩＰＳＥ • Power Of Anger | Marvel FF

|6| Setting Sun

Die beiden Geschwister wechselten kein Wort auf dem Weg zum Versammlungssaal. Nicht nur wegen den schockierenden und besorgniserregenden Ereignissen, sondern auch wegen der Audienz des Königs. Es kam selten vor, dass der König seinen Palast verlässt. Normalerweise regierte König Odin ausschließlich von seinem Thron aus, nur wenige Anlässe zwangen ihm sein Schloss zu verlassen.

Balder und Soley mussten einige Gänge durchqueren, während jeder Schritt Soleys Herz ein wenig schneller schlagen ließ. Der letzte Gang war der schwerste und als die Geschwister vor dem Tor standen, verkrampfte sich die Körperhaltung der beiden. Balder schluckte erstmal, aber dann schlug er das Tor auf, um den ersten Schritt zu wagen, doch Soley hätte lieber darauf verzichten können. Zaghaft betrat sie den Saal. Ihre Gedanken spielten herum mit Rachegelüsten und ihre Gefühle sind ertränkt voll mit Zorn. Äußerlich versuchte die Asin kühn zu wirken, doch ihr Blick verfiel leicht ihren Gefühlen, als sie den Herrscher Asgards sah.

Der Saal war riesig und mit goldpolierten Fliesen versehen, die durch die bogenförmigen Fenster die Sonne Einlass gewährten und den Raum mit Magie füllte. In der Mitte des Saals befand sich ein großer Tisch mit diversen Büchern und Schriften, die die Arbeit der Götter der Gerechtigkeit verinnerlichten. Auf der anderen Seite des Saals standen Bücherregale mit vereinzelten Vitrinen in denen Dokumente lagen zur Zeiten der Vereinigung der neun Welten. Doch das besondere war der gelbe leuchtende Kreis an der Decke, dessen Licht gleichwertig der Sonne war und die detallierten Muster und Verzierungen der Decke funkelnde Farben schenkten.

Wenigstens ein Teil der Vergangenheit wurde erhalten

, dachte Soley und vermischte ihre Gefühle von leichter Trauer mit ihrem unbarmherzigen Zorn.

"Wir haben euch erwartet!", kam es von Tyr der sich von dem Stuhl des Familienoberhauptes erhob. Sein Verhalten war anders, als es sonst für seine Art war. Viel mehr wirkte er wie ein Diplomat mit samt seiner Kleidung, die ihn vom Gott des Krieges plötzlich zum Gott der Gerechtigkeit machten. König Odin wandte sich zu den erwarteten Personen um. Soley erkannte nicht mehr den jungen Königserben von damals wieder. Während sie in den Augen ihrer Brüder noch die winzigen Züge deren Vergangenheit sah, sah Soley nun in einem Auge voller Leere ohne Farben seines damaligen Lebens als Erbe des Throns.

"Gut, dann kann ich endlich mein Anliegen darbringen", meinte Odin mit einer Stimme wie ein Herrscher. "Setz euch zu mir!", bat Tyr um seine Geschwister und kassierte von Soley einen Blick der Überraschung.

Diese Nettigkeit ist schon unheimlich!

Die beiden Geschwister saßen sich zu Tyrs rechten und linken, während auch er sich wieder in den Stuhl begab. "Ich brauche eine Heilerin, die vertraut ist mit den alten Heilkünsten vor der Vereinigung der neun Welten", schilderte Odin. "Seit unserer Mutter kennt keiner mehr diese Art von Heilung. Sie hat ein neues verbessertes System entwickelt, weshalb bräuchte man die alten Verfahren wieder?", äußerte sich Balder direkt irritiert über diese Bitte vom König. "Dies ist ein  persönliches Anliegen. Jedoch kann ich sagen, dass ich uralte Magie brauche, um den Schutz Asgards zu gewährleisten.", erklärte Odin und weiste auf eine Gefahr hin die Asgard bedrohen könnte. "Wie können wir helfen? Die Schülerin unserer Mutter sind schon seit Jahrhunderten mit der Seelenschmiede vertraut. Keiner der lebenden Heiler kennt den Umgang mit der Ahnenquelle mehr", argumentierte Tyr. "Deshalb muss ich eine radikale Entscheidung treffen", began der Allvater widerwillig, "Ich begnadige Soley Bragadottir unter den Umständen meinem Anliegen nach zu gehen" Tyrs Gesicht verfinsterte sich und schien nicht mit diesem Angebot einverstanden zu sein. Soley jedoch konnte es nicht fassen dies von Odin zu hören und verharrte in ihrer Position. Balders Körperhaltung spannte sich an, während er die Worte des Königs erst mal auf sich wirken ließ. Und gleichzeitig wollten beide Brüder dieses Angebot verneinen: "Wir lehnen ab!" Soley starrte irritiert zu ihren Brüdern und erhob die Stimme: "Ich bin eine eigenständige Frau, deshalb bestimmt keiner von euch beiden diese Entscheidung für mich!" Tyr schien nun noch angespannter und zeigte dadurch seinen wahren Charakter. "Ich bin immer noch das Familienoberhaupt hier und treffe SOLCH wichtigen Enscheidungen. So leid es mir tut ich lehnen ab, gerade sie eure Majestät wissen über dessen Gründe Bescheid" Soleys Haltung verkrampfte sich mit zunehmender Anspannung. Mit schnippischen Blick zu Odin konzentrierte sie ihr Inneres mal wieder zu kontrollieren. "Desen bin ich mir sehr wohl bewusst Lord Tyr. Jedoch verlangen außergewöhnliche Umstände zu noch außergewöhnlichen Maßnahmen. Dies ist keine Bitte!", bekräftigte der König noch mal seinen Standpunkt. Der alte Kriegsgott vermochte nicht mehr das Wort gegen den König zu erheben, denn Odin würde niemals so ein Risiko eingehen, wenn nicht eine viel schlimmere Bedrohung dahinter stecken würde, als die Geheimnise die vor Soley bewahrt werden müssen. Denn nur sie wussten über die wahren Hintergründe von Soleys Gefangenschaft Bescheid. Die zornige Asin bebte und ließ ihre Finger auf dem Tisch herum spielen.