Kapitel 1
Geduldig wartete ein Mann mit dunkelbraunen, fast schwarzen Haaren vor dem Eingang zum Magierturm.
Graue Augen begutachteten des Gebäudes, welches unendlich hoch erschien. Das dunkle Mauerwerk hatte etwas Unheimliches und eine gewisse Macht ging von dem Gebäude aus. Was kein Wunder war, denn seit einigen Generationen tagten hier regelmäßig die mächtigsten Magier der fünf Zirkel.
Zudem war dieser Ort eine Bibliothek für Magier aus der ganzen Welt. Hier konnte man Forschen und das Wissen von vielen Generationen finden.
Soweit Nino wusste, gab es mehrere Bereiche, in denen unterschiedliche Themen lagerten. Er selbst war noch nie hier gewesen, obwohl der Ort als Anlaufstelle begabter Magier galt.
Geräuschvoll öffnete sich das Tor, doch niemand war zu sehen. Stattdessen empfing Nino Dunkelheit.
Sollte er nicht in eine Eingangshalle treten? Warum war diese nicht beleuchtet? Weil heute ein wichtiges Treffen anstand?
Mit hocherhobenem Haupt trat er ein und spürte Magie um sich herum. Statt sich jedoch zu wehren, ließ er es gewähren und spürte, dass sich der Raum verzehrte und kurz darauf war er in einem anderen. Wohl irgendwo im Turm. Wahrscheinlich ein Ort, an dem man sonst nicht hinkam.
Ein sanftes Licht erschien um ihn herum und dann ein weiteres über einem Mann mit dunkelroter Robe.
Isici, das Zirkeloberhaupt der Elementmagier. Sein Mentor.
"Nino Terava", erklang seine dunkle Stimme, doch sein Gesicht lag in Dunkelheit.
Diese Stimme würde Nino überall erkennen. Nur sein Mentor besaß dieses gewisse Etwas. Eine Mischung aus Hohn, Spott, Arroganz, Ernst und Ungeduld. Mit ihm kam man nicht sehr einfach zurecht, doch wenn man wusste, wie man ihn handhaben musste, war er in Ordnung.
Auch in diesem Raum war eine starke Magie zu spüren. Nicht nur von Isici, sondern auch von anderen, die nicht zu sehen waren. Diese Mischung aus unterschiedlichen Magiearten waren sehr reizvoll. Sie prickelten auf seiner Haut, was sehr angenehm war.
Jedoch war eine ernste Stimmung in diesem Raum zu vernehmen. Das lag wohl an dem Grund, warum er überhaupt hier war.
Nino verbeugte sich elegant und vornehm. „Maestro Isici", antwortete er mit einer leicht kratzigen Stimme höflich. Er wusste, wie sehr sich das Oberhaupt nach Respekt sehnte.
Er wirkte zufrieden, denn er schwieg. Stattdessen erklang eine weitere Männerstimme. Dunkel und ruhig war sie. Kein Spott oder Hohn war darin zu hören. "Nino Terava. Du wirst die Leitung dieser Mission übernehmen", erklärte Phong Cho, das Oberhaupt der Runenmagier und wohl der Wortführer. "Dazu stellen wir dir eine Gruppe von Magiern an die Seite, welche dir helfen sollen", erklärte er und ein Licht ging an.
Links neben Nino wurde eine Frau sichtbar, die einen silbernen Umhang trug, was sie als Mitglied der Runenmagier auszeichnete. Ihre schwarzen Haare waren von allerlei farbigen Strähnen durchzogen, die man nur mit Magie erschaffen konnte. Zudem wurden sie von großen Schleifen zu zwei Zöpfen gebunden, was ihr etwas sehr Kindliches verlieh. "Shivana Lavera. Sie ist eine der besten Gelehrten der Runenmagie. Sie spricht fast alle bekannten, alten Sprachen und kennt sich in der Geschichte unserer Welt aus, wie keine zweite", erklärte er, bevor er von einer weiblichen Stimme abgelöst wurde.
Erneut wurde ein Licht hell und eine junge Frau kam zum Vorschein, die von Schmetterlingen umkreist wurde.
Ihre Haare wurde von dem Lichtschein erhellt, sodass es aussah, als würde sie leuchten. Die Schmetterlinge, die lautlos um sie herum flogen, ließen sie sehr elegant wirken.
Jung schien sie zu sein, zumindest von der Größe her.
Das Licht auf der Seite der Oberhäupter wurde um ein weiteres erweitert und ein Magier in einer dunkelblauen Robe wurde sichtbar. Auch hier war das Gesicht nicht zu erkennen, sodass man lediglich an der Stimme hören konnte, dass die Person weiblich war. „Estelle Alecè. Die beste Gestaltswandlerin, die Informationen ungesehen einholen kann. Eine Späherin und Diebin wie keine Zweite. Mit ihrer Fähigkeit, sich in alles zu verwandeln, wird sie dir eine große Hilfe sein", erklärte eine liebliche, melodische Stimme.
Kurz darauf erschien neben dem Oberhaupt der Gestaltwandler ein weiteres Licht. Ein dunkelgrüner Umhang wurde sichtbar und der Raum füllte sich mit dem Geruch von Lavendel und Minze. Zudem erklang ein fast kindliches Kichern von dem Ratsmitglied, das eindeutig weiblich war.
Dann tauchte ein Mann auf, der ebenfalls in einen Umhang gehüllt war. Er trug einen Stab bei sich, der wie ein Wandersock wirkte. Auf seiner Schulter saß eine Krähe. Alles in allem wirkte er wie ein Waldschrat. "Draig vom Klan der Raben ist ein sehr begabter Überlebenskünstler und seine Geister sind sehr stark", erklärte das weibliche Oberhaupt der Schamenen, bevor das letzte Oberhaupt erschien.
Der goldene Mantel schimmerte im Licht und die Frau, die darunter verborgen lag, hatte eine angenehme, sanfte Stimme. "Der letzte im Bunde ist Tai", stellte sie vor und das Licht fiel auf einen kleinen Jungen, der einen Teddy im Arm hielt und irgendwie Fehl am Platz wirkte. "Lasst euch nicht von seinem Aussehen täuschen. Er ist in Artefaktmagie ein Genie und er kann fast alles reparieren, was irgendwie mit Artefakten zutun hat", erklärte die Frau. Dann wurde es ruhig.
Die Stille wehrte für einige Minuten. Keiner der Anwesenden wagte es, sich einfach zu entfernen. Jeder wartete auf das Wort, das sie entlassen würde.
Phong Chos dunkle Stimme erhob sich ein weiteres Mal. „Wir bitten euch, gut auf euch aufzupassen. Solltet ihr in Schwierigkeiten geraten, schickt uns Briefe. Die Mission ist gefährlich und nicht zu verachten", sprach der Oberhaupt der Runenmagier ernst, aber ruhig. „Das Schicksal unserer Welt liegt in eurer Hand."
Die einzelnen Oberhäupter verschwanden nacheinander wieder im Dunkeln, bis nur noch die fünf Auserwählten im Licht standen. Mit Phong Chos Worten waren sie entlassen.
Die gefährliche Reise ins Unbekannte konnte beginnen.

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Das Buch des Chaos
FantasyIn Pentalpha bedroht eine dunkle Macht das Leben. Der Magierrat stellt eine Gruppe der besten Magier der jeweiligen fünf Zirkel zusammen, damit diese ihre Welt retten. Allerdings wird damit eine Lawine von Ereignissen los getreten, mit denen keiner...