Kapitel 12

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Kapitel 12

Shivana und Nino traten aus dem Steinhaus heraus und wurden sofort von den vielen Menschenstimmen eingehüllt. Obwohl es bereits spät war, waren die Straßen belebt. Musik drang an ihre Ohren und es schien, als würde es irgendwo eine Gruppe geben, die für andere spielte.

Herrliche Essensdüfte wehten von einem bunt geschmückten Stand zu ihnen hinüber und wirkten, als wollten sie die beiden Locken.

Als Shivana hinaustrat, sah man ihr an, wie sehr sie die Atmosphäre begeisterte. "Das ist ja wunderschön", hauchte sie und wirkte fast wie ein kleines Kind.

Die abendliche Stunde und die Lichter, die an den Häusern, angebracht waren, zauberten einen ganz persönlichen Charme. Niemals hätten sie gedacht, dass es so warm wirken würde, wenn die Sonne untergegangen war und die Stadt in bunte Lichter getaucht wurde.

Trotzdem war es alles noch sehr neu und beengend. Dennoch wollte sie die Stadt erkunden und konnte es kaum erwarten.

Erheitert und amüsiert lachte Nino über ihre Reaktion. Ihm gefielen zwar die Menschenmassen nicht, doch irgendwie war die Stimmung anziehend. Es hatte etwas Besonderes, was nicht zu beschreiben war. „Möchtest du zuerst ausprobieren oder die Stadt erkunden", fragte er nah an ihrem Ohr, weil er nicht wollte, dass andere etwas mitbekamen.

Shivana schien zu zögen. "Zuerst probieren", legte sie fest, damit nicht am Ende eine böse Überraschung auf sie wartete.

„Lass uns eventuell in eine Seitenstraße gehen. Andere sollten davon nichts mitbekommen", schlug er vor und nickte auf eine der zahlreichen Gassen, in denen es eher ruhig war.

Die junge Frau nickte. "Ich brauche Kontakt zur Natur", bemerkte sie leise.

Leider gab es das hier nicht mehr, da alles zugebaut war. Nino würde einfach ein kleines Stück erschaffen, damit sie es versuchen konnte.

Ob das genau genug war, war zwar schwer zu sagen, doch sie würden es versuchen.

Sobald sie in einer Gasse angekommen waren, ging Nino in die Hocke und legte seine Hand auf den Boden. Zuerst geschah nichts, doch dann bewegte sich der steinige Boden und brach auf. Zum Vorschein kam ein kleines Stück Natur, was sich darunter verbarg, doch mehr als Sand war nicht herzubekommen.

Shivana atmete tief durch, schlüpfte aus ihrem Schuh und berührte den Boden mit einer Zehenspitze.

Erneut floss die Magie der Umgebung in sie, doch nicht so schnell und heftig, sondern langsam, ruhig und vertraut.

So, als wäre ihr Körper wieder im Einklang mit der Natur.

Neugierig sah Nino sie an und wartete auf ihr Urteil, denn schließlich musste sie sagen, wie es ihr ging.

"Es fühlt sich nicht schlimm an", sagte sie und wirkte nachdenklich.

Der Anführer wollte wissen, ob sie irgendwelche Schmerzen verspürte. Wenn es nicht der Fall war, hatte die magische Heilung seinen Zweck erfüllt.

"Nein. Es tut nichts weh", versicherte Shivana nachdenklich.

Zufrieden nickte er und legte die Steine wieder über den Sandboden, damit es genauso aussah wie zuvor. Nichts wies daraufhin, dass gerade eben noch die Natur darunter zu sehen gewesen war. „Das beruhigt mich sehr. Dann können wir nun ein bisschen die Stadt erkunden", schlug er vor.

"Sehr gern", stimmte sie zu, wusste aber immer noch nicht genau, was sie davon halten sollte, dass die Natur ihre Magie mit ihr teilte.

Vielleicht konnte sie auf ihrer Reise ein Buch finden, in dem sie Antworten erhalten würde. Gerade hier in Tehis gab es bestimmt viele Bibliotheken, in denen sie stöbern konnte, wenn sie die Zeit dazu finden sollte.

Das Buch des ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt