[ Point of view: Kenma Kozume ]
Was Kuroo gesagt hatte, war leichter gesagt als getan. Noch am gleichen Abend setzte ich mich daran, nach Fällen zu suchen, die bereits existierten, aber das erste Problem war erstmal, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, wonach ich suchen sollte und wie ich mich formulieren sollte. Wenn ich einfach nach "echten Fälle spiritueller Energie" suchen würde, würde ich sicherlich keine echten Fälle finden.
Trotzdem versuchte ich es, aber meine Vermutung wurde da nur bestätigt. Obwohl, es wurde nicht einmal etwas in die Richtung angezeigt. Das was ich zu sehen bekam, waren schrittweise Anleitungen, wie man durch beispielsweise Yoga seinen Geist stärken kann oder Leitfäden, wie man "sein Wahres Selbst entdecken und sich von seinem Ego lösen kann". Das war definitiv nicht das, wonach ich gesucht hatte, aber was sollte ich auch sonst tun? Das einzige, das ich aus der Richtung des Okkultismus fand, waren die Klischees wie Löffel verbiegen, Lichter flackern und erlischen und natürlich Anzeigen zu Hexenbrettern und weiterem Quatsch, mit dem ich nichts anfangen konnte. Wobei es mich schon interessiert hätte, ob das mit Kuroo und dem Hexenbrett doch funktionieren könnte, aber die Idee schlug ich mir schnell aus dem Kopf. Mir blieb nicht mehr übrig, als nochmal im Internet nach Informationen zu suchen und zu hoffen, dass das auch stimmte. Es dauerte nicht lange, bis ich vom Okkultismus zum Spiritismus wanderte. Ob mich diese ganzen Informationen zum Thema Geisterbeschwörung großartig weiterbringen würden, konnte ich nicht sagen. Ich musste keinen Geist eines Verstorbenen mehr beschwören, den hatte ich zufällig schon an meiner Seite, also brachte mir das ganze nicht wirklich etwas. Bis ich auf einen Absatz stieß, der zumindest bestätigte, dass die Ringe tatsächlich Teilgrund der Verbindung und Existenz von Kuroo und mir waren, was wiederrum bedeutete, dass es möglich war, dass Kuroo wirklich existierte, und das nicht nur in meiner Vorstellung."Grundlegend ist die Überzeugung, dass die menschliche Seele nach dem Tod weiter existiere und dass es mit Hilfe von Medien möglich sei, mit den Seelen Verstorbener zu kommunizieren. Die Verstorbenen unterscheiden sich demnach nur wenig von ihrer früheren, irdischen Existenz, behalten ihre Eigenheiten, und auch die "andere Welt", in der sie leben, ähnelt dem Diesseits, ist allerdings in mancherlei Hinsicht "besser". Damit verbunden war ursprünglich die Überzeugung, dass die Existenz der Seelen oder Geister mittels wissenschaftlicher Experimente nachgewiesen werden könne.", las ich es leise vor, um es mir besser vor Augen führen zu können.
"Das ist es!", dachte ich, damit Kuroo nicht an meinen Gedanken teilhaben konnte.
"Der letzte Satz. Ich muss seine Existenz wissenschaftlich nachweisen."
Wenn ich das schaffte, würde es mir vielleicht nicht unbedingt bei der Lösung helfen, aber ich wäre mir dann sicher, dass er existierte und könnte dann die Theorie entkräften, dass er lediglich eine Vorstellung war und ich daran Schuld war, dass er verschwand.
Ich suchte sofort nach Möglichkeiten, wie man eine spirituelle Existenz nachweisen konnte und stieß dabei plötzlich auf etwas, das mich interessierte.
Im Jahre 2013 gab es eine Aktion in Belgien, bei der alle Menschen dazu aufgerufen wurden, herzukommen, wenn sie behaupteten, die Existenz von spirituellen Kräften demonstrieren zu können. Sollte jemandem das gelingen, sodass es wissenschaftlich nicht erklärt werden konnte, würde diese Person eine Millionen an Preisgeld in ihrer Währung gewinnen. Die ganze Aktion dauerte ein Jahr lang an, allerdings konnte niemand der anwesenden Menschen etwas vorzeigen, das wissenschaftlich nicht erklärbar war, sodass daraufhin die Annahme entstand, dass so etwas wie Paranormalität und Geister nicht existierten. Das nahm mir natürlich wieder die Hoffnung für einen Moment. Mit einem Blick aus dem Fenster bemerkte ich, dass es bereits stockdüster draußen war und die rechte untere Ecke meines Bildschirms verriet mir, dass es mittlerweile Mitternacht war. Trotzdem durfte ich jetzt nicht aufgeben. Ich musste einen Weg finden, um Kuroo irgendwie wieder zurückzuholen, wenn möglich, sein Dasein an einen anderen Körper binden zu können. Vorher konnte ich nicht einfach unbesorgt schlafen gehen, als wäre es ein normaler Abend mit einem kommendem, normalen Morgen, denn das war es nicht. Ich hatte nur noch morgen, um Kuroo zu retten. Ich war, verständlicherweise, wie besessen davon. Moment- wie besessen?
Das brachte mich plötzlich auf eine Idee. Könnte es vielleicht sein, dass ich von einem Geist besessen war? War Kuroo ein Geist, der in der Zwischenwelt steckengeblieben ist und zufällig an meinen Körper gebunden war?Diese Idee verwarf ich wieder. Wenn man von Besessenheit spricht, redet man ja davon, dass der Besessene nicht mehr im eigenen Sinne handelt. Ich konnte von mir behaupten, dass ich keinen Befehlen einer Stimme folgte, die komische Dinge von mir verlangten. Und wieder war ich durch diese Verschwendungen an Gedanken und Zeit weiter von meinem Ziel entfernt, Kuroo zu retten. Aber mir blieb doch nicht mehr, als zu denken und nach einer Lösung zu suchen, was konnte ich denn sonst tun? Ich wurde von Sekunde zu Sekunde ratloser. Ich konnte niemanden um Hilfe fragen, weil mein Problem etwas war, das noch kein Mensch zuvor hatte. Mir konnte niemand helfen. Ich musste es allein schaffen. Doch wie sollte ich herausfinden, wie man eine Person wieder "ganz macht", wenn diese Person von niemanden als dir gesehen werden konnte und niemand wusste, ob sie existierte? Erst jetzt merkte ich mal wieder etwas, das man sonst scheinbar nicht sehen wollte: es gab für jedes Problem eine Lösung. Aus dem einfachen Grund, dass es das Problem gibt, schon gegeben hat und immer geben wird, sodass immer irgendjemand eine Antwort wissen wird, wenn nicht du selbst. Aber das was ich hatte, konnte nur ich alleine lösen und das erschien mir einfach unmöglich.
"Vergiss nicht, dass du nicht allein bist, Kenma. ", sagte Kuroo plötzlich sanft und riss mich so aus meinen Gedanken. Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen deswegen. Ich hatte wieder nicht an ihn gedacht. Jetzt, wo er mich daran erinnerte, spürte ich, dass es vielleicht gar nicht so schlecht wäre, jetzt jemanden zu haben. Und wenn dieser Jemand er wäre, wäre es natürlich optimal. Ich erinnerte mich gerne an die Tage zurück, an denen wir Stunden miteinander verbracht haben. Ohne viel zu reden einfach Bauch an Rücken auf den Boden saßen, er mit meinen Haaren spielte, trotz dass ich ihn dafür ausschimpfte, und ich einfach nur die Wärme seines Körpers spürte und zufrieden war. Wie gerne ich das noch einmal tun würde, bevor ich ihn für immer gehen lassen musste."Ich weiß. Lässt du mich zu dir?", antwortete ich leise und legte mich ins Bett, damit es normal aussah, wenn ich jetzt einschlafen würde. Ich erhielt keine Antwort darauf, aber dafür ging es auch schnell, bis er mir meinen Wunsch erfüllte. Ich sah ihn gar nicht erst lange an, sonst hätte ich es mir womöglich noch anders überlegt, sondern ging direkt auf ihn zu und wollte meine Arme um ihn legen, als mir auffiel, dass er bis zu seiner Brust komplett durchsichtig war und meine Arme einfach durch ihn durch gingen. War ja klar. Die einzige Person, die mich jetzt noch verstand und vielleicht eine Lösung für mein Problem hatte, mir zumindest dabei helfen konnte, die einzige Person, die mich jetzt noch vor der puren Hoffnungslosigkeit bewahren konnte, war nun nicht einmal mehr in der Lage, mich zu umarmen. Beziehungsweise dachte ich das, doch ich hatte vergessen, dass er noch immer Arme hatte, die meine Schultern und meinen Rücken ohne Probleme berühren konnten und ich meinen Kopf wenigstens noch an seine Brust drücken konnte. Zunächst genoss ich jede Sekunde dieser Stiile, bis ich mich fragte, warum es überhaupt so still war. Schließlich presste ich mein Gesicht gerade an die Brust eines lebendigen Mannes- eines lebendigen Mannes, dessen Herzschlag ich nicht hörte.
Um sicherzustellen, dass ich mich nicht irrte, griff ich nach einem seiner Handgelenke, checkte kurz seinen Puls und verschränkte seine Hand dann unauffällig mit meiner. Ich spürte nichts. Er besaß keinen Herzschlag. Entweder lag es daran, dass er ja in Wahrheit tot war, oder daran, dass er kein Herz besaß, weil er nicht einmal wirklich existierte. Waren es die kleinen Details, auf die ich achten musste, damit ich endlich einen Beweis und somit wieder meinen Glauben fand, dass er wirklich real war? Aber wie sollte ich von jemandem denken, dass er wirklich existierte, wenn dieser Jemand nurnoch drei Achtel seines Körpers besaß, sonst durchsichtig war, weder Körperwärme noch einen Puls oder Gefühle wie Hunger und Müdigkeit hatte und nur in meinem Kopf anwesend war? Wer würde nicht an der Echtheit einer solchen Person zweifeln?Ich wollte einfach nur, dass es endlich endete. Ich wollte mich nicht mehr damit herumschlagen, denn es fraß mich von innen auf, dass ich scheinbar wehrlos war, egal, wie viel ich versuchte herauszufinden, egal, was ich versuchte, es bewirkte rein gar nichts. Wenn ich morgen keine Lösung fand, musste ich ihn loslassen, mit der Ungewissenheit leben, wo seine Seele nun ist, warum sie verschwunden ist und damit leben, dass ich dann alleine war. Natürlich wollte ich das nicht, aber was blieb mir jetzt noch? Welche Anhaltspunkte hatte ich? Was konnte ich tun, um das Unausweichliche zu verhindern?
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Hmm, hmm.
Und jetzt kommt die Zeit, in der ich aufpassen muss. Ich sage nur, dass die nächsten Kapitel echt gut erklärt sein müssen, weil man die Geschichte sonst nicht mehr versteht. Mindfuck ist toll, aber nicht, wenn es kein zurück gibt. Ich darf keinen Fehler machen, sonst wirds blöd. Oo
Thx 4 reading, wir sehen uns dann morgen wieder. c: