Dieses Kapitel widme ich Kikichr.
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"Hör zu, Alexander."Ich schaue ihn an und sage kein Wort.
"Es tut mir leid, wie das alles gelaufen ist. Ich wollte das nicht. Mir ist einfach die Hand ausgerutscht."
Er kommt auf mich zu jedoch entferne ich mich von ihm.
"Bleib weg von mir." Herrsche ich ihn an.
"Nein, Alexander. Bitte rede mit mir. Du bist mir auf die kurze Zeit wichtig geworden."
Ungläubig starre ich ihn an.
"Ach ja und das gibt dir das Recht, mir eine zu wischen?"
"Das ist eigentlich nicht meine Art. Ich habe auch schon meinen Therapeuten kontaktiert. Dieses Leben verlangt mir viel ab."
"Das Leben ist bestimmt nicht einfach."
"Nein. Das ist es wirklich nicht."
"Na gut. Ich erzähle dir meine Geschichte."
"Du musst nicht wenn du nicht willst."
"Doch, ich will. Ich muss dir nämlich was gestehen."
"Was denn?"
"Du bist mir auch wichtig geworden."
Langsam geht er auf mich zu und streichelt sanft meinen Oberarm. Ich setze mich auf den Sessel, welcher in der Ecke steht. Abends sitze ich gerne darin und liese ein gutes Buch. Zur Zeit lese ich "Eine Liebe, die nicht sein darf". In diesem Buch hat ein Junge keine Familie mehr und er soll von einer anderen Familie adoptiert werden. Der Junge hat bereits die potentiellen neuen Adoptiveltern kennengelernt und hat sich in den Mann verliebt. Ich bin gerade an der Stelle, wo der Junge die Entscheidung treffen soll, ob er bei der Familie bleiben möchte. Ich will nicht mit ihm tauschen. Er liebt seinen potentiellen Adoptivvater.
Magnus setzt sich auf das Bett und blickt mich abwartend an.
"Es ist vor einigen Jahren passiert. Ich bin grade erst an diesen Hof gekommen. Ich war kaum stolzer als mein Opa Andrew gesagt hat, dass ich nach dem Studium den Hof vorläufig übernehmen kann. Zwei Wochen, nachdem ich auf den Hof gekommen bin war ein Dorffest. Ich bin da hin, da ich neue Dorfbekanntschaften schließen wollte. Auf diesem Fest war auch Jonathan."
"Der Bauer von gegenüber?"
"Ganz genau. Auf jeden Fall hat Jonathan schnell durchsickern lassen, dass er schwul ist. Wie ich. Er hat nichts anbrennen lassen. Irgendwann konnte ich ihn nicht mehr abweisen und wir wurden ein Paar."
"Klingt doch toll."
"War es auch. Zumindest am Anfang. Während unserer Beziehung hat sich herausgestellt, dass Jonathan sehr aggressiv und gewalttätig ist."
Ich schiebe mein Shirt hoch und zeige Magnus meine Narbe.
"Er hat ein Messer nach mir geworfen. Da wurde mir klar, dass ich das beenden muss, was ich dann auch getan habe. Leider hat er nach der Trennung immer noch keine Ruhe gegeben. Er hat meinen Traktor manipuliert, verschiedene Dinge angestellt und Jace und Simon tyrannisiert. Das ich die durchtrennten Bremsschläuche bemerkt habe, ist meiner Perfektion geschuldet. Ich überprüfe alle Fahrzeuge vor jedem Einsatz auf die Tauglichkeit. Die Polizei hat dann die Ermittlungen aufgenommen und kamen relativ schnell auf Jonathan. Jonathan hat eine Bewährungsstrafe und eine einstweilige Anordnung bekommen. Dann hatten wir alle endlich Ruhe. Andrew und Imogen hab ich davon nie was erzählt. Deswegen wundert sich auch Andrew nach wie vor, warum ich so ein schlechtes Verhältnis zu Jonathan habe."
"Das tut mir so leid für dich, Alexander. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich besser am Riemen gerissen."
"Es ist schon gut, Magnus."
"Nein. Es ist nicht gut. Ich hab nämlich auch eine Geschichte für dich."
"Jetzt offenbaren wir uns wohl beide, hm?"
"Sieht so aus."
"Dann schieß mal los, Magnus."
"Es ist über zehn Jahre her. Vater war schon immer sehr impulsiv und zornig. Er gibt mir nach wie vor die Schuld daran, dass sich meine Mutter das Leben genommen hat. Bei jedem Blödsinn, Unsinn oder sonst was hat er mich geschlagen. Ich habe sehr darunter gelitten. Sobald ich achtzehn war, bin ich ausgezogen und habe mit Gelegenheitsjobs mein Studium finanziert. Ich habe im Studentenwohnheim einen tollen Zimmerkollegen gehabt. Am Anfang zumindest.
Ich ging immer auf Studentenpartys. Dafür bin ich bekannt. Am nächsten Tag wollte ich meinen Kater ausschlafen aber mein Mitbewohner hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er ging immer früh duschen und frühstücken und hat viel Lärm gemacht als er ins Zimmer gekommen ist. Ich hab ihn angefaucht und es ist im Streit geendet. Jede Woche das selbe Spiel, da ich Freitag und Samstag immer feiern gegangen bin.
Das Ende vom Lied war, dass ich ihn irgendwann so grün und blau geschlagen habe, dass er im Krankenhaus gelandet ist. Unter strengen Auflagen durfte ich mein Studium beenden. Ich musste wöchentlich zum Therapeuten, musste mich bei dem Jungen entschuldigen, mir wurde das Feiern verboten und als ob das noch nicht gereicht hat, musste ich für den Rest des Semesters nachsitzen.
Für die Restzeit meines Studiums habe ich keinen neuen Zimmerkollegen bekommen. Mein Ausraster wurde auf der ganzen Uni bekannt. Alle meine Freunde hatten sich von mir abgewandt und ich wurde auf Party's nicht mehr reingelassen. Die ganze freundelose Zeit hatte einen Vorteil. Ich hab viel gelernt und hab mein Studium mit 1,0 abgeschlossen. Es hat geholfen bis ich mit meinem Studium fertig war. Der ganze Ruhm hat mich rückfällig werden lassen.
Dieses Mal bin ich meine damalige Assistentin Heidi angegangen. Ich musste viel Schmerzensgeld und Schadensersatz zahlen. Das hat mich beinahe in den Ruin getrieben. Ich hab als Designer wieder ganz von Null angefangen. Hab meine Geschäfte verkauft, damit ich mir neue Stoffe zum Entwerfen von Mode hab kaufen können. Alle laufenden Schauspielerrollen wurden anderweitig vergeben, da es dem Regisseur zu gefährlich war weil ich meine Kollegen hätte zusammenschlagen können.
Da fingen die wöchentlichen Therapietermine wieder an. Es ging alles gut bis mir der Unfall mit meinem Auto in deine Scheune passiert ist. Ich war so aggressiv und dein Rauswurf hat mir dann den Rest gegeben."
Seine Tränen haben schon zu Beginn der Geschichte zu laufen begonnen. Ich stehe auf, gehe auf ihn zu und streiche ihm die Tränen weg.
"Ich habe mich auf keine Freundschaften mehr eingelassen, da die Angst zu groß war, jemandem wieder weh zu tun. Die einzige Freundin, die mir geblieben ist, ist meine beste Freundin und Assistentin Cat. Sie konnte mich immer beruhigen. Ich habe Angestellte für mein erstes Geschäft nach meinem Fast-Ruin gesucht und als sie sich beworben hat, hat sie mir ganz schnell auf die Beine geholfen. Auch was meine Schauspielkarriere angeht."
Wieder laufen seine Tränen. Sanft nehme ich ihn in den Arm.
"Du tust mir so leid, Magnus. Dein Schicksal musst du jetzt nicht mehr alleine tragen. Wir können befreundet sein wenn du das möchtest."
"Du würdest das echt für mich tun?"
"Na klar. Wir sind ja jetzt Freunde." 'Und vielleicht eines Tages mehr' denke ich mir hinzu.
"Vielen Dank, Alexander."
Beruhigend tätschle ich seinen Rücken. Er löst sich von mir und sieht mich aus rot unterlaufenen Augen an.
"Das wird schon wieder, Magnus."
Er erhebt sich und greift meine Hände.
"Darf ich was probieren?"
Fühlt er auch dieses Knistern zwischen uns? Mein Herz pocht jedes Mal so laut wenn er diesen sanften Blick mir zuwirft.
"Gerne, Magnus."
Er legt seine Arme in meinen Nacken und zieht mich zu sich runter. Ich schließe meine Augen und warte darauf, dass er den letzten Schritt geht. Ich spüre seinen Atem ganz nah an meinen Lippen und kurz bevor er sie vereinen will, klopft es an der Tür.
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Malec - Bauer wider Willen
Fanfiction《 Abgeschlossen 》Alec führt erfolgreich mit seinem Bruder Jace und seinem Assistenten Simon einen Bauernhof. Irgendwann taucht Magnus auf und wirft alles durcheinander.