Nachtl(i)eben

Kapitel 11

Ich erwache durch  ein lautes  Schnarchen neben mir. Nicolo liegt ausgebreitet  auf dem Bauch. Er trägt lediglich eine lockere Boxershorts, die Decke hat er weggestrampelt. Sein Kopf ist zu mir gedreht und sein Mund ein bisschen geöffnet. Sein dunkles Haar liegt unordentlich auf dem Kopf, Strähnen hängen in sein entspanntes Gesicht. Das bunte Licht unter dem Bett, welches ich vor ein paar Stunden zuvor angemacht habe, leuchtet immer noch und taucht das Zimmer in ein dunkles rot.
Ich erlaube mir, Nicolos Körper zu betrachten. Der Mann hat einen muskulösen Rücken und ein breites Kreuz. Seine Arme haben Kraft, das hat er mir ja bereits mehrmals bewiesen.
Sein Po sieht selbst in einer einfachen Shorts knackig aus und auch die Beine sind gut trainiert.
Seine gesamte Figur erinnert mich an die Männer aus den Nacktkalendern, die in den Umkleiden bei den Mädels im Stripclub hingen.
Wäre er nicht so ein gewalttätiges Arschloch, würde es mich mit Stolz füllen neben so einem Mann zu liegen.
Langsam stehe ich auf und laufe leise zu der  Tür durch die man, meinen Beobachtungen zu Folge, auf einen Flur kommt. Ich drücke die Türklinke nach unten, doch es tut sich nichts. Zugeschlossen.
„Wo willst du hin?" ertönt eine verschlafene Stimme vom Bett.
„Hm ich weiß nicht...vielleicht nach Hause?! Ich werde hier gegen meinen Willen von dir festgehalten!" rufe ich. Nicolo lacht nur und dreht sich im Bett einmal um. „Lass mich verdammt nochmal hier raus, Mancini! Sonst...sonst passiert hier was ganz schlimmes!"
Unbemerkt und geräuschlos nehme ich eine Vase, die als Dekoobjekt neben der Tür steht. Ohne mich anzugucken antwortet mir der müde wirkende Nicolo:„Was soll schon schlimmes passieren, fahr deine Krallen ein und leg dich wieder schlafen.". Auf der Couch liegt sein Telefon welches ich,auch unbemerkt, in die andere Hand nehme. Leise schleiche an das Bett  und ziele mit der Vase auf den schlafenden Mann. Es scherbelt laut. Schnell renne ich ins Bad und hoffe auf einen Schlüssel in der Tür  um mich einschließen zu können. Zum Glück war einer vorhanden und ich verbarrikadiere mich in diesem Zimmer. Schwere Schritte kommen auf die Tür zu und die Klinke wird mehrmals schnell nach unten gedrückt. Ich höre Nicolo wütend auf italienisch schreien.
Panik macht sich in mir breit und ich beginne durch den plötzlichen Adrenalinschub zu zittern. Ich setze mich in die, von der Tür weit entferntesten Ecke und  beginne auf Nicolos Handy rumzutippen. Dieses lässt sich lediglich mit einem Fingerabdruck öffnen und ich kann somit nicht auf das Menü zugreifen. Ich sehe auf dem Sperrbildschirm den Notfall Button, diesen will ich gerade drücken, als die Tür aufgetreten wird. Wie ein Monster und rasend vor Wut kommt Nicolo  in das Bad. Bei seinem Anblick fange ich an laut zu schreien. Ich bewege mich nicht in meiner Ecke, da es mir nichts bringt. Er kommt auf mich zu und kickt mir mit seinem Fuß das Handy aus der Hand. Danach zieht er mich an meinen Haaren hoch, dabei schmerzt meine Wunde am Hinterkopf enorm was mich nur noch mehr zum schreien bringt. Es laufen einige Tränen über mein Gesicht. Als ich stehe klatscht mir Nicolo eine, sodass mein Kopf zur Seite geschleudert wird. Ich falle wieder um. Er zieht mich an einem Arm aus dem Bad und wirft mich anschließend aufs Bett. Dort drückt er mich in die Matratze und setzt sich rittlings auf mich. „Ich wollte dich eigentlich schonen...wegen deinem Kopf, du lässt mir aber keine andere Wahl, kleine miese Schlampe". Im nächsten Augenblick merke ich seine Faust in mein Gesicht knallen. Mehrmals. Es tut höllisch weh, meine Knochen knacken und knirschen und ich merke wie meine Nase anfängt zu bluten. Es nimmt kein Ende. Den Schmerz und seine Wut nehme ich einfach so hin. Schließlich habe ich es provoziert.
„Fuuuck!" schreit er nach einigen langen Minuten und hört augenblicklich auf. Schwer atmend sitzt er auf mir und schaut von oben auf mich herab. Auch ich blicke ihn in die Augen. Nach mehreren Minuten streicht er sich mit seiner Hand über die Nase, steht auf und geht.
Die Schmerzen lassen mich wieder einmal das Bewusstsein verlieren.