Ich erwache in einer mir unbekannten Umgebung. Mein Kopf hämmert und als ich diesen berühre merke ich, dass ein dicker Verband darum gewickelt wurde. Nach meinem Versuch aufzustehen, wird mir übel und ich lege mich vorsichtig wieder hin.
Ich betrachte den Raum in dem ich mich befinde. Sehr moderne Einrichtung, alles in Dunkelgrau. Das Bett steht an einer Wand daneben Nachtschränkchen, gegenüber befindet sich eine große graue Couch, links und rechts von dieser ist jeweils eine Tür die in andere Räume führt. Auf meiner rechten Seite sind zwei große Fenster, der Ausblick ist von dunklen Vorhängen verborgen. Davor steht ein großer, schwerer Schreibtisch mit einem Computer darauf.
Auf einem der Nachtschränke entdecke ich eine kleine Fernbedienung. Ich drücke mutig auf den roten Knopf. Buntes, wechselndes Licht schaltet sich unter dem Bettrahmen ein. Gemütlich.
Ich höre Schritte und eine Tür öffnet sich. Ein telefonierender Nicolo betritt das Zimmer. Er beachtet mich gar nicht, sondern verschwindet einfach in der nächsten Tür, diese lässt er offen stehen. Ich blicke in ein Ankleidezimmer. Von diesem Raum führt auch noch eine Tür in ein Badezimmer.
Ich schließe meine Augen um eine Konversation mit Nicolo zu vermeiden und hoffe, dass er wieder verschwindet.
Mein Plan scheitert, da er sich auf die Couch setzt. „Ich weiß, dass du munter bist Carlie. Das Licht geht nicht von alleine an." sagt er abweisend.
„Lass mich einfach in Ruhe!" fauche ich. „Was soll das hier eigentlich? Warum bin ich nicht zu Hause?" .
Nicolo lümmelt mir gegenüber und spielt mit seinem Handy. Da ich keine Antwort erhalte stöhne ich genervt auf. Mehrere Minuten verstreichen und mein Kopf fängt immer mehr an zu pochen wenn ich mir Gedanken über den Tot von Fillipe mache.
„Du hast eine Platzwunde am Kopf... ich glaube nicht, dass du ohne Hilfe die nächsten Tage überstehst." kommt eine ruhige Stimme von der Couch.
„Und warum lieg ich dann nicht im Krankenhaus? Dort wäre ich in professionellen Händen!" beschwere ich mich.
„Nein. Du bleibst hier. Wir haben hier einen Arzt im Haus, der wird sich besser um dich als die aus dem Krankenhaus kümmern." meint er. Seine hellen Augen ruhen weiterhin auf seinem Handy.
„Ich will hier nicht sein Nicolo." sage ich ruhig und betone dabei seinen Namen, als Anspielung auf das letzte Ereignis. Ich sehe ihn lachen und er erhebt sich. Er kommt auf mich zu und setzt sich auf die Bettkante.
„Damit musst du jetzt aber klar kommen, micetta. Wie mit der Tatsache, dass ich dich für ein paar Geschäfte brauche." dabei nimmt er meinen Hals in seine Hand und übt wieder Druck aus. „Ein Nein akzeptiere ich nicht...." flüstert er, da er wohl den Trotz in meinen Augen gesehen hat. Die Situation kommt mir bekannt vor und ich versuche mich zu wehren, was ihn nur mehr zudrücken lässt. „Vergiss es! Am Ende verkaufst du mich an irgendwelche Menschenhändler oder erwürgst mich eigenhändig, du ekliger Hurensohn!" spucke ich ihn mit meiner leisen Stimme ins Gesicht.
Er fängt an zu lachen, lässt ab und geht in das Ankleidezimmer.
Ich atme schwer und versuche möglichst viel Sauerstoff in meine Lungen zu ziehen. Dabei verschlucke ich mich und fange an stark zu husten. Ich schreie nach Wasser, doch Nicolo lässt nichts von sich hören, ich stehe auf und renne schnell ins Bad. Den Schwindel der mich überkommt versuche ich zu missachten. Als ich im Bad angekommen bin beuge ich mich über das Waschbecken, welches sich direkt gegenüber von der Tür befindet und versuche mit meinem Mund etwas vom Wasserstrahl abzubekommen. Ich merke wie jemand dicht hinter mich tritt. Nicolo drängt sein Becken an meinen ausgestreckten Po. Er packt meine Schultern und zieht mich augenblicklich an sich heran. Im großen Spiegel der über den Waschbecken hängt schauen wir uns an. Ich stehe mit dem Rücken zu ihm, sein Kopf liegt schräg an meinem Ohr seine Hände haben wieder Platz an meinem Hals gefunden. Ich schaue ängstlich und außer Atem in das uns reflektierende Glas. „Pass auf was du machst." raunt er leise in mein Ohr, „Ich kann und werde mich nicht immer zurückhalten.".
„Bitte lass los, ich bekomme keine Luft!" flüstere ich leise und schaue ihn flehend an, „Bitte!".
Verächtlich lacht er auf und lässt ab. Ich schnappe wieder nach Luft und senke meinen Kopf um ihn nicht länger anzuschauen. „Nichtmal im Traum würde ich dich anmachen wollen...widerlicher Arsch" gebe ich von mir.
Sein dominierendes Verhalten verletzt mich nicht nur körperlich sondern auch innerlich auf irgendeine Art und Weise. Mit zusammengezogenen Augenbrauen und verärgerten Augen kommt er auf mich zu, doch Handyklingeln löst diese bedrückende Situation auf und Nicolo wendet sich ab.
Das Stehen lässt mich schwanken und mir wird übel. Bevor ich wieder umkippe laufe ich Richtung Bett um mich hinzulegen.

DU LIEST GERADE
Nachtl(i)eben
Roman d'amourCarlie arbeitet in einem der angesagtesten Clubs der Stadt, als Barkeeperin. Täglich kommt sie mit den verschiedensten Bevölkerungsschichten in Kontakt. Von den unbedeutenden Managern bis zu den einflussreichsten Chefs, alle sitzen sie am selben Tre...