Kapitel 10

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Draußen von dem Haus angekommen brauchen Mira und ich wirklich nicht lange zu warten, da kommt schon Henry in einem pechschwarzen Wagen, der zu 100 Prozent von Susan arrangiert wurde, denn er sieht ziemlich teuer aus. Er steigt aus und läuft auf mich zu. "Hallo Babe", meint er und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. "Hallo Tiger", schnurre ich und fahre ihm durch die Haare. Mira neben uns prustet laut los.

Wir gehen zum Wagen und Henry hält mir galant die Autotür auf. Das ganze hätte etwas mehr Stil gehabt, wenn nicht schon Allison und Damian auf der Rückbank sitzen würden (Justin hat sich den Beifahrersitz unter den Nagel gerissen). Ich nehme neben Allison platz und Mira geht um das Auto herum und lässt sich auf der anderen Seite neben Damian fallen.

"Uhh, Tiger", stöhnt sie dann auch gleich in einer schlechten Parodie von mir und legt ihre Hand auf Damians Schulter. Dieser macht bei dem Spiel mit und sagt mit rauchiger Stimme: "Wenn du mich brauchst, dann findest du mich unter H im Telefonbuch. H wie Hengst." Justin, Mira, Allison und Damian fangen lauthals an zu lachen und Henry und ich (mittlerweile sind wir wieder wir selbst) sehen uns etwas verlegen an, stimmen aber dann auch in das Gelächter der vier ein.

"Den merk ich mir", meint Henry dann, als wir uns langsam wieder beruhigt haben, und wischt sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. "Damit kriegst du jede rum", prophezeit ihm Justin, immer noch grinsend. Henry startet den Motor und fährt los. Allison beugt sich dann nach vorne und schaltet das Radio ein, was zur Folge hat, dass wir die neuesten Hits mitsingen und - soweit es der Platz zulässt - auch kleine Performances hinlegen.

Am Ziel angekommen bietet sich uns das Bild einer typischen Party, wie man sie aus Filmen kennt: Beleuchtung, laute Musik und weit und breit keine Erwachsene. Mein Körper fängt an zu kribbeln und Henry und ich werfen uns noch einen letzten leidvollen Blick durch den Rückspiegel zu, dann springe ich auch schon aus dem Auto. "Woohooo!", schreie ich. Ach du meine Güte. Ich habe noch nicht mal was getrunken und bin schon so drauf? Na das kann ja heiter werden.

Nacheinander steigen auch die anderen aus und wir gehen ins Haus hinein. Anfangs verläuft das ganze sogar ziemlich passabel, wir machen es uns nämlich mit ein paar Bechern in einer Sofaecke gemütlich. Besser gesagt, die anderen haben es gemütlich, ich habe mich auf Henrys Schoß gesetzt und falle dort die Hälfte der Zeit fast herunter.

Doch dann kommt Susan auf die Idee, Allison dazu zu benutzen um eine Runde Flaschendrehen anzuzetteln. Zu guter Letzt finde ich mich mit etwa 17 anderen Leuten in einem Nebenraum wieder. Das Spiel beginnt und in den ersten paar Runden zeigt die Flasche glücklicherweise nicht auf mich. (Dafür aber auf Mira, die ein paar Pantomime darstellen soll (eines davon sollten einen Orgasmus nachstellen, doch für mich sah es aus wie eine Kuh))

Als Allison dran ist, hebt sie eine Hand und verkündet dann laut: "Ich drehe die Flasche jetzt zweimal. Die beiden, auf denen sie landet, werden für eine Stunde in ein Zimmer gesperrt." Mir schwant übles. Allison dreht die Flasche zum ersten Mal und sie landet prompt bei Henry. Dass der Flaschenhals bei der zweiten Drehung auf mich zeigt, überrascht mich wenig.

Händchenhaltend und kichernd folgen Henry und ich Allison hinauf in den ersten Stock, wo sie uns in den besagten Raum einschließt. "In einer Stunde komme ich wieder!", ruft sie durch die geschlossene Tür. Ich überlege noch, warum sie so nett zu mir ist (denn eigentlich hatten wir uns, wenn wir bei in unserer WPA-Form waren, bisher nur gestritten. Aber höchstwahrscheinlich gehen Susan einfach die Charaktere aus), da werde ich von Henry an die Wand gedrängt. Oh Gott, bitte nicht.

Wir küssen uns leidenschaftlich (er ist kein schlechter Küsser, aber ich mag Mädchen immer noch um Welten lieber), dann hebt Henry mich hoch und wirft mich aufs Bett. Falls Susan wirklich denkt, dass das romantisch oder wasauchimmer sein würde: Die Antwort ist NEIN. Es ist nie angenehm, wenn man irgendwo hingeworfen wird, auch wenn es ein Bett ist. Denn auch Betten sind zur bis zu einem gewissen Grad weich.

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