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Kapitel 16

Am nächsten Tag werde ich zur Überraschung mal pünktlich wach und Susan lässt mich sogar normal in die Schule gehen. Na dass ich das Wunder nochmal erleben darf.

Als ich mit dem Bus an der Schule ankomme, geselle ich mich zu Justin und Allison, die mich mit einem Applaus begrüßen. "Und hier sehen Sie ein sehr seltenes Phänomen: Das homo sapiens Weibchen, das auf den Namen Natasha hört, lässt sich in einem ihr fast schon fremd gewordenen Gebiet blicken - der Schule!" Justin hält sich ein imaginäres Mikrophon von den Mund und mimt einen Reporter. Ich strecke ihm die Zunge heraus und umarme Allison zur Begrüßung.

Ein paar Minuten später trifft Damian zu unserer Dreiergruppe und das erste, was er sagt, ist: "Na, seid ihr bereit für die Chemie-Prüfungsrunde?" Allison und Justin nicken, doch ich starre Damian nur geschockt an. "Die was?"

"Na die mündliche Semesterprüfung in Chemie", meint Justin. "Die beginnt heute?" Mein anfänglicher Schock verwandelt sich langsam in Panik. "Sag bloß nicht, dass du das vergessen hast. Mr. Brown hat das schon vor ein paar Wochen angekündigt." Justin zieht seine Augenbrauen hoch. Ich falle aus allen Wolken. Vor ein paar Wochen? Ich kann mich beim besten Willen nicht an irgendeine Erwähnung in diese Richtung erinnern.

"Vielleicht hast du heute ja gar nicht Chemie", sagt Damian und hebt ratlos die Schultern. "Leider doch. In der dritten Stunde", seufze ich. Allison wirft mir einen mitfühlenden Blick zu. "Soll ich dir alles im Schnelldurchlauf erklären? Ich bin eigentlich ganz gut in Chemie", bietet sie an. Ich werfe einen Blick auf meine Uhr und ziehe eine Grimasse. "Danke, das ist wirklich lieb von dir, aber in vier Minuten fängt die erste Stunde an und bis dahin habe ich gerade erst mal verstanden, was die Überschrift bedeuten soll. In Chemie bin ich echt eine totale Niete."

Justin nickt mit einem Grinsen. "Vor zwei Jahren hat Nat es tatsächlich mal geschafft, irgendetwas explodieren zu lassen." "Echt? Das warst du? Wie cool! Meine Chemiestunde ist damals genau deswegen ausgefallen, weil sie erstmal im Labor aufräumen mussten", schmunzelt Damian. "Erinnere mich bloß nicht daran, das war echt peinlich", stöhne ich.

"Aber sag mal", meint Damian dann an Allison gewandt. "Wenn du gut in Chemie bist, dann könntest du ja Natasha Nachhilfe geben, oder?", fragt er und zwinkert mir übertrieben auffällig zu. "Klar könnte ich das machen! Also, nur wenn du Nachhilfe willst." Den letzten Satz hat Allison an mich gerichtet.

Damian starrt mich mir einem Blick an, der mich wohl davor warnen soll, jetzt nicht irgendwie abzulehnen. "Na klar will ich das! Du bist ehrlich gesagt meine letzte Hoffnung", strahle ich. Nur fürs Protokoll: Ich hätte dieses Angebot auch ohne Damians Warnblick angenommen, denn erstens tut mir Nachhilfe in Chemie alles andere als schlecht und zweitens kann ich so Zeit mit Allison verbringen. Auch wenn es Zeit über einem Chemiebuch sein wird.

"Wo sind eigentlich Henry und Mira?", erkundigt sich Allison dann. "Henry hat um halb 9 einen Termin beim Zahnarzt, er kommt dann später", sagt Damian. "Und Mira kommt sicher wieder mal auf den letzten Drücker", erkläre ich und behalte Recht, denn zeitgleich mit dem Klingeln kommt meine beste Freundin angerannt.

"Hi", keucht sie. "Und? Warum bist due diesmal so spät dran?, frage ich sie mit einem Lächeln. "Lily, dieses kleine Biest, hat meine kompletten Sacher versteckt. Nur weil ich gestern aus Versehen ihr Lieblings-Pferdeposter kaputt gemacht habe", erzählt Mira entnervt, währen wird durch den Schulflur gehen und streicht sich eine Strähne ihres blonden Haares zurück. "Lily ist meine kleine Schwester", erklärt sie dann Allison, Justin und Damian.

"Wenn das so weitergeht, dann gebe ich sie zur Adoption frei", beschwert sie sich noch bevor sie mit Damian im Französischraum verschwindet. Allison verabschiedet sich auf und macht sich auf den Weg in ihren Matheunterricht und Justin und ich beginnen mit einer Doppelstunde Spanisch unseren Tag.