Kapitel 9

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Am nächsten Morgen werde ich zur Abwechslung mal nicht in meinem WPA-Körper wach. Was nicht gerade etwas positives ist, denn genauer gesagt wache ich auf dem Boden auf. Das passiert zwar selten, aber es kommt durchaus vor, dass ich einfach aus dem Bett rolle. Aus diesem Grund habe ich auch einen extra flauschigen Teppich in meinem Zimmer.

Gähnend stehe ich auf und tappe mit halb geschlossenen Augen ins Bad. Ein Blick in den Spiegel zeigt mir mein wahres Gesicht am Morgen - mit verwuschelten Haaren und leichten Augenringen - und nicht das gut gelaunte und top gestylte Aussehen von den letzten zwei Tagen.

Ich gähne erneut und klatsche mir kaltes Wasser ins Gesicht, um halbwegs wach zu werden. Danach sehe ich zwar nicht besser aus, aber ich fühle mich ein klitzekleines bisschen munterer.

Ich gehe in die Küche hinunter, öffne den Kühlschrank und starre hinein. Ich will mir gerade einen Joghurt herausnehmen, da überlege ich es mir doch anders. Samstag bleibt Pancake-Tag, ob mit Familie oder ohne. Ich bin gerade dabei die Zutaten zusammenzusuchen, da klingelt mein Handy. Ohne auf den Namen zu blicken hebe ich ab.

"Morgen, Schwesterherz", begrüßt mich ein gut gelaunter Ben. "Niemand nennt seine Schwester 'Schwesterherz'. Außer die Leute in der Werbung", grummle ich. Im Gegensatz zu mir ist mein älterer Bruder ein totaler Morgenmensch.

"Mom hat gesagt, du bist in deiner WPA-Phase", redet er einfach weiter. "Und?" Ich suche meine Kopfhörer, damit ich beide Hände frei habe, um den Teig umzurühren. "Wenn du mit Mom telefoniert hast, dann hat sie dir eh jede Kleinigkeit gesagt", meine ich.

"Jaa, aber trotzdem. Erzähl!", fordert er mich auf. Ich seufze. "Ich bin eine überdramatische, nervige hetero-Tusse, die außerdem eine Prinzessin ist und nichts besseres zu tun hat, als alle anzuzicken oder Henry anzuschmachten."

"Der Prinzessinenteil ist neu, was ist damit?", fragt Ben. "Nicht viel. Ich bin halt eine Prinzessin und werde von der Mafia verfolgt. Niemand weiß zwar, was die von mir will, aber ja", erzähle ich ihm. "Du wirst von der Mafia verfolgt und weißt nicht warum?"

"Genau. Es ist einfach nur scheiße. Verdammt, bleib doch da wo du bist!" Der letzte Satz richtet sich an das Ei, das über die Küchenplatte gerollt ist und fast auf dem Boden gelandet wäre, wenn ich es nicht aufgefangen hätte. "Machst du Pancakes?", erkundigt sich mein Bruder. "Jep", meine ich zustimmend und suche eine Pfanne.

"Pass bloß auf, dass nicht wieder der Feueralarm losgeht", schmunzelt Ben. "Das war ein Mal!", fauche ich und er lacht. "Es war zweimal. Aber zurück zum Thema: So schlimm wird dein WPA-Dings nicht sein.." "Ist es." "..und darf ich dich daran erinnern, dass mein WPA auch nicht der beste war?", fährt Ben fort.

"Was? Dein WPA war wundervoll!", meine ich entgeistert. "Bitte? Ich war mit Max zusammen!" "Ja und?"

"Max ist mein bester Freund", erinnert mein Bruder mich. "Ja und?", wiederhole ich. "Und ich habe eine Freundin!" Ich schnaube. "Als ob das ein Problem gewesen wäre, Katie shippt euch doch auch."

"Katie tut was? Schatz? Du shippst mich und Max?" Man hört eine Stimme im Hintergrund antworten. "Oh, Katie ist auch bei dir? Hallo Katie!", rufe ich. Man hört ein gedämpftes "Hallo Nat!" zurück, dann meldet sich Ben wieder. "Unfassbar. Meine eigene Freundin würde mich und Max süß finden. Meine Freundin!"

Ich kann sein fassungsloses Gesicht fast bildlich vor mir sehen und kichere. "Darüber kannst du dich auch später noch aufregen. Warum hast du eigentlich angerufen?", frage ich ihn. "Achso, ja, das hätte ich beinahe vergessen. Auf meinem Schreibtisch liegt ein roter Stick, kannst du mir die Dateien die da drauf sind bitte schicken?"

"Wo ist der Ahornsirup?"

"Was?"

"Ich fragte ‚Wo ist der Ahornsirup'. Ich kann ihn nirgendwo finden." Ich öffne alle möglichen Schränke und sehe hinein.

per•fectWo Geschichten leben. Entdecke jetzt