Kapitel 1

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Faye sah aus dem Fenster und beobachtete, dass die weiten Felder der Bauern langsam in einen immer dichteren Wald gewichen waren. Das dunkle Grün war so viel düsterer als das satte Gold der vielen Weizenpflanzen. Das Blattwerk der unzähligen hohen Bäume ließ die Aussicht zusätzlich recht langweilig aussehen und so richtete sie ihren Blick wieder ins Innere ihrer Kabine.

Der Zug würde noch mehrere Stunden unterwegs sein bis er endlich den angestrebten Bahnhof erreichte. Nicht wissend was sie nun tun sollte drückte sie ein paar Knöpfe an dem eingebauten Minikühlschrank bis sich schließlich die Tür öffnen ließ und sie sich ein paar Nüsse herausholte. Zufrieden öffnete sie die kleine Tüte und pickte sich eine helle Mandel heraus.

Dank der Stellung ihrer Eltern hatte sie eine Kabine in einem exklusiveren Wagon vom Zug bekommen, welche neben dem Kühlschrank auch mit angenehm großen Sitzen ausgestattet waren. Normalerweise würden hier vier Personen Platz haben doch da sie allein war hatte sie sich nicht mal die Mühe gemacht ihren Koffer auf die obere Ablage zu hieven und so stand er ihr jetzt gegen über auf einem der Sitze.

Ihr Armband klimperte leicht als sie mit ihm gegen das Plastik der Tüte kam und so stellte sie die Nüsse erstmal auf das Fenstersims und drehte an einem der vielen Edelsteine. Ihre Mutter hatte lange gebraucht das Armband für sie fertig zu stellen und nur zusammen mit der Magie ihres Vaters hielten die Steine genug Kraft in sich die eigene Magie von Faye zu verstecken und sie wie ein normales Mädchen erscheinen zu lassen. Das war wichtig, denn Faye sollte bei ihrer Ankunft in der neuen Schutzzone ein normales Leben führen und nicht mehr auf den unzähligen Kriegsfeldern zu Hause sein.

Es fiel ihr nicht leicht diese Entscheidung zu akzeptieren, da sie insgeheim das Kämpfen gemocht hatte, aber als sie in der letzten Schlacht mit einem ihrer Angriffe fast einen ihrer Teammitglieder getroffen hatte, hatte sie das erste Mal Angst empfunden. Es war nicht die Angst vor ihrer Magie oder der Kampf gegen ihre Feinde, sondern das Wissen, dass Light gestorben wäre, wenn er nicht durch jahrelanges Training gerade noch so hatte Ausweichen können.

Dieser Gedankengang brach jedoch ab als sie bemerkte das der Zug langsamer wurde und mit einem hohen Quietschen der Räder zum stehen kam.

Ging die Fahrt doch schneller als gedacht und war sie vielleicht schon am Ziel? Immerhin hatte sie kurz nach dem Start der Zugfahrt ein kleines Nickerchen gehalten.

Neugierig warf Faye erneut einen Blick aus dem Fenster, wurde aber enttäuscht als sie durch die aufgekommene Dunkelheit die Äste und Blätter der Bäume erkannte.

Von einem Zwischenstopp hatten ihre Eltern nichts erwähnt und so saß sie unruhig auf ihrem Sitz, bis sie sich dazu entschied zu ihrer Kabinentür zu gehen.

Vorsichtig lugte sie auf den Gang und sah wie sich weitere Türen öffneten und fragende Blicke der anderen Passagiere nach einer Ursache des Stopps suchten. Einzelne Stimmen drangen auf den Flur und wurden lauter während sie sich beschwerten das es nicht weiter ging und sie einen straffen Zeitplan hätten.

Gerade als sie die Tür wieder schließen wollte ertönte ein lauter Knall und der Zug kam ins Schwanken. Unbeholfen von dieser plötzlichen Erschütterung taumelte Faye ein paar Schritte zur Seite bis sie sich an einem der Sitze abstützen konnte und ihr Gleichgewicht wiederfand.

Und dann wurde es dunkel. Das Licht der Lampen erlosch und das Stimmengewirr brach abrupt ab. Nur für einen Bruchteil einer Sekunde überkam sie die Angst, bis ihre Sinne automatisch nach einer Lösung suchten und sie sich dann in Erinnerung rief, dass sich ihre Augen nur an die Dunkelheit gewöhnen mussten. Also wartete sie und war erleichtert wie mit jeder andauernden Sekunde ihre Sicht wieder schärfer wurde, bis sie die Tür ihrer Kabine erkannte. Und dann gingen die Notlampen an. Ihr rotes, warnendes Licht warf unangenehme Schatten auf die Wände und durch eine Ansage über die Lautsprecher wurden alle Passagiere dazu aufgefordert wieder in ihre Kabinen zu gehen und die Notfallsicherung zu aktivieren.

Guardian of the rubiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt