Kapitel 3

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Der Grund dafür schritt Sekunden später aus den Bäumen hervor und Faye sah das es der Ghul aus dem Zug war.

Mit langsamen Schritten ging er in Richtung des Wolfes bis dieser aus seiner Starre erwachte und die Schnauze zu Boden richtete.

Die restlichen Wölfe seines Rudels taten es ihm gleich und erst als der Ghul mit seiner Hand nach oben zeigte, kam wieder Leben in die Tiere.

Faye hatte so ein Verhalten noch nie gesehen und war erstaunt das sie anscheinend wirklich so etwas wie eine Hierarchie untereinander besaßen. Sie hatte schon gegen viele der Nachtgeschöpfe gekämpft, aber oft war es nur eine große Anzahl an Gegnern, die keiner Taktik zu folgen schienen.

Und auch wenn sie keine richtige Strategie hatten, reichte es dennoch, um kleinere Orte mit ihrer Anzahl zu überfallen oder ganz zu vernichten.

Angestrengt verlagerte sie ihr Gewicht in der kleinen Kuhle weiter auf ihre Zehenspitzen, um einen besseren Blick auf die beiden zu haben.

Der Ghul ließ seinen Kopf zur Seite kippen und der Wolf tat es ihm nach, beide schienen angestrengt nachzudenken, oder versuchten sie einfach miteinander zu kommunizieren?

Als der Ghul zu sprechen begann, glaubte Faye die Laute nicht zu verstehen, doch tief in ihrem Inneren erkannte sie die Sprache und überlegt wo sie diese zuletzt gehört hatte, bis es ihr wie Schuppen von den Augen fiel und sie sich beinahe mit der Hand gegen die Stirn gehauen hätte. Doch im letzten Moment hielt sie ihre Hand mitten in der Luft an und ließ sie wieder gegen den breiten Stamm des Zerchen sinken. Es war die Sprache der alten Zeiten und früher hatte sie diese in der Schule gehabt, aber da sie sich nicht sonderlich dafür interessiert hatte, hatte sie schließlich aufgehört zu den Stunden zu gehen, um dafür mehr über die zahlreichen Kampftechniken zu lernen.

Die Wärme des Baumes erschien ihr auf einmal trostspendend, denn nun erkannte sie die gesprochenen Worte und kämpfte gegen einen erneuten Kälteschauer an, der sich langsam in ihr auszubreiten schien. Auch wenn sie nie wirklich gut in der alten Sprache gewesen war, verstand sie doch die gesprochenen Laute. Mit kratziger und heiserer Stimme, als hätte er seit Jahren nicht mehr gesprochen, hatte er es dennoch geschafft ein Wort heraus zu bekommen. Und dieses eine Wort war Mädchen.

Die aufkommende Übelkeit schien ihren Kopf nicht mehr klar denken lassen zu können und Faye lehnte sich erschöpft gegen den Baum. Die Worte hallten in ihrem Kopf nach und schienen nicht mehr verschwinden zu wollen.

Der Ghul suchte sie! Er hatte sie also vorhin im Zug wirklich gesehen! Es war keine Einbildung gewesen. Ghule waren nicht so schlaue Geschöpfe oder war sie einfach noch nie auf die intelligenteren Wesen unter ihnen getroffen?

Faye versuchte ihr ganzes Wissen was sie kannte nach Informationen zu durchsuchen, aber sie fand nichts, was ihr helfen konnte. Ghule waren dumm, einfache Geschöpfe, die ihren Blutdurst durch Töten anderer Geschöpfe zu stillen versuchten. Das hatte man ihr immer und immer wieder beigebracht.

Der Wolf hatte bei den Worten seines Ranghöheren nur mit dem Schwanz auf den Boden gepeitscht, was seinen Unmut über sein Rudel auszudrücken schien. Ungeduldig warf er den Kopf zu allen Seiten und knurrte, als wolle er seine Gefährten dazu antreiben endlich ihre Spur zu finden.

Der Ghul stand nur da und schaute aus seinen schwarzen Augen auf den Leitwolf herab. Die kleinen Geschöpfe wuselten hin und her und beinahe taten sie ihr schon leid, wie sie angestrengt in der Luft und am Boden schnupperten und die vielen Gerüche sortieren und unterscheiden mussten. Aber eben nur beinahe. Würden sie sie finden, würde einer sofort die anderen alarmieren und alle würden sich auf sie stürzen.

Das Gras lag mittlerweile platt am Boden und der Zerch würde viel Zeit und Kraft investieren müssen, um die kleine Lichtung wieder so herzurichten wie sie vor dem Wolfsgetrampel war. Für einen kurzen Moment überlegte sie ihm dabei zu helfen, bis wieder der störende Gedanke ihrer versiegelten Kräfte in ihrem Gedächtnis auftauchte und sie innerlich aufschrie.

Als der Ghul langsam seine Geduld zu verlieren schien, stieß er einen seltsamen Schrei aus, der ihren ganzen Körper vibrieren lies und sie sich erschrocken die Ohren zu hielt. Und dann war es wieder still. Der Ghul drehte seinen großen Körper um und marschierte mit großen Schritten über das niedrige Gras hin zu der Stelle im Dickicht aus der er vor einiger Zeit herausgetreten war.

Ein leichter Luftzug kam auf und ließ einige Blätter von den Bäumen herumwirbeln, während das zerzauste Haar vom Ghul ebenfalls aufgewirbelt wurde, bis der Körper vollständig verschwunden war und man auch dieses Detail von ihm nicht mehr sehen konnte.

Kaum war er verschwunden, legte sich der Wind wieder und Faye dachte darüber nach ob er tatsächlich eines der vielen Elemente, die es gab, beherrschen und kontrollieren konnte. Sie würde sich diesen Gedanken merken und in der großen Schlossbibliothek nach Büchern mit Informationen suchen!

Erleichterung machte sich in ihr breit, als der Alpha endlich den Befehl zu geben schien, das die Wölfe weiter ziehen sollten. Mit gespitzten Ohren hielten sie für einen kurzen Moment still, als ihr Anführer sie anknurrte, so als wolle keiner einen Laut seiner Anweisungen überhören. Mit peitschendem Schwanz und aufgeplusterten Fell jaulten sie ihm zu, bevor sie es ebenfalls dem Ghul gleichtaten und im Unterholz verschwanden.

Und mit ihnen verschwanden auch der Lärm und die Unruhe, die sie verbreitet hatten und langsam kehrte wieder die ruhige Harmonie des Waldes auf die Lichtung zurück. Völlig still lag sie nun vor ihr und Faye setzte sich auf einen breiten Ast und ließ die Beine einfach hinunterbaumeln. Sie nahm sich ihren Rucksack ab und fischte ihre Wasserflasche heraus. Das kühle Metall fühlte sich gut an und kurz hielt sie sich die Flasche gegen die Stirn.

Zufrieden seufzte sie leicht als die leichte Kälte ihre Gedanken für einen kurzen Moment zum Stillstand brachte. Die dicken Wolken hatten sich vor den Mond geschoben und es schien als würden sie ihr beistehen und ihr einen kurzen Zeitpunkt der Ruhe und Entspannung ermöglichen wollen. In der Dunkelheit sah sie nun nicht mehr viel, aber das störte sie nicht. Ruhig kontrollierte sie ihre Atemzüge und lauschte in den Wald hinein.

Langsam hörte sie wieder die vertrauten Geräusche der kleinen Tiere und auch der Zerch fing an seine warme Magie in die Pflanzen um ihn herum strömen zu lassen. Durch seine Magie fühlte sie die Wärme, mit der er die anderen Pflanzen versorgte, aber auch seine Sorge um die kleinen Grashalme und die Zuversicht, mit der er sie antrieb, sich wieder in die Luft zu recken.

Dann drehte sie den kleinen Deckel auf und trank einen großen Schluck. Das klare Wasser lief ihre trockene Kehle hinunter und sie merkte wie ihr Körper die Energie gierig in sich aufsog. Ihr Körper verlangte begierig mehr und so trank sie einen zweiten Schluck und versuchte die verbrauchte Energie, die sie beim Rennen verbraucht hatte wiederherzustellen. Sie hatte schließlich noch einen weiten Weg vor sich!


Guardian of the rubiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt