Ein nerviges Pochen an ihrer rechten Schulter weckten Faye langsam, aber sicher aus ihrem Schlaf. Gähnend fasste sie sich mit der linken Hand an die störende Stelle und tastete sie ab. Als erneut ein Pochen aufkam, schaute sie sich um, bis sie nach unten blickte und Kyle mit einem Haufen Steinen in den Armen sah. Er wollte gerade ausholen und erneut einen Stein nach ihr werfen, als sie ihn böse anfunkelte und ihn mit ihren fuchtelnden Armen zu verstehen gab, was das von ihm sollte.
Kyle formte mit seinen Händen komische Bewegungen und schließlich zog er eine Grimasse, doch Faye verstand nicht, was er ihr mitteilen wollte. Warum sagte er nicht einfach was? Genervt stand sie also auf und machte sich an den Abstieg.
Unten angekommen stemmte sie die Hände in die Hüften und sah ihn abwartend an.
„Wir sollten langsam zusehen, dass wir von hier verschwinden", sagte er ruhig, aber bestimmt mit leiser Stimme.
Faye runzelte die Stirn und suchte abermals die Umgebung nach Geräuschen ab, aber sie hörte nichts. Nichts was auf den Ghoul und die Wölfe hinwies, aber auch nichts von den Waldbewohnern, die man sonst die ganze Zeit hören konnte. Es war zu still. Die Tiere hatten sich anscheinend in ihren Höhlen oder anderen sicheren Plätzen versteckt, was bedeuten musste, auch wenn sie die Verfolger noch nicht hören konnte, dass sie bereits in der Nähe waren.
Sie nickte zustimmend zu Kyles Aussage, was ihm das Startsignal gab loszulaufen. Zu ihrer Verwunderung begann er Flussaufwärts zu laufen, doch sie folgte ihm.
„Wolltest du uns nicht zu den Schienen zurückführen?", fragte sie ganz beiläufig und starrte ihm ein Loch in den Rücken. Vielleicht könnte sie ja wirklich eines in seine Klamotten hineinbrennen? Feuer war schließlich ihr Lieblings Element und es würde nicht viel Magie benötigen.
„Ja wollte ich, aber es ist jetzt zu gefährlich. Wer weiß, wie weit die Wölfe auf den Weg bis dahin schon zu uns sind. Der eine Wolf hatte ja bei dem Zug wache gehalten. Das sie also höchstwahrscheinlich aus Richtung der Schienen kommen, sollte da ja wohl leicht zu erraten sein und ihnen in die Arme zu rennen wäre sicherlich nicht dein Ziel."
Genervt davon, dass er Recht hatte, knirschte sie mit den Zähnen. Die Idee, ein Loch in sein Shirt zu brennen, kam ihr mit einem Mal gar nicht mehr so schlecht vor. Ob er es sofort merken würde? Sie malte sich in ihren Gedanken verschiedene Reaktionen seinerseits aus und welche Grimassen er ziehen würde. Ja, das heiterte ihre Laune definitiv wieder auf.
So schnell wie möglich und so leise wie möglich sprinteten sie im Schatten der Bäume den Fluss entlang. Die Sonne war schon über ihren Zenit gewandert, also schloss Faye daraus, dass es früher Nachmittag war. So viel zu ihrem Gedanken vorhin, sich auszuruhen und zu Kräften zu kommen. Das waren vielleicht höchstens drei Stunden Schlaf!
Wie schon zuvor war Faye verwundert, wie leichtfüßig Kyle sich bewegen konnte. Kyle hatte ungefähr dieselbe muskuläre Statur wie Light und Faye wusste, wie schwer es für ihn gewesen war, mit seinen Muskeln sowohl Kraftvoll zu sein, aber auch genug Ausdauer und Schnelligkeit zu erlernen.
Kyle schien ein wertvoller Gefährte zu sein, doch Faye beschloss ihn in nächste Zeit näher im Auge zu behalten. Sie schätzte ihn auf höchstens zwanzig und dabei schon solche Fähigkeiten zu besitzen war selten. Zumal er anscheinend nicht wie sie und ihre Freunde richtig ausgebildet wurde. Sie erinnerte sich an ihr erstes Zusammentreffen mit ihm und wie schnell er gewesen war, als er sie zu Fall gebracht hatte. Sie würde ihn definitiv beobachten müssen!
Doch jetzt gab es erstmal wichtigeres, an dass sie denken musste.
„Kyle wir müssen irgendetwas finden, womit wir unseren Geruch verstecken können. Wenn die Wölfe unseren Geruch aufgenommen haben, dann werden sie uns die ganze Zeit verfolgen können, bis sie uns haben und ich bin mir sicher, dass nicht sie diejenigen sein werden, denen zuerst die Puste ausgeht."
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Guardian of the rubies
FantasyFaye besaß eine ungewöhnlich starke Magie, doch als durch genau diese fast einer ihrer engsten Freunde gestorben wäre, beschlossen ihre Eltern sie in eine andere Schutzzone zu schicken, in der sie ein ganz normales Mädchen sein sollte, fernab von al...