Während ihres Weges weiter ins Innere, wich Faye immer wieder den spitzen Zweigen aus und versuchte die Umgebung auf ungewöhnliche Geräusche abzusuchen. Aber sie hörte nichts außer ein Kreischen einer Eule und das geschäftige Treiben im Unterholz von anderen kleinen Tieren.
Während sie Kyle folgte überlegte sie, wie lange es wohl dauern würde, bis sie bei der Schutzzone ankommen würden. Seitdem das Land vor hunderten von Jahren von den Wesen der Finsternis überrannt worden war, hatten es nur wenige Städte geschafft, sich zu verteidigen. Meistens waren es große Städte, aber auch einige Dörfer hatten es geschafft. Oft hatte es einfach dran gelegen, wie gut die Orte von Mauern und Soldaten geschützt waren oder wie viele Magier dort gelebt hatten, wobei letzteres meist der Hauptgrund war. Gegen die meisten Kreaturen waren Waffen nicht sehr effizient, zumal sie langsamer waren und man Munition brauchte. Um diese überhaupt herstellen zu können, mussten die Leute meistens außerhalb der Schutzzone nach den benötigten Materialien suchen, was unzählige Gefahren mit sich zog und nicht selten waren dabei die Leute nicht wieder heimgekehrt.
Faye hatte das Glück und stammte aus einer alten Magier Familie. Je älter die Familien waren und je mehr Magier sich in ihnen befanden, desto stärker wurde meistens die Magie der nachfolgenden Generationen. Und Fayes Magie war stark. Sogar so stark, das bereits im Kindheitsalter beschlossen worden war, dass sie später in die Armee eintreten sollte und schon früh damit begonnen worden war, sie im Kämpfen zu unterrichten. Zusammen mit sechs anderen Kindern hatte man sie ausgebildet und im Laufe der Jahre hatte sich nicht nur eine enge Freundschaft zwischen ihnen gebildet, sondern sie wurden ein Team, das bis jetzt jeden Kampf gegen die Wesen der Finsternis gewonnen hatte.
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht als sie an ihre Freunde dachte, aber der Gedanke wurde unterbrochen als sie an den letzten Kampf dachte. Sie hatten auf der breiten Grasfläche vor ihrer Schutzzone gegen ein paar Kreaturen gekämpft und sie hatte einen Feuerball nach einen kleinen, flinken Goblin geworfen. Der Wurf war perfekt gezielt, aber sie hatte dabei nicht gesehen, dass Light sich mit seinem Gegner in ihre Schusslinie bewegt hatte. Gerade als der Feuerball kurz davor war Light zu treffen, hatte er einen eleganten Sprung zur Seite gemacht und konnte so im letzten Moment noch ausweichen.
Sie verdrängte den negativen Gedanken und fokussierte sich wieder auf die Städte. Es gab insgesamt neunundzwanzig überlebende Städte und soweit sie wusste dreizehn Dörfer in ihrem Land. Alle lagen sie weit auseinander und waren nur über die Züge miteinander verbunden. Vorausgesetzt man zählte die seltenen Luftfahrten nicht mit.
Sie seufzte und machte einen großen Schritt über einen herumliegenden Stein. Wenn der Zug schon ein paar Stunden zur nächsten Schutzzone brauchte, dann würde sie zu Fuß ein paar Tage brauchen. Auch wenn sie jetzt im Wald recht schnell vorankamen, so würde der Berg Wistherstone in der Ferne sie sicherlich abbremsen.
Als sie merkte, das Kyle stehen blieb, stoppte sie kurz hinter ihm und machte einen Schritt zur Seite.
Vor ihnen lag ein breiter Fluss, der durch einen schmalen Grasstreifen von den Bäumen getrennt wurde. Kleine Blumen mit heller Blütenfarbe zierten den Streifen und streckten sich der warmen Sonne entgegen.
„Das sollte gehen", hörte sie Kyle sagen und ging zu dem Fluss. Man merkte, dass hier keine Menschen waren. Der Fluss lag unberührt und in einer stillen Eleganz vor ihnen und war so klar, dass man bis auf den Grund schauen konnte. Kleine Steine lagen dort neben den grünen Pflanzen und zeigte eine intakte Flora und Fauna.
Faye holte ihre Wasserflasche aus dem Rucksack und trank sie leer, bevor sie sie mit neuem Wasser aus dem Fluss auffüllte.
Dann sprang sie wieder auf die Beine und schaute zu den Bäumen. Mit einem Nicken an sich selbst, ging sie auf den Baum mit den meisten, festaussehenden Zweigen zu und fing an, sich an ihnen hochzuziehen und den Baum hinaufzuklettern.
Oben angekommen sah sie unten einen fragenden Blick von Kyle zu ihr hinaufschauen, aber sie beschloss ihn zu ignorieren. Lieber machte sie es sich auf dem breitesten Ast bequem und holte ihre Nüsse aus dem Rucksack. Viele waren es nicht mehr, aber genug, dass sie Faye wenigstens für eine Weile sättigen würden.
Genüsslich kaute sie auf ihnen herum und beobachtete Kyle. Er war ebenfalls zum Fluss gegangen und hatte mit den Händen Wasser aus ihm getrunken. Selbst schuld, wenn er nicht nach ihrer Trinkflasche fragte.
Danach ging er ebenfalls zurück zu den Bäumen und setzte sich gegen einen. Die Beine ausgestreckt und die Arme ineinander verschränkt.
Faye wandte ihren Blick ab und schaute auf den Stamm unter ihr. Sie wollte ein wenig schlafen, um wieder vollständig zu Kräften zu kommen, aber sie hatte nichts, womit sie sich festbinden konnte. Dann würde sie wohl auf Magie zurückgreifen müssen.
Sie spürte wie die Wärme aus ihrer Magie in ihr aufstieg, sich in ihrem Körper ausbreitete und sich dann in ihren Händen sammelte. Langsam strich sie an dem breiten Ast zu beiden Seiten entlang und sah genugtuend, wie sich die dicke Rinde langsam löste und anfing sich nach oben zu biegen. Immer höher ließ sie sie biegen, bis sie hoch genug war, dass sie kurz über ihre Beine reichte.
Das würdeihr wenigstens etwas Sicherheit garantieren, sodass sie nicht direkt bei derkleinsten Bewegung vom Baum fiel. Zufrieden lehnte sie sich wieder zurück undgenoss die wenigen Sonnenstrahlen, die es durch das Blätterdach schafften,während sie die Augen schloss.
Hey Leute, hier etwas mehr Hintergrund zu Faye und der Welt, in der sie lebt :) Und mit diesem Kapitel verabschiede ich mich erstmal in eine 10 Tägige Sommerpause (Urlaub ;) ), daher kommt das nächste Kapitel etwas später als sonst :) LG Rosehearth :)
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Guardian of the rubies
FantasyFaye besaß eine ungewöhnlich starke Magie, doch als durch genau diese fast einer ihrer engsten Freunde gestorben wäre, beschlossen ihre Eltern sie in eine andere Schutzzone zu schicken, in der sie ein ganz normales Mädchen sein sollte, fernab von al...