Kapitel 10

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Wieder unter Wasser öffnete sie langsam die Augen und sah sich um, bis sie einen halbwegs großen Stein fand und zu ihm schwamm. Dort angekommen, versuchte sie sich so hinzusetzen, dass ihre Beine unter dem Stein waren und sie so nicht automatisch nach oben treiben würde. Sie spürte, wie ihre Lungen langsam nach Luft verlangten, da sie immer noch die Luft anhielt. Als der Druck langsam immer unangenehmer wurde, bis es für sie schließlich nicht mehr auszuhalten war, holte sie das erste Mal Luft und war erstaunt darüber, dass tatsächlich Sauerstoff und kein Wasser in ihren Körper gelangte. Zugegeben, da sie keine Energie in dem Stein gefühlt hatte, war sie nicht sehr von Kyles Worten überzeugt gewesen.

Hier unten hatte sie jetzt endlich eine gute Gelegenheit über die ganzen Geschehnisse der letzten Stunden nachzudenken. Erst der Überfall auf den Zug, was nur sehr selten passierte. Dann war da noch der Ghoul, der bedeutend mehr Macht zu haben schien, als er eigentlich besitzen dürfte. Ganz zu schweigen, dass er die Wölfe dazu gebracht hatte ihm widerstandslos zu gehorchen. Und obendrauf hatte sie noch Kyle getroffen, der weitaus begabter war, als er zuzugeben schien.

Drei große Punkte, über die Faye grübelte und ihre Umgebung ausblendete. Als sie nicht weiterkam hob sie schließlich ihren Arm, was unter Wasser weitaus langsamer ging als über Wasser. Sie blickte auf die vielen kleinen, hellen Diamanten, die immer einen anderen Edelstein ablösten und sie so umschlossen. Da war ein heller Aquamarin, ein goldener Bernstein, der sie an die Augen von Kyle erinnerte, ein tiefschwarzer Onyx, und fast wie immer stoppte sie bei dem feuerroten Rubin. Es gab noch mehr Edelstein, aber die meiste Zeit betrachtete sie sie einfach nicht, weil sie nicht weiter hinsah. Der kleine, rote Stein hatte immer eine magische Anziehungskraft auf Faye gehabt und sie hatte sich umso mehr gefreut, als ihre Eltern ihn für ihr Armband benutzt hatten.

Bei dem Gedanken an ihre Eltern fühlte sie einen Stich in ihrer Brust. Beide waren unglaublich starke Persönlichkeiten und wussten immer was zu tun war. Durch ihre Arbeit waren sie selten zu Hause gewesen, aber wenn sie da waren, hatten sie immer versucht ihre Zeit mit Faye zu verbringen und Faye liebte ihre Eltern dafür umso mehr. Wenn sie hier wären, wüssten sie bestimmt auch was zu tun wäre und würden nicht unter Wasser sitzen und sich auf jemand anderen verlassen.

Lass dir endlich was einfallen, dachte sie genervt und hoffte, ihr würde mit einem Mal ein Geistesblitz kommen, aber das tat er nicht. Also dann, auf die harte Tour, dachte sie genervt. Was war ihr Ziel? Sie musste in die neue Schutzzone kommen und ihren Eltern eine Nachricht senden, dass sie noch lebte. Ja, das sollte sie unbedingt tun. Ihre Eltern wussten zwar wie stark sie war und hatten Faye darin auch immer bestärkt, aber bei dem Vorfall mit dem Zug würden auch sie sich Sorgen machen. Ganz allein in den Wäldern konnte schließlich alles Mögliche Passieren. Nicht umsonst lernte man schon als Kind, dass man nie allein die Schutzzone verlassen sollte. Für die Richtung der angestrebten Schutzzone gab es bis jetzt zwei Anhaltspunkte. Zum einen die Schienen und zum anderen Berg Wistherstone. Wenn sie schon nicht direkt an den Schienen langlaufen konnte, dann wenigstens in die Richtung des Berges, denn der war definitiv nicht zu verfehlen.

Den Berg dann zu überqueren würde noch ein anderes Thema sein, denn den Schienen folgen, die gegebenenfalls durch einen Tunnel führen, wäre keine Option. Zu groß wäre die Gefahr, dass jemand in dem Tunnel ihnen auflauern würde. Vielleicht würde es einen anderen Weg geben, der für Menschen begehbar war. Ansonsten würde es ein ganzes Stück harter Arbeit werden darüber zu kommen.

Aber auch das würde sie schaffen! Sie war doch der Teamleader von ihrem Team gewesen und hatte die anderen immer dazu angetrieben weiterzumachen, egal in welcher Situation sie gesteckt hatten. Diesmal würde es nicht anders werden, nur weil sie allein war, genau genommen zu zweit, verbesserte sie sich als sie an Kyle dachte.

Wenn er schon hier im Wald so geschickt umherlief, dann würde ihm der Berg bestimmt auch nicht schwerfallen.

Sie schaute auf die winzigen Luftbläschen, die aus ihrem Mund kamen, wenn sie ausatmete. Wie kleine Ballons stiegen sie nach oben und Faye versuchte sie zu berühren, aber fast immer verschwanden diese, bevor sie sie auch nur hätte streifen können.

Hier unter Wasser war es eine komplett andere Welt, die Faye erstaunte, ihr aber auch etwas Unbehagen bereitete. Sie hatte schon früh schwimmen gelernt, also Angst vorm Ertrinken hatte sie definitiv nicht, aber hier unter Wasser war sie auch nicht so stark wie am Land. Sie konnte keine schnellen Bewegungen machen und ohne ihre richtige Kraft fühlte sie sich schon fast wie ein Neugeborenes, dass zum ersten Mal etwas kennenlernt und noch nicht weiß, wie es die ganze Sache einzuordnen hat.

Aber auch wenn sie hier auf Kyle warten sollte, nahm sie es nicht sich diese unberührte Schönheit zu betrachten. Die Pflanzen mit ihrem grünen Aussehen und die kleinen Fische, die munter in ihnen umherschwammen. Sie betrachtete ihre langen Haare. So wie sie unter Wasser umherschwammen, hätten sie fast zu den Pflanzen hier unten gehören können. Lange Strähnen, die in alle Richtungen zu irren schienen und Faye schob eine Strähne langsam zurück, die sich vor ihr Gesicht geschoben hatte.

Gerade als sie ihre Hand wieder sinken lassen wollte, nahm sie etwas aus den Augenwinkeln war. Es kam nicht von oberhalb, also waren es nicht ihre Verfolger. Aber was war es dann? Hier in dem Fluss konnten keine großen Tiere leben, die ihr in irgendeiner Weise gefährlich werden konnten und auch keine anderen Wesen der Finsternis, denn diese lebten lieber in größeren Gewässern, wie dem Meer oder was häufiger im Land vorkam in Seen.

Siedrehte ihren Kopf zur Seite und versuchte in dem Wasser etwas zu sehen. ZumGlück war das Wasser hier klar, denn sonst hätte sie keinen Meter weit guckenkönnen, aber auch wenn sie jetzt alles sehen konnte, so sah sie weiterhin nurdie Fische und die Pflanzen. Nichts Ungewöhnliches. Sie wollte gerade schonaufhören nach der Einbildung zu suchen, als sie wieder eine Bewegung bemerkte.Sie riss ihren Kopf zur anderen Seite, doch auch wieder war nichts zu sehen.Was zum Teufel war so schnell, dass sie nicht bemerkt hatte, wie es anscheinendhinter oder vor ihr um sie rumgeschwommen war? 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 29, 2020 ⏰

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