Erschöpft schloß ich die Tür hinter dem letzten Gast und blieb einen Moment im halbdunklen Flur stehen, ehe ich mich in die Küche bewegte. Dort stand Fionn und kippte halbleere Bierflaschen im Waschbecken aus. „Was machst du da?" Verwirrt rieb ich mir meine müden Augen. „Aufräumen", murmelte er und lächelte mich unsicher an. Ich lächelte zurück und ging auf ihn zu, um ihn in meine Arme zu ziehen. Glücklich schloß ich die Augen, als ich meinen Kopf auf seine Schulter kuschelte, und atmete tief seinen Geruch ein. Seine Hände lagen sanft auf meinem Rücken und seine Locken kitzelten ein bisschen an meiner Wange. „Ich habe mich lange nicht so wohl gefühlt", nuschelte ich an seinen Hals. Ich war nicht betrunken, aber saumüde, weshalb ich meinen Gedanken einfach aussprach. Ich merke, wie er sich kurz anspannte, dann zog er mich noch ein bisschen näher zu sich. „Same", gab er nur zurück und sein Atem an meinem Hals fühlte sich merkwürdig angenehm an.
Ich weiß nicht, wie lange wir so in der Mitte der Küche herumstanden, aber irgendwann löste er sich von mir, was mich schon fast traurig machte. Er schenkte mir jedoch ein liebevolles Lächeln und fuhr einmal sanft durch meine Haare, bevor er sich wieder zum Waschbecken drehte. „Lass, das kann ich doch morgen machen." Ich zog ihm am Handgelenk wieder zu mir, denn das einzige, was ich gerade wollte, war ihn zu umarmen. Er sah mich fragend an und ich biss mir unsicher auf die Unterlippe. „Schläfst du bei mir? Dann darfst du mir auch morgen beim Aufräumen helfen", schob ich hinterher, damit ich nicht ganz so nervös herüber kam. Er presste kurz seine Lippen zusammen und ich konnte sehen, dass in seinen Augen ein wilder Sturm tobte. Schließlich nickte er jedoch zu meiner Erleichterung und ich zog ihn an meiner Hand in mein Schlafzimmer.
Als wir schließlich vor meinem Bett standen, fiel mir auf, wie das alles herüberkommen musste. Sofort fühlte ich mich schlecht, weil ich einerseits so verklemmt war und andererseits seine Gefühle nicht ausnutzen wollte. Gleichzeitig wollte ich gerade nichts lieber, als mit ihm zu kuscheln. Und das am besten für immer.
„Ähm, bist du sicher, dass... also..." Fionns Gestotter holte mich aus meinen Träumen zurück. „Ich will mit dir kuscheln", flüsterte ich ganz leise und merkte, dass ich rot wurde. Als ich aufsah, da er nichts sagte, konnte ich wieder sehen, dass er einen inneren Kampf führte. „Also... du musst natürlich nicht, wenn du nicht willst", machte ich ihm schnell klar, denn ich wollte ihm auf keinen Fall verletzen. Er schluckte, dann kam er auf mich zu. „Doch, ich will." Sein Gesichtsausdruck war entschlossen, und ich betete zu Himmel, dass er es nicht bereuen würde. Dass ich ihm nicht Hoffnungen machen und nehmen würde, wenn ich ihm nicht geben konnte, was er wollte. Ich wusste, dass er mir wichtiger als alle anderen Menschen auf der Welt war und dass ich ihn am liebsten nie wieder los lassen würde, aber ich habe keine Ahnung, ob man das Gefühl als verliebt bezeichnen kann. Und das letzte, was ich wollte, war, dass ich ihn enttäuschen würde.
Mein übermüdetes Gehirn entschied, dass für heute genug nachgedacht wurde, und wendet sich den praktischen Dingen zu. „Brauchst du ein Shirt zum schlafen?" Er nickte schüchtern, woraufhin ich zu meinem Schrank lief und ihm eines meiner Schlafshirts heraussuchte. „Muss ich noch ne zusätzliche Bettdecke beziehen?" Er grinste leicht, während er seinen Hoodie auszog, und schüttelte dann den Kopf. „Das Ziel ist doch eh kuscheln, also warum sollen wir's uns unnötig kompliziert machen." Wieder überzog sich mein Gesicht mit einer leichten Röte, vor allem, da er jetzt auch noch sein Shirt und seine Hose auszog. Verkrampft zwang ich mich, den Blick von seinem Körper zu nehmen, und ging ins Badezimmer, wo ich ihm eine zweite Zahnbürste heraussuchte. Warum machte es mich plötzlich so nervös, ihn nur in Boxershorts zu sehen? Ich hatte ihn schon so oft in Unterwäsche oder Badehose gesehen und auch ab und zu mal aus Versehen nackt. Das passierte, wenn man zusammen aufwuchs und Konzerte spielte. Allerdings hatte ich mich nie auch nur im Ansatz für den Körper einer meiner Freunde interessiert.
Ich zuckte zusammen, als sich eine Hand an meine Hüfte legte und mich sanft zur Seite schob. Sofort verschwand sie wieder und schnappte sich die bereitgelegte Zahnbürste, doch ich meinte trotzdem noch ein Brennen zu spüren, dort, wo er mich berührt hatte. Von mir selbst überrascht spülte ich kurz meinen Mund aus und verschwand dann schweigend wieder in meinem Schlafzimmer, wo ich mich ebenfalls auszog. Normalerweise schlief ich immer nur in Boxershorts, aber ich überlegte, wegen Fionn heute ein Shirt anzuziehen. Allerdings war mir auch immer ziemlich warm und ich wollte auch nicht, dass ich vor mich hin stank, weshalb ich mich dagegen entschied. In diesem Moment trat auch schon Fionn in mein Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. „Alles okay?" Ich nickte nur und lächelte, während seine rücksichtsvolle Haltung ein warmes Gefühl in meinem Bauch hervorrief. „Na dann", war alles, was er noch sagte, bevor er auf mein Bett zuging und unter die Decke krabbelte. Und da ich wirklich müde war, legte ich mich ohne weiteres Nachdenken zu ihm.
Glücklicherweise bettete er sofort seinen Kopf auf meine nackte Brust und kuschelte sich an mich, sodass ich nicht die Initiative ergreifen musste. Vorsichtig strich ich ihm einmal durch seine Locken, dann legte ich die Hand auf seinem Rücken ab und schloss entspannt die Augen. Eine Sekunde später riss ich sie jedoch wieder auf, denn Fionn hatte eine Hand ganz leicht auf meine Brust gelegt, in Höhe meines Herzens. Wäre ich nicht so müde, wäre ich jetzt aufgeregt gewesen, aber so verschloss ich meine Lider wieder und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
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Rayk
Teen FictionRayk ist 21 und ungeküsst. Aber das macht ihm gar nichts aus, er hat einfach noch nicht die richtige Person gefunden. Aber dann ändert ein Abend das sonst so entspannte Klima in seiner Band und Rayk hat keine Ahnung, was er machen soll. (Okay ich ha...