„Kommt rein, schön, dass ihr da seid", begrüßte uns Fionns Vater und lächelte uns an. Kurz darauf tauchte Flynn auf und strahlte zu uns hoch. „Rayk!" Schüchtern trat er auf mich zu und ich beugte mich herunter, um ihn in den Arm zu nehmen und einmal im Kreis zu wirbeln. Flynn kicherte leise und krallte sich an mir fest, ehe ich ihn vorsichtig wieder auf dem Boden abstellte. „Und mich zu sehen, freut dich gar nicht, oder wie?", neckte mein Freund seinen kleinen Bruder und strubbelte durch seine ebenso blonden Haare. Mir fiel auf, dass Fionn viel schönere Locken hatte als Flynn. „Ähm... doch, klar", nuschelte der Neunjährige und schielte zwischen uns hin und her. „Seid ihr eigentlich zusammen?", erkundigte er sich dann weniger schüchtern. „Flynn", mahnte der Vater der beiden, während er versuchte, die Neugierde in seinem Blick zu verstecken. Fionn lachte auf und warf mir einen fragenden Blick zu, woraufhin ich minimal nickte. „Ja, sind wir tatsächlich", antwortete mein Freund deshalb und legte mir zart eine Hand auf den unteren Rücken.
„Cool!", rief Flynn nur und hüpfte Richtung Küche. „Das freut mich sehr für euch", gab auch Fionns Vater seine Meinung kund und lächelte uns warm an. Ich wusste nicht so recht, was ich tun sollte, weshalb ich einfach nur etwas scheu zurück lächelte. „Ich muss jetzt auch los. Aber da ihr euch ja eh seit Ewigkeiten kennt, fällt meine Aufgabe, peinliche Kindheitsgeschichten zu erzählen, wohl sowieso weg." Er zwinkert uns zu und wir lachen leise. „Flynn soll spätestens um halb neun schlafen, wie immer. Er hat noch nicht gegessen, Hausaufgaben sind aber schon alle fertig. Ich wünsch euch einen schönen Abend", erklärte er uns beim Anziehen seiner Jacke. „Okay, alles klar. Dir auch viel Spaß." Mein Freund trat einen Schritt auf seinen Vater zu, welcher ihn in den Arm nahm. „Ich bin stolz auf dich, mein Großer", hörte ich es gedämpft in Fionns Locken murmeln und drehte mich lächelnd um.
In der Küche stand Flynn vor dem Kühlschrank und stellte gerade Käse auf den Tisch. „Oh, machst du schon Abendbrot? Komm, ich helf' dir mal." Zusammen deckten wir den Tisch, machten einen Tee und quatschten dabei ein bisschen. Flynn war anfangs mir gegenüber etwas schüchtern gewesen, und da es mir nicht anders ging, hatten wir eine Zeit gebraucht, bis wir miteinander redeten. Mittlerweile fand er mich aber irgendwie toll, sodass er häufig auf mich zukam, wie auch vorhin bei der Begrüßung. Ich war ziemlich froh darüber, da ich ihn wirklich gern mochte, wie auch den Vater der beiden Jungs.
„Oh, meine zwei fleißigen Süßen", erklang Fionns Stimme, als ich gerade das Brot schnitt. Ich spürte seinen Körper hinter mir, dann bemerkte ich auch schon einen Kuss in meinem Nacken und eine Hand, die sich unter meinem Shirt auf meinen Bauch schob. Sanft malte er kleine Kreise auf meine Haut, während ich versuchte mir nicht in die Finger zu schneiden. „Fionn", murmelte ich und legte das Messer beiseite, als ich der Meinung war, dass wir genug Scheiben hatten. „Hm?" Seine Hand fuhr an meine Hüfte und er drehte mich zu ihm um. Verlegen lächelnd stand ich nun direkt vor ihm und traute mich nicht, in Flynns Beisein irgendwas zu machen. Mein Freund schien Gedanken lesen zu können, denn er verdrehte nur lächelnd die Augen, drückte mir einen Kuss auf die Nase und entfernte sich dann wieder von mir. Bevor ich mir jedoch unsicher überlegen konnte, ob ich zu verklemmt war, fing ich ein warmes Lächeln von ihm auf. „Ich glaube, uns fehlt nur noch das Brot, oder?", fragte er und forderte mich damit auf, mich mit dem Brotkorb an den Tisch zu setzen. Auch Flynn saß schon und baumelte gut gelaunt mit seinen Beinen.
„Ich finde euch schön zusammen", gab Flynn zwischen zwei Bissen zusammenhangslos von sich. „Schön?", harkte sein Bruder verwundert nach, während ich mich bemühte, meinen Tee herunterzubekommen, ohne mich zu verschlucken. „Ja, schön. Man sieht einfach, dass ihr glücklich seid und euch dolle mögt und das finde ich schön", erklärte Flynn mit einer beiläufigen Stimme, als würde er nicht gerade etwas super süßes und herzerwärmendes sagen. „Das ist echt lieb von dir", gab Fionn leise zurück und ich ließ meinen Blick kurz zu ihm huschen. Er sah genauso gerührt aus, wie ich mich fühlte. „Die Jungs in meiner Schule haben mal gesagt, dass es ekelig ist, wenn sich zwei Jungs küssen würden. Ich hab denen dann gesagt, dass das voll normal ist und es doch egal ist, wen man mag, solange einen das glücklich macht. Dazu ist ihnen dann auch nichts mehr eingefallen." Ich wusste gar nicht, was ich zu so einem Mut sagen sollte. Irgendwie hätte ich nicht gedacht, dass Flynn in der Schule so nicht-schüchtern war. „Da hast du komplett recht, nur haben das manche Leute leider immer noch nicht verstanden", seufzte mein Freund, doch ich hörte heraus, dass er mehr als stolz war. „Ich weiß doch, dass du Jungs lieber magst als Mädchen. Und niemand sagt was schlechtes gegen meinen Bruder", machte er klar und ehe ich mich versah, war Fionn aufgesprungen und hatte Flynn vom Stuhl hoch auf seinen Arm gezogen. „Das bedeutet mir sehr viel, Flynn. Und ich bin stolz, dass du diese Meinung so deutlich vertrittst, das ist total wichtig. Ich hab dich ganz doll lieb!", nuschelte er seinem Bruder in die Haare. Ich schluckte gerührt und schenkte Flynn ebenfalls ein dankbares Lächeln, sobald dieser von seinem Bruder wieder freigegeben wurde.
„Ich komm immer noch nicht darüber hinweg, wie cool Flynn einfach ist", murmelte ich, als Fionn und ich später dicht aneinander gekuschelt auf der Couch im Wohnzimmer saßen und einen Film schauten. Beziehungsweise war das der Plan, wir hatten ihn irgendwann auf stumm geschaltet, da wir zu sehr mit kuscheln beschäftigt gewesen waren. „Ich bin hammer stolz auf ihn", bestätigte mein Freund und ich fuhr mit einem kleinen Lächeln die Konturen seines Gesichts nach. „Das kannst du sein", gab ich leise zurück und Fionn legte eine Hand in meinen Nacken, um mich sanft zu küssen. „Ich bin einfach so froh, dass meine Familie so offen ist und das als normal ansieht. Was es ja auch ist, aber..." Er brauchte seinen Satz nicht zu beenden. Wir wussten beide, dass es genug homophobe Menschen gab. Umso glücklicher machte es einen, so etwas wie Flynns Geschichte zu hören.
„Was glaubst du, wie das Date von deinem Vater ist?", erkundigte ich mich nach ein paar liebevollen Küssen. „Schlecht kanns ja nicht sein, wenn es noch nicht zurück ist", grinste mein Freund mit einem Blick auf die Uhr. Mittlerweile war es halb eins und ich war froh, dass wir morgen nicht früh raus mussten. Bis wir im Bett lagen, dauerte es noch etwas, selbst, wenn Fionns Vater jetzt wiederkommen würde. „Aber ehrlich gesagt interessiert mich mein Date mehr", fügte mein Freund hinzu und zog mich komplett auf seinen Schoss. „Wir haben ein Date?", wunderte ich mich und schob eine Hand in seine Haare, die andere unter sein Shirt auf seine Hüfte. „Ist mir eigentlich egal, wie wir das nennen, solange wir uns jetzt küssen", flüsterte er. Und das machten wir dann auch.
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Rayk
Teen FictionRayk ist 21 und ungeküsst. Aber das macht ihm gar nichts aus, er hat einfach noch nicht die richtige Person gefunden. Aber dann ändert ein Abend das sonst so entspannte Klima in seiner Band und Rayk hat keine Ahnung, was er machen soll. (Okay ich ha...