F Ü N F Z E H N

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Als ich die Kellertür aufschloss, war ich dann doch etwas nervös, was Fionn natürlich nicht entging. „Alles okay, Rayki?" Ich drückte seine Hand und lächelte. „Solange du da bist", murmelte ich leise, da ich das selbst fast zu kitschig fand. Aber so war es nun mal. Mit Fionn an meiner Seite ging es mir immer gut. „Sicher?" Er blieb mitten im Flur stehen und legte seine freie Hand an meine Wange. Ich versank in seinen Augen, die gerade ein etwas dunkleres Blau angenommen hatten. „Ja", hauchte ich, bevor ich mich vorlehnte und ihn sanft küsste. Dafür legte ich meine andere Hand in seine Taille und zog ihn etwas näher zu mir heran.

„Oh mein Gott", flüsterte jemand hinter uns und als das in meinem Gehirn ankam, löste ich mich langsam von Fionn und wir drehten uns gleichzeitig um. Vor uns stand Kirian, der sich die Hand vor den geöffneten Mund hielt und wie zur Salzsäure erstarrt war. Mein Freund und ich wechselten einen raschen Blick, denn so was das natürlich nicht geplant gewesen. „Ähm... Kirian?", fragte der Blonde nach ein paar Sekunden, in denen sich unser Bandkollege noch immer nicht bewegt hatte. Dieser blinzelte kurz, dann ließ er seine Hand sinken und schlag stattdessen beide Arme um uns. „Oh Gott!", quietschte er und ich zuckte zusammen. Fionn lachte und löste die Gruppenumarmung vorsichtig auf, um seinen Arm um meine Hüfte zu schlingen. „Ihr seid zusammen!" Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Trotzdem nickten wir, was zur Folge hatte, dass Kirian noch einmal kreischte und dann wie ein wild gewordener Flummi auf und ab hüpfte. „Warum ist mir nie in den Sinn gekommen, wie perfekt ihr zusammen passt?", fragte er sich und strahlte uns aus glitzernden braunen Augen an. Fionn lachte nur, ich zuckte lächelnd mit den Schultern. Ich war mehr als erleichtert, dass unser Kumpel unsere Beziehung so gut aufnahm.

„Euch ist hoffentlich bewusst, dass ich alles wissen will", warnte er uns freundlicherweise vor, während er uns in den Probenraum schob und auf die alte Ledercouch bugsierte. „Dir ist hoffentlich bewusst, dass wir dir nicht alles erzählen werden", gab mein Freund ruhig zurück. Ich legte ihm einen Arm und die Schultern und zog ihn näher an mich. Ich wollte ihn nie wieder loslassen. „Das könnt ihr nicht machen!", beschwerte Kirian sich und ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Doch doch, geht sogar ganz gut", versicherte der Blonde ihm. „Ach man", schmollte er und verschränkte die Arme. „Ich will wenigstens wissen, wie lang das schon geht!", verlangte er und sah gespannt zwischen uns hin und her. „So richtig erst seit heute morgen", antwortete ich leise, da Fionn mich fragend anblickte. „Was heißt so richtig? Erstes Mal gef..." Unser Kumpel warf einen Blick auf mich. „Erstes Mal geküsst?", verbesserte er sich dann und wir nickten. Bei der Erinnerung an Fionns sanfte Lippen wurden augenblicklich meine Wangen ganz warm. „Nawwww, das muss dir doch nicht unangenehm sein, mit uns darüber zu reden, Süßer", wollte mein Freund mich beruhigen und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

„Hach", machte Kirian daraufhin, dann riss er die Augen auf. „Moment mal! Dann wart ihr heute Morgen bei dem Telefonat beisammen?", fiel ihm auf und wir begannen, lachend zu nicken. „Also hast du bei Rayk geschlafen?", harkte er grinsend weiter nach. Fionn warf mir einen kurzen Blick zu, doch ich nickte entschlossen. „Okay aber.... also dann habt ihr euch heute morgen das erste mal geküsst", wiederholte unser Frontsänger und wir nickten wieder einträchtig. „Süüüß. Und weiß es sonst schon jemand?", fragte er uns weiter aus. Diesmal schüttelten wir gleichzeitig den Kopf. Ich hatte begonnen, Fionns Schulter mit meinen Fingerspitzen behutsam zu streicheln. „Ach, ich kanns kaum glauben", seufzte der Braunhaarige verzückt. „Hm. Ich auch nicht", stimmte Fionn leise zu und lächelte mich verliebt an. Ich erwiderte seinen Blick und fuhr im mit meiner freien Hand liebevoll durch die Locken. „Ach, jetzt habt euch nicht so und küsst euch schon", rief Kirian und Fionn lachte, sah mir aber fragend in die Augen. Ich kratzte kurz meinen ganzen Mut zusammen, dann drückte ich meinem Freund einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Ich bin stolz auf dich", hauchte er mir direkt danach ganz leise in mein Ohr und ich bekam eine angenehme Gänsehaut auf meinem Hals. Leider zog er seinen Kopf nach dieser Aktion auch schon wieder zurück und ich musste zwangsläufig meine Hand aus seinen Haaren nehmen.

„Ach, wisst ihr was: Wir proben morgen. Oder übermorgen. Ich kann euch ja die Songskizze schicken. Ich will viel lieber, dass ihr eure Zeit zusammen genießt. Ich will euch ja auf keinen Fall davon abhalten, unanständige Dinge zu tun!", lachte unser Bandkollege und prompt stieg mir wieder die Röte ins Gesicht. „Kirian", mahnte Fionn und strich mir einmal beruhigend übers Bein. „Sorry", kam es zurück, doch ich wusste ganz genau, dass er es nicht so meinte, weshalb ich nur die Augen verdrehte und mein Gesicht an Fionns Schulter versteckte. Dieser schlang beide Arme um mich und drückte mir einen Kuss in die Haare. „Danke", hörte ich ihn sagen und ich spürte irgendwie, dass er lächelte.

RaykWo Geschichten leben. Entdecke jetzt