V I E R Z E H N

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„Kaffee?" Ich drehte mich zu Fionn um, der in dem alten grau-rosanen Sessel in der Küche saß und mich verträumt beobachtete. „Hm? Ja, gern", antwortete er und lächelte mich sanft an. Mit einem Kribbeln im Bauch drehte ich mich wieder zur Kaffeemaschine, um zwei Becher einzuschenken. Dann trat ich zu ihm und hielt ihm eine Tasse hin. „Sind wir jetzt eigentlich zusammen?" Ich verschluckte mich und begann zu husten, denn ich hatte nicht damit gerechnet, diese Frage beiläufig beim morgendlichen Kaffee gestellt zu bekommen. Beruhigend klopfte er mir auf den Rücken, verkniff sich dabei aber ein Lachen. „Musste das unbedingt sein, während ich schlucke?", fragte ich gespielt böse. Fionn prustete los und fiel vor lachen fast über die Lehne des alten Sessels. Erst dann ging mir auf, dass man das auch hätte anders verstehen können. Und irgendwie gelang es mir, nicht rot zu werden, sondern nur schmunzelnd die Augen zu verdrehen. „Von mir aus gern." Er hielt inne und starrte mich überrumpelt an. „Zusammen sein?", erinnerte ich ihn an seine Frage. „Ach so, oh man", kicherte er und ich schlug ihm leicht gegen seinen Oberarm. „Alter", grummelte ich, gab ihm dann jedoch einen Kuss auf die Stirn. „Okay, dann sind wir jetzt Boyfriends", murmelte er, stellte seine Kaffeetasse auf den Boden und schüttelte ungläubig den Kopf. „Oh Gott, ich bin mit dir zusammen!", brüllte er dann, sprang auf und schlag seine Arme um mich. Ich lachte, brachte meinen Kaffee auf dem Tisch in Sicherheit und erwiderte seine Umarmung. Er knuddelte mich kurz durch, dann löste er seinen Kopf von meiner Schulter und pflasterte mein komplettes Gesicht mit Küsschen. Schließlich waren auch meine Lippen dran und ich erwiderte schüchtern seinen etwas stürmischen Kuss.

Irgendwie blieb es nicht bei einem normalen Kuss, denn er schob mir plötzlich die Zunge in den Mund, was mich kurzzeitig überforderte. Dann versuchte ich jedoch, seine Zunge mit meiner zu fangen, was sich als ziemlich lustig herausstellte. Irgendwann brachen wir ab, weil wir beide lachen mussten. „Das macht man eigentlich nicht so, oder?", erkundigte ich mich, nachdem sich meine Atmung wieder halbwegs normalisiert hatte. „Naja", erwiderte Fionn und schnappte nach Luft. Er sah mich eine Sekunde grinsend an, dann wuschelte er mir durch meine dunklen Haare. „Sagen wir mal so, die Mehrheit der Menschen spielt wahrscheinlich kein Fangen beim Zungenkuss." Seine Mundwinkel zuckten unkontrolliert durch die Gegend, dann drückte er mir ein Küsschen auf die Nase. „Aber mich stört es nicht. War es für dich okay, dass ich dich überfallen habe?" Ich lächelte, gerührt von seiner vorsichtigen und rücksichtsvollen Art. „Definitiv. Du bist perfekt", fügte ich noch leise hinzu und streichelte zart über seine Wange. Er strahlte mich warm an, dann lehnte er sich wieder vor und küsste mich erneut. Diesmal war der Kuss etwas ruhiger und noch gefühlvoller. Mit einem zufriedenen Seufzer drückte ich mich noch etwas näher an ihn und legte meine Hände etwas unsicher auf seiner Hüfte ab. Da er in unseren Kuss hineinlächelte, ging ich mal davon aus, dass er das mochte.

Als wir uns wieder voneinander lösten, blickten wir uns für eine Weile einfach nur lächelnd in die Augen. Sanft strich er mit seinen Fingern durch meine Haare, meine Hände lagen noch locker auf seiner Hüfte. „Ich unterbreche ja nur ungern die romantische Stimmung, aber ich hab echt Hunger", murmelte ich nach einer Zeit, was meinen Freund  zum Grinsen brachte. Er schenkte mir noch einen kurzen Kuss, dann ließ er mich los und wandte sich zum Kühlschrank.

Als wir fast fertig waren mit frühstücken, hörten wir es plötzlich entfernt klingeln. Fionn legte seinen Kopf schief, dann stand er auf. „Ist glaub ich meins!", informierte er mich, taperte in mein Schlafzimmer und kam kurz darauf mit seinem Smartphone wieder. Offensichtlich hatte er auf mithören geschaltet, denn ich konnte Kirians Stimme undeutlich vernehmen, als er sich wieder zu mir an den Tisch setzte. „Nein, du hast mich nicht geweckt." „Cool, ich hab nämlich richtig Bock zu proben heute, habe auch eine neue Songidee!", sprudelte es aus ihm heraus und ich lächelte. Der blond Gelockte griff über den Tisch nach meiner Hand, während er antwortete: „Nice! Ja, dann lass mal demnächst im Probenkeller treffen?", schlug er vor und streichelte dabei mit dem Daumen über meinen Handrücken. Auch seinen Blick wandte er mit einem leichten Dauerlächeln nicht von mir ab. „Ja, voll gern! Meinst du, wir können Rayk auch schon wecken? Immerhin hatte er gestern Geburtstag", überlegte unser Kumpel und ich kniff meine Lippen zusammen, damit ich nicht aus Versehen ein Geräusch von mir gab. „Ja, vielleicht ist er ja auch schon wach", antwortete Fionn und ich konnte ihm genau ansehen, dass er ebenfalls ein Lachen unterdrückte. „Okay, willst du oder soll ich?" „Ist mir egal, ich kanns machen", bot der Blonde und drückte meine Hand. „Alles klar! Dann in einer Stunde?" „Jup, bis dann!"

Kaum hatte Kirian aufgelegt, brachen wir beide in Gelächter aus. „Soll ich dich mal eben anrufen?", schmunzelte Fionn schließlich und ich verdrehte, immer noch leise lachend, die Augen. „Ich würde fast behaupten, dass das nicht notwendig ist", ließ ich verlauten und Fionn beugte sich über den Tisch, um einen kleinen Kuss abzustauben. „Okay und jetzt kurz im Ernst: Erzählen wir es Kirian?" Er zog sich wieder zurück, hielt aber nach wie vor meine Hand. „Ja. Oder?" „Find ich auch", nickte mein Gegenüber und ich begann zu grinsen. „Weißt du, was richtig witzig wäre? Wenn wir da einfach Händchenhaltend auftauchen würden und so und dann so tun würden, als wäre alles ganz normal", erzählte ich begeistert von meiner Idee. „Ouuuh! Und wenn er dann ganz verwirrt ist, küssen wir uns oder so, er wird in Ohnmacht fallen!", prustete mein Freund los und ich grinste ebenfalls vor mich hin, während ich ihn beim Lachen beobachtete. Er ist einfach ein unfassbar schöner Mensch.

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für dich, JayJayNC, weil du mich mit deinen süßen Kommentaren krass motivierst! 



RaykWo Geschichten leben. Entdecke jetzt