10. Nicht Dunkelgolds Problem

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Die Lampen klebten an der Decke wie schwarze Spinnen. Dieser Eindruck liess Maève nicht los, als sie darunter hinwegging und sich auf eines der klobigen, braunen Ledersofas setzte. Sie versank fast darin. Hexe hatte das Licht angeschaltet und gezeigt, dass das Zimmer hinter der Terrasse eine Art Wohnzimmer war: Ein L-förmiger, breiter Raum mit Betonwänden auf der Innenseite, an denen Bilder aus komischen Farbflecken hingen. Dort, wo der Raum einen Knick machte, standen ein Tisch und Stühle, unschöne Gebilde aus neonbuntem Plastik und Metallröhren. Maève fragte sich, welches ihrer Elternteile solche auf ihre Terrasse stellen würde, wenn sie eine hätten. Irgendjemand täte das bestimmt, bis das Plastik ganz ausgebleicht und spröde war. Die hereindämmernde, blaue Nacht hatte die Glaswände zu Spiegeln gemacht, in denen ihre Gestalten blass und verfremdet umherhuschten. Es roch nach Staub. Maève zog die Beine an, soweit es ihr möglich war, ohne die Schuhe auf die Sitzpolster zu stellen. Sie hatte immer noch Hunger und irgendwie war das alles ein bisschen zu viel – untot sein, eine Nashornentführung, Čerts Blauheit. Sie bekam Kopfschmerzen davon, dumpf und pochend hinter ihrer Stirn.

„Also", begann Dunkelgold, der sich auf dem Sessel zu ihrer Rechten niedergelassen hatte, Beine übereinandergeschlagen, mit dem Rücken zu den Glaswänden. „Ich weiss nicht, wer diese Zettel geschrieben hat, aber mir fallen ein paar Leute ein, die dafür in Frage kommen. Von dem, was ich über sie weiss, gehe ich davon aus, dass Pondus erst einmal nichts passiert."

Rasputin seufzte leise, wirkte aber nicht sonderlich erlöst. Er hatte sich in die andere Ecke des Sofas gequetscht, auf dem Maève sass. Das hier musste ihn schrecklich mitnehmen und sie hätte wirklich gerne geholfen, aber wie? Sie besass keinerlei empathisches Talent, taugte nicht für so etwas. Das musste sie sich zu Hause und in der Schule ja oft genug anhören.

„Klingt jedenfalls nicht wie etwas, das Infinitif machen würde", befand Čert auf dem Sofa gegenüber - zurückgelehnt, Arme über die Lehne gehängt, ein Fussgelenk eingeknickt, als überlegte er jeden Moment, entspannt die Stiefel auf das Tischchen zu knallen, das in der Mitte der Sofarunde stand. Mehr Platz konnte er nicht einnehmen, ohne ins Lächerliche zu rutschen. Hexe hatte sich auf ihm zusammengerollt und schnurrte. Vielleicht musste er so sitzen, damit die Hündin nicht von ihm herunterrutschte. Sie war doch ziemlich gross.

„Wer ist das?" Maève versuchte, die Frage möglichst offen in den Raum zu werfen und nicht allzu sehr in Čerts Richtung. Wie sollte sie auch mit ihm reden? Er war ihr nach wie vor nicht ganz geheuer. Eigentlich wollte sie ihn noch weiter zu seinen komischen Behauptungen über Untote ausfragen, aber eben.

Knapp neben ihrer Schulter klatschte eine Hand auf's Polster.

„Nur so eine Dämonin, die ein bisschen viel von sich hält", erklärte Chexton, der hinter ihrem Sofa stand, in einem Tonfall, den er vielleicht für grosszügig hielt. Während er redete, strich sein Atem ganz knapp an Maèves Scheitel vorbei, als liefe eine langbeinige Spinne über ihren Kopf. Ein widerlicher Schauder zwickte sie in den Rücken. Am liebsten wäre Maève aufgesprungen und an das andere Raumende gelaufen. Alternativ hätte sie gern auf seine Hand gehauen und gefaucht, er solle sich verpissen, aber das wäre wirklich unhöflich. Sogar ihr fiel das auf. Irgendetwas an diesem Typen machte sie nervös, richtig nervös, nicht zuletzt, weil er sie vorhin jedes Mal angestarrt hatte, sobald sie in seine Richtung schielte.

Jetzt wäre es noch gut zu wissen, was denn bitte eine Dämonin sein sollte, aber sie traute sich nicht, eine weitere Frage zu stellen.

„Ist eine Selbstbezeichnung." Čert grinste. „Den wissenschaftlichen Begriff hab ich jedenfalls vergessen."

Maève versuchte, Chexton zu ignorieren und runzelte die Stirn. Dann unterhielt sie sich eben doch mit Čert. Sein Grinsen schien wenigstens keine weitere Bedeutung zu haben. „Warum sollte man sich so nennen?"

Siebeneinhalb DämonenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt