Wir hatten uns auf Anhieb gut verstanden. Ich war sein Fels in der Brandung gewesen. Hatte ihm geholfen, Freunde zu finden, hatte mit ihm privates Training veranstaltet. Langsam aber sicher war der Gladbacher wieder aus dem Schatten seiner selbst hervorgetreten, hatte zu seiner Form zurück gefunden und war selbstsicherer geworden. Und dennoch war ich sein Lieblingskollege geblieben.
Wir hatten uns alles erzählt, wussten über die Probleme des anderen Bescheids, teilten Freude und auch Leid, und das nicht nur beim DFB. Einmal hatte Ich Streit mit seiner Freundin, war völlig überstürzt aufgebrochen und doch hatte Chris sich gefreut als ich völlig unangemeldet mitten in der Nacht vor seiner Tür gestanden hatte.
Und nun, zum ersten Mal wusste ich nicht, was den Blonden bedrückte. Warum er plötzlich zur Kratzbürste wurde, sich benahm wie ein Mädchen, das seine Tage hatte.
Ich wurde jäh aus meinen Gedanken gerissen. Durch ein lautes, trockenes Schluchzen. Und das könnte nur eins bedeuten. Chris weinte. Mein Kleiner lag da drinnen in seinem Bett und weinte. Aber das schlimmste war, das er es wegen mir tat. Was bedrückte ihn so sehr, dass er darüber nicht einmal mit mir sprechen konnte? Stress mit seiner Freundin? Liebeskummer? Ach nein, er hatte mir vor Monaten am Telefon erzählt, dass sie im Guten auseinander gegangen waren. Ist es möglich, dass er sie trotzdem noch immer vermisst, sich wieder einsam fühlt? Wer weiß was so ein Schlag auf den Kopf so alles bewirken kann.
Aber wenn er sich nach Nähe und Zuneigung sehnte, warum hatte er eben diese dann vorhin nicht zugelassen? Es war so schön gewesen. Mitten in der Nacht auf unserem Balkon, mit Meerblick und an meiner Brust der Blonde mit den grün- braunen Augen, der für mich schon lange mehr als nur ein Kollege war. Er war mein bester Freund. Er war der einzige, dem ich erlaubte, auch mal hinter meine Fassade zu blicken. Er war der, der mir am Nächsten Stand, der Mensch, den ich liebte. Alles an ihm war perfekt. Seine Sturmfrisur, die Bartstoppeln, wenn er mal wieder zu bequem war, sich zu rasieren, dieses unwiderstehliche schiefe Grinsen. Sein Körper war bis ins kleinste trainiert, aber das brachte der Fußball wohl mit sich.
Kurzum, ich, Manuel Neuer, meines Zeichens unnahbar und scheinbar immer gelassen, hatte mich bedingungslos in ihn, Christoph Kramer verliebt. Und nun, als ich ihn bitterlich weinen hörte, war es vorbei mit meiner Gelassenheit. Ich war wütend auf mich, weil ich ihn offensichtlich sehr verletzt hatte. Und weil ich hier immer noch rumsaß wie ein Depp, anstatt zu ihm zu gehen und für ihn da zu sein.
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Battlefield. ABGESCHLOSSEN.
RomanceDer Krümel und der Riese. Christoph Kramer und Manuel Neuer. Die Zeit beim DFB hatte die beide zu richtig guten Freunden gemacht. Was gab es besseres als einen Sommer mit dem neuen besten Freund mit einem WM- Titel zu krönen? Eigentlich nichts. Ode...