Battlefield. ABGESCHLOSSEN.

Jogi.

Ich legte Chris vorsichtig auf der Liege ab und antwortete auf den fragenden Blick meines Gegenübers. "Ich bin wach geworden, weil es geknallt hat. Er lag lang auf dem Boden und hat irgendetwas von Gleichgewicht, Kopf und aua geredet." "Manu, er ist im gleichen Raum wie du und kann dich hören!", meldete sich eine schwache Stimme hinter mir. MüWo wühlte bereits in seinem Medikamentenschrank. Als er wieder zu uns kam, meinte er "Keine Angst ihr zwei, das ist normal. Gleichgewichtsstörungen können nach einer Gehirnerschütterung ohne weiteres auftreten. Christoph ich gebe dir was zum Schlafen. Dein Körper braucht jetzt vor allem Ruhe. Manuel wird bei dir bleiben, wenn du wieder wach wirst, wird er hier sein, das verspreche ich dir." Diese Aussage duldete keinen Wiederspruch.
Der Mediziner verabschiedete sich zum Frühstück und während Chris ins Land der Träume befördert wurde, gab ich mich meinen Gedanken hin. Ich nahm seine kalte Hand in meine, strich ihm mit der anderen zärtlich über die Wange. Wenn er wieder wach ist, muss ich mit ihm reden! Ich muss ihm sagen, dass seine Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen. Ich will, dass er weiß, dass er für mich das Wichtigste ist, dass ich ihn nicht abstoßend finde. Ganz gleich, was dann passiert, irgendwann muss auch ein Manuel Neuer mal über seine Gefühle sprechen. Über seine Gefühle für einen gewissen Christoph Kramer. Ich lächelte glücklich vor mich hin, strich mit dem Daumen immer wieder über seinen Handrücken und war so in seinen Anblick vertieft, dass ich mich furchtbar erschreckte, als mein Trainer auf einmal in der Tür stand.
"Ach, Liebe muss was Schönes sein!", seufzte Jogi und setze sich zu mir. Schnell zog ich meine Hand zurück, legte sie zu der anderen in meinen Schoß. Nun konnte sich der schwarzhaarige ein Lachen nicht mehr verkneifen. "Manuel, ich bin vielleicht alt, aber noch lange nicht blind oder gar blöd! Es sieht doch jeder wie ihr zwei euch anschaut. Da ist ein Funkeln in deinen Augen, wenn er auf den Rasen läuft. Liegt er am Boden, hält es dich nur ganz knapp in deinem Tor und macht er eins, rennst du wie ein Bekloppter über den ganzen Platz, um ihn durch die Luft zu wirbeln. Keinen einzigen seiner Schüsse hast du bisher gehalten und außerhalb des Platzes klebt ihr zwei zusammen wie Kaugummi. Steh doch endlich dazu. Sei ein Mann und sag ihm, was du fühlst, das kann sich doch keiner mit anschauen!"
Erschrocken blickte ich meinen Trainer an. Das hatte er jetzt nicht wirklich gesagt? "Jogi, selbst wenn ich wollte, ich bin Fußballer!" Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. "Schau mich an. Was glaubst du? Dass ich dich aus der Mannschaft schmeiße, nur weil du dich in einen Mann verliebt hast? Glaubst du wirklich, ich weiß nichts von Bastian und Lukas? Solange ihr glücklich seid, freue ich mich für euch! Wenn ihr in die Öffentlichkeit treten wollt, steht der DFB hinter euch, genauso wie Bayern und Gladbach. Schwul zu sein ist doch nichts Schlimmes. Vielleicht verlierst du ein paar Fangirls, musst ein paar Pfiffe einstecken, aber der Kleine sollte dir das doch wert sein."