Fünf

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Aiden und Jeff schwangen sich elanvoll aus ihren Betten und kamen zu uns herübergeschlendert.
Ich schüttelte verständnislos meinen Kopf und wünschte, das Gefühl eines Ballons, der meinen Kopf zu füllen,  immer mehr aufzuquellen schien und einen Druck verursachte, der sich durch meine ganze Schädeldecke zog, würde endlich verschwinden. 

"Leute, bitte... ", sagte ich verzweifelt und versuchte irgendwie autoritär und beeindruckend zu wirken, so dass ich die anderen Drei doch noch von ihrem Vorhaben abhalten konnte. 

Aber noch während ich sprach, merkte ich, wie lächerlich ich klang. Nicht in irgendeiner Weise überzeugend oder erwachsen. Im Gegenteil, auch mich hatte schon ein wenig die Aufregung erfasst und ich war sicher, man konnte das kleine verschmitzte Grinsen, welches für ein Sekunde über meine Lippen huschte, aus meiner Stimme heraushören. 

Emma drehte sich augenrollend zu mir um und nahm meine Hand. 

"Kaaaaaayla!", stichelte sie und pikste mir in den Bauch. 
Ich kicherte. "Was?"
Sie grinste wissend. "Ich sehe da ein eindeutiges Abenteuer-Funkeln in deinen Augen! Tu nicht so, ich weiß ganz genau, dass du auch aus diesem langweiligen Krankenhaus raus willst."

Ich seufzte, denn sie hatte absolut recht. Meine Fingerspitzen kribbelten schon vor Abenteuerlust. "Na schön", versuchte ich möglichst ergeben hervorzupressen, konnte ein kleines Lächeln, das meine Mundwinkel umspielte, jedoch nicht verhindern. 

Verstohlen huschten unsere Blicke durch den Gang.
Außer einem Arzt, der an uns vorlief und den wir unschuldig lächelnd grüßten, blieb alles ruhig und leer in unserer Umgebung.
Das war unser Zeichen.

"Jetzt!", zischte Jeff und stürzte zeitgleich mit Aiden los.

Emma und ich setzten ihnen sofort nach, durch ihre dicke Schiene am Bein wurde sie jedoch deutlich behindert und ich versuchte mich ihrem Tempo anzupassen.

Unsere Sohlen klatschten bei jedem Schritt den wie rannten laut auf dem spiegelglatten Untergrund und innerlich bat ich, dass diese auffälligen Geräusche niemanden auf uns aufmerksam werden ließen. 

"Hey! Stehen bleiben!", ertönte es da plötzlich hinter uns und der Klang eines zusätzlichen Schuhpaars, welches  sich schnell näherte, mischte sich zu unseren Schritten und dem schnellen Schlagen meines Herzens.

Nicht schon wieder.
Verdammt! Wieso klappten unsere Pläne nie? 

Jeff, der uns allen voraus lief, hatte nun die silberglänzenden Türen eines Aufzuges erreicht und hämmerte wie wild auf die Taste mit dem Pfeil nach unten ein. 

"Jetzt mach doch, verdammt!", schrie er den Lift an, seine Stimme überschlug sich. 

Nach einander kamen wir bei ihm an und blieben schwer atmend von unserem Sprint neben ihm stehen. Ich sah auf die kleine Anzeige.
...Erster Stock...

"Jetzt komm schon!", drängte Aiden ebenfalls und wippte nervös von einem Bein aufs Andere.
...Zweiter Stock...

Drahtseile surrten im Inneren und zogen quälend langsam die Kabine zu uns hoch. Sie war nun in der dritten Etage, so verkündeten es die blinkenden Lichter.

Auch ich wurde langsam nervös, ob der Fahrstuhl noch rechtzeitig kommen würde, doch in diesem Moment ertönte ein leises "Pling" und die Türen schoben sich auf. 

Noch bevor sie sich komplett geöffnet hatten, waren wir schon hastig hineingestolpert und Jeff begann wieder, auf die Taste mit der Aufschrift "Erdgeschoss" einzuschlagen. 
Die Türen schlossen sich mit einer Ruhe, die mich ganz verrückt machte, doch als ich schon befürchtete, wir würden es nicht mehr rechtzeitig schaffen, schloss sich auch noch die letzte Lücke und die Kabine setzte sich ruckelnd in Bewegung. 

Das Leuchten der Freiheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt