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Ein ziemlich zerknitterter Umschlag stach mir ins Auge. Ich sah mich um, um sicherzugehen, dass mich niemand beobachten würde. Dann zog ich vorsichtig den Umschlag aus dem Sack. Langsam, und aufmerksam, drehte ich ihn um und erkannte meinen Namen. Mary. Er wurde nicht schön hingeschrieben. Es schien so, als hätte die Person, die mir den Umschlag zukommen lassen wollte, keine Zeit um ihn schön und mit viel Mühe zu schreiben. Wer hatte diesen Brief geschrieben? Und warum? Was hatte das alles zu bedeuten?

Erneut sah ich mich um. Es war niemand in Sichtweite. Erleichtert atmete ich aus und widmete mich erneut den Umschlag. Was war da wohl drinnen? Vorsichtig, und so leise wie möglich, öffnete ich den Umschlag. Ich erwartete alles. Bilder, Drohungen, Informationen oder nichts. Doch stattdessen kam etwas anderes aus den Umschlag. Ein Brief. Ein säuberlich, zusammengefalteter Brief war in diesen Umschlag. Langsam zog ich ihn heraus und entfaltete ihn. Dieser Brief war kurz. Aber säuberlich geschrieben. Und an mich. Es waren eigentlich nur fünf Wörter. Fünf kurze Wörter, die mich in Panik versetzten.

Sie wollen, dass du stirbst

Langsam lese ich diese Worte. Diese fünf Wörter. Was sollte das? Wer will, dass ich sterbe? Und warum? Ich versuchte einen Schrei zu unterdrücken. Sowie meine Tränen. Es war, als würde meine Kehle zugeschnürt werden. Ich brachte keinen Ton raus. Stattdessen saß ich nur da und versuchte mich irgendwie zu beruhigen. Es würde alles gut werden. Oder? Ich weiß nicht, ob diese Nachricht ernst gemeint war. Ob sie überhaupt echt war. Vermutlich erlaubte sich jemand einen Scherz mit mir. Das wird es sein. Ich soll gar nicht sterben. Die Jungs machen sich nur über mich lustig. Bitte lass es so sein. Bitte.

Ich schaffte es nicht mehr meine Tränen zu unterdrücken. Eine nach der anderen verließ meine Augen und tropfte auf diesen Zettel. Diesen Brief. Der mich vermutlich vor meinen eigenen Tod gewarnt hat.

,,Okay, beruhig dich, Mary. Es ist alles gut. Du wirst nicht sterben", versuchte ich mich zu beruhigen. Diese Worte prallten jedoch an mir ab. Als wäre ein Schutzschild um mich herum. Ich wusste, dass das nicht stimmen konnte. Warum sollte das jemand zum Spaß schreiben? Warum sollte mich jemand aus Spaß vor meinen eigenen Tod warnen? Das machte keinen Sinn.

Ich schluchzte und merkte dadurch nicht, ob jemand mich bemerkt hatte. Ich hoffte nicht. Wie sollte ich denn den Jungs erklären, warum ich wegen einen Sack weinte? Oder Alby? Sie würden mich für verrückt halten, wenn sie es noch nicht tun. Soll ich jemanden von diesen Brief erzählen? Ich weiß es nicht. Ich will, aber dann doch wieder nicht. Ich fühle mich hilflos. Alleine. Ich habe das Gefühl, keine Ahnung zu haben, was ich machen soll. Ob ich was machen soll. Ich werde es einfach niemanden sagen. Genau. Was soll den schon sein? Wie sollten die Personen, die mich tot sehen wollen mich umbringen. Sie können schlecht auf der Lichtung auftauchen. Oder? Ich mache mir eindeutig zu viele Gedanken. Ich faltete den Zettel zusammen und stopfte ihn eine Hosentasche. Danach wühlte ich weiter gedankenverloren in den Sack herum, um herauszufinden, was sich noch da drinnen befand. Ich konnte aber nichts außer ein paar Klamotten, einen Haargummi und eine Haarbürste ausmachen. Besser als nichts.

Ich legte den Sack neben meine Hängematte auf den Boden und lehnte mich zurück. Die Hände im Nacken verschränkt starrte ich nach oben. An die Decke. In Gedanken überlegte ich, was ich tun sollte. Sollte ich jemanden von den Zettel erzählen? Oder sollte ich es bleiben lassen?

Schlussendlich entschied ich mich dazu es für mich zu behalten. Solange niemand davon mitbekommt, ist es nicht nötig es jemanden zu sagen. Oder?

Ich atmete genervt von meinen Gedanken aus und schloss die Augen. Ich sah diese fünf Worte vor mir. So klar. Ich konnte sie nicht ausblenden. Genervt schlug ich die Augen auf und sah auf die Decke. Sie schien alt zu sein. Es sah abgenutzt aus. Alt. So alt. Wie lange waren sie wohl schon hier?

Run or die [a Maze Runner FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt