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Feuerwerke schnitten durch das Schwarz, peitschten den Himmel als feurige Funken und platzten durch die Nacht, um strahlende Lichtfarben zu kreieren, welche die Sterne dahinter wie eine bloße Kulisse für diesen Anlass wirken ließen.
Bucky hielt noch einen Moment lang länger den Blick fest nach oben gerichtete, die strahlenden Lichter und lebhaften Farben brannten sich auf seine Netzhaut, dann lächelte er und stieg geminsam mit seinem besten Freund ein paar Steinstufen hinunter.
Ich weiß gar nicht, was du für ein Problem hast", meinte er laut genug zu Steve, um das Pfeifen der Feuerwerkskörper und die „Ahs" und „Ohs" der Zuschauermenge zu übertönen.
Sein Freund schien der einzige zu sein, der sich nicht amüsierte. Er hatte den Kopf gesenkt, sodass Bucky von oben nur seinen blonden Haarschopf sehen konnte. Natürlich wusste er, weshalb Steve mies drauf war. Schon morgen würde er als Sergeant mit der 107 nach England geschickt werden.
Du wirst der letzte, heiratsfähige Mann in ganz New York sein. Und hier gibt's dreieinhalb Millionen Frauen", versuchte Bucky ihn aufzumuntern – erfolglos.
Steve, der einen ganzen Kopf kleiner als er und um vieles schmächtiger war, vergrub die Hände in den Hosentaschen seines Anzugs. Den Kopf hatte er immer noch gesenkt, als er murmelte: „Eine würde mir schon reichen."
Bucky schmunzelte. Ein paar Meter vor ihm, erblickte er die zwei Frauen – eine Begleitung für jeden von ihnen –, die er zum heutigen Event eingeladen hatte.
Gut, dass ich das in die Wege geleitet habe", sagte er und winkte. Steve sah abrupt auf, da warf eine der Frauen die Hand in die Luft. „Hey, Bucky!", rief die dunkelhaarige. Bucky grinste. Einerseits, weil er sich auf den Abend mit ihr freute, andererseits, weil er Steve neben sich protestierend aufatmen hörte. „Was hast du denen über mich erzählt?", fragte er mit einer bösen Vorahnung. Bucky warf ihm einen süffisanten Blick zu. „Natürlich nur gutes."

Gemeinsam gingen sie in das Gebäude, wo die Vorstellung von Howard Stark stattfinden würde. Eine laute, männliche Stimme, die über die Zukunft sprach, drang aus den Lautsprechern und hallte durch die die gigantische Halle, welche überfüllt mit erwartungsvollen Gästen war. Maryam, die ihren Arm mit seinem verhakt hatte, warf ihm einen faszinierten, aufgeweckten Blick zu.
Ich bin so aufgeregt", japste sie, „komm, weiter nach vorne." Mit diesen Worten zog sie ihn zaghaft hinter sich her, als jemand seine Schulter rammte. Während Maryam und die anderen schon weiter gingen, hielt Bucky an. Er drehte sich in die Richtung, zu der Person, die in der Eile seine Schulter gerammt hatte, und erblickte eine Frau. Sie war schlank und trug abgesehen von den schwarzen High Heels einen roten, knielangen Bleistiftrock und darin steckte eine detailliert gearbeitete, weiße Bluse. Als sie sich kurz umsah, wie um zu sehen, wen sie ziemlich heftig angerempelt hatte, konnte er einen Blick auf ihr Antlitz erhaschen. Es wäre eine reinste Untertreibung gewesen, sie als hübsch zu bezeichnen. Sie war verblüffend schön, etwas jünger als er - vielleicht 18 oder 19 - mit einem herzförmigen Gesicht, einer Stupsnasr, einem Schmollmund, und gold gebräunter Haut. Anders als die meisten Frauen zurzeit, trug sie ihre onyxschwarzen Haare nicht schulterlang und zu perfekten, großen Locken gedreht, sondern mittellang und zerzaust, als hätte sie sich nicht die Mühe gemacht, sie zu stylen, aber das machte sie nicht im geringsten weniger attraktiv.

Da trafen sich ihre Blicke.

Es kam ihm vor, als hätte die Zeit plötzlich ausgesetzt. Das laute Zischen und Pfeifen der Feuerwerkskörper, das bis ins Gebäude drang, rückte in den Hintergrund. Selbst die lauten Stimmen der versammelten Menschenmenge waren nicht mehr als ein leises, fernes Murmeln.
Der Ausdruck in ihren gold-grün-schwarzen Augen war hart und sie wirkte so, als wäre sie von jemanden verärgert worden – aber nicht von ihm.
Eine Stimme, die seinen Namen rief, zerriss den Augenblick – die Frau wandte sich ohne ein Wort ab und ging. Verschwand in der Menge.

„Bucky!"

Da war sie wieder. Die Stimme. Sie klang wütend und frustriert, kam ihm aber bekannt vor.
Er sah sich um, konnte aber nicht zuordnen, woher die Stimme kam. Es war, als stammte sie direkt aus seinem Kopf.

Black Jackal | Bucky FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt