Nachdem sie 6 Stunden geflogen waren, empfing Russland sie am Nachmittag mit einer Eiseskälte, die Elide im ersten Moment einen Schrecken einjagte. Sie hatte ganz vergessen, wie kalt es dort war, und jetzt, wo sie sich allmählich Dezember nährten, herrschten noch niedere Temperaturen als vorher. Der dicke Schnee knirschte unter ihren Füßen, als sie von der letzten Treppenstufe des Flugzeugs in die weiße Masse sprang, wobei Anubis gegen ihren Schenkel klatschte. Frostiger Wind zerrte an ihren Haaren, ihr Atem gefror in der Luft zu einer Wolke, die zum grauen Himmel empor stieg.
Als sie den steinernen Eingang der Basis erblickte, dessen Türlack bereits verrostet und halb abgesplittert war, wurde sie daran erinnert, dass sie wahrscheinlich für Wochen nicht wieder durch diese Tür treten würde. Sie würde in der Basis festsitzen, sowie es auch letztes Mal nach Japan gewesen war. Nur einmal hatte sie da in die Stadt gedurft (ihr weiblicher Charme gemischt mit der ein oder anderen Morddrohung konnte sehr überzeugend sein) und das war ihr auch nur mit der Begleitung von Sam erlaubt worden.
Sam schien sich übrigens auf dem recht kurzen Weg zur Basis die Knochen abzufrieren; er begann offensichtlich zu zittern und umkrallte seine Stütze so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. In der anderen Hand hielt er den Koffer mit der Droge. Mit der Droge, von der sie angenommen hatte, Bucky hatte sie nicht wiedergefunden, doch dem war wohl doch so. "Hydra darf es nicht bekommen!", hallte ihr Lawsens panisches Flehen in den Ohren wieder. "Es lässt Menschen das erleben, was sie am meisten fürchten! Hydra will es zur Folter benutzen!" Er hatte auch behauptet, es sei schon benutzt worden. Scheinbar schien es Hydra sehr gut gefallen zu haben und es erleichterte sie ungemein, dass sie wenigstens die letzten Phiolen mit der Droge hatten. Sie wollte sich nicht ausmalen, wie Sam und sie bestraft werden würden, wenn sie Lawsen und die Reste verloren hätten. So oder so würde es wohl unangenehme Folgen mit sich ziehen, dass sie den Doktor sterben lassen hatten. Genau genommen war es nicht ihre Schuld, aber Zola würde das wohl anders sehen.
Sie ließ ihren Blick gedankenverloren zu dem Winter Soldier schweifen. Er schien die Kälte nicht einmal wahrzunehmen; seine Miene war so eisig und hart wie der Winter selbst, machte dem Namen Winter Soldier alle Ehre. Aber im Anbetracht der Tatsache, dass er in wenigen Minuten wieder als Schneemann in der Kühltruhe endete, war es wohl auch nicht wirklich verwunderlich, dass diese Temperaturen ihm nichts anhaben konnten.Die Tür zu Basis öffnete sich mit einem metallischen Quietschen. Pfützen spiegelten die Dunkelheit in dem Flur wieder und Elide stieg zuerst die vielen Treppenstufen hinab. Ein leicht muffiger Gestank schlug ihr entgegen, aber sie würde sich in ein paar Minuten daran gewöhnt haben.
Als sie alle unten im Gang angekommen waren - Sam musste bei den vielen Stufen zu ihrer Erheiterung seine persönliche Hölle erlebt haben -, kamen ihnen bereits Agents entgegen, die Bucky zur Kryostasekammer abführten. Soweit sie wusste, war es noch nicht nötig, seine Erinnerungen in dieser 'Speicherunterdrückungsmaschine' zu löschen, deshalb ließ man ihn nur bis zur nächsten Mission einfrieren. Auf diese Weise würde er Jahrzehnte überstehen ohne dem Alter zu erliegen. Wenn Elide nicht von alleine nicht altern würde, hätte man sie sicher auch eingefroren. Bei dem Gedanken verzog sie das Gesicht. Auf ihrer To-Do Liste stand Eingefroren werden nicht unbedingt groß und fett geschrieben.
Bucky hatte allerdings nicht groß eine Wahl, weshalb er ohne sich zu wehren mitging.
Sie sah ihm eine Weile nach, dann folgte sie dem hinkenden Sam, welcher nach der Besprechung operiert werden würde. Elide kam nicht drum herum, sich zu fragen, ob er bis zur nächsten Operation überhaupt wieder einsatzbereit sein würde. Wenn ihm überhaupt jemals wieder gestattet werden würde, eine ihrer Missionen zu leiten. Nach ihrem halben Versagen glaubte sie nicht wirklich dran.Kaum waren sie in dem Büro von Zola angekommen, hätte sie am liebsten gleich wieder Kehrt gemacht. Zola war ... er sah einfach aus wie eine Steckrübe. Wie eine hässliche Steckrübe mit dicken, runden Brillengläsern nach dazu.
Doch statt ihrem inneren Wunsch zu folgen, ließ sie sich auf den Stuhl neben Sam fallen und platzierte ihre dreckigen Stiefel auf dem Tisch, der zwischen ihnen und Zola stand.
Sam warf ihr einen warnenden Blick zu, den sie ignorierte. Steckrübe war leider weniger einfach zu ignorieren.
Der schweizerischer Biochemiker setzte ein falsches, schmieriges Lächeln auf. "Wären Sie so freundlich, die Füße runter zu nehmen, Ms Sinclair? Nach dem Chaos, das ihr beide angerichtet habt, ist das wohl das mindeste." In seiner Stimme schwang eine aufgesetzte Freundlichkeit mit, die sie viel wütender machte, als er es wegen der Sache mit Lawsen war.
"Dieses Chaos geht auf das Konto Ihres Agents, der zu unfähig war, den Doktor zu fesseln", konterte sie gereizter als beabsichtig, hielt seinem zornigen Blick aber trotzdem stand. Sie hörte, wie Sam scharf die Luft einzog. Noch eine Warnung.
Steckrübes Lächeln erstarb augenblicklich, wich einem missgünstigen Funkeln. Die Luft begann fast vor Spannung zu vibrieren. Elide warf einen verstohlenen Blick auf einen Brieföffner, der keine zehn Zentimeter vor ihr auf dem Tisch lag. Selbst ohne ihre Krallen, wäre es so einfach ...
"Nun ... Sie haben am Telefon berichtet, Lawsen sei abhanden gekommen, aber Sie haben die Droge mit keinem Wort erwähnt, Agent Crane. Habt ihr nun wenigstens diese oder nicht?", brachte Steckrübe schließlich heraus und klang dabei wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Seine bemühte Ruhe war jedoch nicht das, was Elide irritierte. Nein, es wunderte sie um vieles mehr, dass Sam nicht berichtete hatte, dass sich Devil's Dream - das Letzte, was es davon geben würde - in ihrem Besitz befand.
"Nein. Die letzten Phiolen gingen bei der Explosion kaputt", antwortete Sam.
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Black Jackal | Bucky FF
FanfictionElide Sinclair ist eine Gefangene Hydras, ein Experiment Hydras und Hydras liebste Waffe, was sie dem Supersoldaten-Serum zu verdanken hat, das durch ihre Venen pulsiert. Um nicht gefoltert zu werden, geht sie einen Deal mit Hydras Führung ein, der...