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"Oberkörper frei machen und an die Wand!", bellte der hässliche Glatzkopf und deutete anschließend auf Sam's und ihre Schuhe. "Die auch aus!"
Elide tat trotz ihrer plötzlich entstandenen Mordlust des Mannes gegenüber wie geheißen, schlüpfte neben Sam aus ihren Schuhe, umfasste den Saum ihres schwarzen Shirts und zog es über ihren Kopf. Anschließend beförderte sie beides beiseite, ohne groß darauf zu achten, ob es im Blutdreck landete oder nicht. Am Ende würde zumindest ihr Oberteil sich mit ihrem Blut vollgesogen haben, dessen war sie sich sicher.
Barfuß ging sie über den eiskalten Boden, spürte das kaum getrocknete Blut ihrer Vorgänger klebrig unter ihren nackten Sohlen. Gerade als sie es Sam gleichtun und sich mit dem Gesicht zur Wand stützen wollte, hielt der Russe sie auf.
"Oberkörper frei machen!", wiederholte er. Elide blickte verwirrt an sich hinab, blieb bei ihrem BH hängen. Oh fuck. Wie gern hätte sie diesen Russen mit seinen eigenen Peitschen ausbluten lassen, aber damit würde sie sich nur noch mehr Ärger einbringen, auf den sie wirklich verzichten konnte.
Also fluchte sie bloß auf einer Sprache, die er nicht verstand, während sie sich wieder zur Wand drehte, ihren BH achtlos zu den anderen Sachen auf den rotbraun gefleckten Boden warf und sich mit den Händen an die Wand stützte - ihr Oberkörper nun völlig entblößt. Allerdings hatte sie größere Sorgen, als sich um ihre halbe Nacktheit zu scheren.
Weitaus größere sogar.
Sie hörte, wie der Bastard alles bis auf den Griff der Peitschen fallen ließ und spürte mehr als sie sah, wie Sam entmutigt die Augen schloss. Als würde er bloß einen Alptraum haben, der aufhörte, wenn er die Augen wieder öffnete. Elide schnaubte innerlich. Was für ein lächerlicher Gedanke.
Sie senkte den Blick erneut zu Boden. Bei der Menge an beinah frischem Blut fragte sie sie sich, ob die letzte Person, die diesen Raum betreten hatte, es überhaupt lebendig herausgeschafft hatte.

Sie blinzelte erschrocken, als sie hörte, wie die Peitsche auf einmal gegen Sam's Rücken schlug und dessen Schrei in der Kehle zu einem mühsamen Brummen verebbte.
Elide versuchte, nicht auf seinen Rücken zu starren, aber sie stellte dennoch fest, dass ihre Augen darauf gerichtet waren. Sie hatte um ehrlich zu sein nicht damit gerechnet, dass die Wunde gleich so tief seine würde, aber aus dem zerschnittenen Fleisch sickerte Blut hervor. Sie drückte ihr Finger fester gegen die Wand, wie um zu verhindern, dass sie ihren Halt verlor, denn der Mann hob die rechte Peitsche, die, die für sie bestimmt war, und das luftzereißende Geräusch kündigte das Aufplatzen ihrer Haut an.
Der Schmerz kam wie ein plötzliches Gewitter auf See. Die Peitsche - sie waren abwechselnd dran - schlug mit absoluter Brutalität auf sie nieder. Warmes Blut rannte ihren Rücken hinunter. Alles in ihr drängte sie dazu, einfach ihren Schmerz herauszuschreien, aber jeder Laut erstickte in ihrem Hals, bevor er ausbrechen konnte.
Letztendlich, nach fünf Schlägen, schrie Sam zuerst. Schrie, als würden ihm die Eingeweide mit einem stumpfen Instrument herausgerissen werden.
Sie wagte einen zweiten Blick zur Seite und wurde nochmals daran erinnert, dass seine Wunden nicht wie die ihre heilten. Der gesamte Rücken war rot und größtenteils stammte die Farbe von dem Blut, das langsam aus den linienförmigen Schnittwunden quoll. Seine Lippen bebten, die Augen presste er immer fester zusammen, und Elide konnte nicht sagen, was vom beiden im gedämmten Licht funkelnd über seine Wangen rann: Schweiß oder Tränen. Sein verletztes Bein knickte ein und zitterte so stark, dass sie befürchtete, er würde jeden Augenblick in sich zusammenbrechen oder ohnmächtig von den Schmerzen werden.
Sie riss sich beim nächsten Peitschenhieb wieder weg von dem Anblick und ihre Muskeln verkrampften vor Schmerz, sie schlug jedesmal mit ihrer Handfläche gegen die kalte, harte Betonwand und zählte.
Bis jetzt waren es fünfzehn. Elide nahm an, es würden nicht mehr als zwanzig werden, wenn man Sam bei Bewusstsein haben wollte.
Tatsächlich hielt der Mann bei dem zwanzigsten Inne. "Du!", schnauzte der Hydras Folterknecht Sam an. "Von der Wand weg und anziehen!"
Der Brite wimmerte ein leises Dankgebet in seiner Muttersprache, atmete erleichtert tief ein und aus und nahm sich am ganzen Körper zitternd die Krücke wieder, die er neben sich an die Wand gelehnt hatte. Dabei zischte er vor Schmerzen auf. Doch als Elide ebenfalls von der Wand wegtreten und nach ihrer Kleidung greifen wollte, rief der Mann: "Nicht du! Zurück an die Wand mit dir!"
Sam erstarre in seiner Bewegung. Elide selbst hatte kurz die Luft angehalten. Sie war noch nicht fertig.
"Ich versteh nicht", wandte Sam ein, woraufhin der Peiniger ihn wütend anstarrte. Auf dem schlechtesten Englisch, das sie je gehört hatte, erklärte er: "Ihre Wunden heilen. Also doppelte Bestrafung."
Elide ballte die Hände zu Fäusten, ehe sie sich wieder umdrehte und ihre Handflächen wie zuvor auf dem Baton platzierte. Sam, der lieber wortlos hätte gehen sollen, schüttelte entschieden den Kopf. "Das ist nicht f-"
Er hatte nicht mehr Chance, auszusprechen. Das Miststück eines Folterers trat Sam die Stütze weg, packte seine Schultern und rammte seinen Fuß gewaltsam ins kaum verhalte Knie. Ein grässliches Knacken ertönte und Sam stieß einen Schrei aus, bei dem sie ihre Nackenhaare sich sträubten. Es war der durchdringendste Schrei, den sie je gehört hatte, und sie hatte schon viele Schreie gehört. Sam sah mit aufgerissenen Augen von dem Mann zu ihr. Mit seinen bebenden Lippen formte er Worte, die sie sehr wohl verstand, aber nicht beachtete. Wortlos richtete sie ihren Blick wieder nach vorne und erwartete den einundzwanzigsten Peitschenhieb.

Black Jackal | Bucky FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt