Die nächsten zwei Tage übte ich besonders hart. Ich übte das Hexen mit Ally, das Rennen und Lauschen mit Isaac und das Gestaltwandeln mit Eric. Am Samstag lag ich lange im Bett. Ich hatte das Frühstück verschlafen und wartete darauf, dass die Wölfe sich verwandeln würden. Niemand würde freiwillig draußen sein und mich sehen. Niemand würde meinen großen Rucksack bemerken und niemand würde Fragen stellen. Ich hielt den Plan für perfekt. Mya und Sky waren sowieso nicht in der Hütte und Ally schaute einen Film in ihrem Zimmer. Leise schlich ich mich raus. Es war still. Sehr still. Fast sogar zu still. Kein Frosch quakte. Kein Vogel zwitscherte und kein Tier lief durch den Wald. Ich hatte mir am Donnerstag eine geeignete Stelle gesucht. Mit genug Anlauf konnte ich über den Zaun springen und sicher auf der anderen Seite landen. Ich lief los und lauschte. Nichts war zu hören. Bis ich plötzlich Pfoten hörte. Ein Werwolf sprang auf mich zu und die gelben Augen sahen mich bedrohlich an. Ich lag regungslos am Boden und wusste, dass der Wolf John war. Er knurrte und wurde plötzlich zur Seite geschmissen. Robin, Liam und Isaac hatten John von mir runter gerissen.
"Wo wolltest du hin?", fragte mich eine Stimme und ich wusste sofort, wer es war.
"Das geht dich nichts an."
"Du wolltest zu deiner Mutter", sagte Josh.
"Ja", gab ich zu. Lügen war zwecklos.
"Zoey Night! Du gehst sofort in Julie's Büro. Dein Vater wartet dort auf dich!", Luca, den ich erst jetzt gesehen hatte, war wütend. "Du", er deutete auf Josh, "gehst mit ihr."
Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu Julie's Büro. Wir schwiegen den ganzen Weg.
"Wie kannst du es wagen?" Mein Vater schrie mich wütend an. Er stand neben dem Schreibtisch. Julie saß stumm neben ihm.
"Ich bin enttäuscht von dir, Zo", sagte sie schließlich. Diese Worte taten mehr weh als das Schreien meines Vaters.
"Ich wollte zu ihr... Ich kann hier nicht nur sitzen und nichts tun."
"Es gibt genug Leute, die etwas tun", sagte Julie. Ich bemerkte ihre Kratzer und sie hatte Blut auf der Hose. Aber ich wollte sie nicht darauf ansprechen. Auch mein Vater hatte ein paar Kratzer an den Armen.
"Es tut mir leid", sagte ich und es war die Wahrheit.
"Du hast unverantwortlich gehandelt, Zoey!", sagte mein Vater immer noch wütend.
"Ich weiß..."
"Du kannst froh sein, dass die Jungs in der Nähe waren. Als Werwolf weiß man manchmal nicht, was man tut", sagte Julie und legte ihre Hand auf die Schulter meines Vaters. "Beruhig dich, James. Schreien bringt hier niemanden weiter." Julie sah nun mich an. "Du musst uns vertrauen."
"Ich versuche es ja", antwortete ich knapp.
"Du solltest deine Energie eher auf deine Fähigkeiten fokussieren. Wenn du so weiter trainierst, dann kommst du deinen eigenen Steinen noch näher."
"Ich werde mehr üben", sagte ich. Ich wollte unbedingt meine eigenen Steine haben. Meinen Aventurin, meinen blauen Diamanten und - mit ganz viel Glück - auch meinen Bernstein.
"Du kannst jetzt gehen. Es ist sehr spät und es ist schon längst Nachtruhe. Mit deinen Freunden werde ich morgen reden. Sie waren auch draußen."
"Julie, ich denke sie haben mich gehört und sind mir gefolgt", erklärte ich.
"Das werden wir morgen klären. Du gehst jetzt schlafen. Josh bringt dich zur Hütte und geht danach sofort in seine Hütte und geht auch ins Bett!"
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Child of flame - Trust
ParanormalWenn sich dein Leben plötzlich ändert und aus Fremden deine neuen Freunde werden. Wenn deine Mutter deinem Vater, der dich in eine komplett neue Welt mitnimmt, nicht traut. Wenn du selbst nicht weißt, wem du vertrauen kannst und wem nicht. Wenn Lieb...