Kapitel 5

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"Manuel?" Die warme Hand auf seiner Schulter riss ihn aus seinen Gedanken und Heulkrämpfen. "Hey, was machst du denn hier?"

Stunden mussten bereits vergangen sein, draußen war es schon fast dunkel, aber es interessierte Manuel nicht mehr. Von der verstrichen Zeit hatte er kaum etwas mitbekommen und auch jetzt brauchte es etwas, bis er verstand, dass Patrick da war.

Patrick war hier, hier bei ihm.

Jetzt gab es keinen Halt mehr. Manuel warf sich ihm an den Hals, riss ihn aus Versehen mit sich zu Boden, aber Patrick wirkte nicht sauer.

"Patrick!" der Langhaarige schluchzte in das weiche Shirt, weinte hemmungslos. "Es tut mir so leid... Verzeih mir, bitte, ich hab das nicht so gemeint. Es tut mir Leid, ich war so dumm!"

Er hätte wohl noch ewig so weiter gestammelt, aber Patrick legte ihm einen Finger auf die Lippen.

"Ist schon gut, Manuel.... Ganz ruhig ich bin ja da. Was machst du denn hier?" die kräftigen Arme schlossen sich um seinen zerbrechlichen Körper, Manuel spürte wie Patrick ihn sanft drückte, etwas hin und her wiegte.

"Ich wollte dich suchen... Du bist einfach nicht mehr gekommen und dann.... Dann.... Hier warst du auch nicht...."

Patrick wies auf die große Tasche, die bei Manuels Angriff auf ihn auf den Boden gefallen war, da nun immer noch lag.

"Ich war mal ein paar Tage bei nem Kumpel, um den Kopf frei zu bekommen.... Komm mit rein, Manuel. Ich muss mal dringend duschen und du siehst aus, als könntest du was zu essen vertragen.."

Der Angesprochene ließ sich willig hoch ziehen und in die Wohnung führen.

Die Wohnung war recht klein und lange nicht so ordentlich wie Manuels, aber sie war schön sauber.

"Na komm.... " Patrick hatte bestimmt die Arme um ihn gelegt und brachte ihn in die Küche, setzte ihn auf einem Stuhl ab. Dort bekam Manuel erstmal ein Glas Wasser, an welchem er sich auch fest klammerte.

Nur verschwommen bekam er mit, dass Patrick aus seinem Gefrierfach etwas eingefrorene Suppe nahm, diese in einen Topf auf dem Herd tat und dann duschen ging.

Manuel sah sich stattdessen in der kleinen Küche um. Sie war überwiegend weiß, aber irgendwie gemütlich. Auf dem Fensterbrett stand eine vertrocknete Pflanze, was ihn ein bisschen lächeln ließ.

Offensichtlich war Patricks Daumen nicht viel grüner als sein eigener, davon zeugten auch die bemitleidenswerten Kräuterchen, die auf einem Brett an der Wand standen und die kleinen Blätter hängen ließ.

An der Wand hingen einige Fotos, und er stand auf um sie sich genauer anzugucken. Die meisten davon zeigten Patrick mit anderen Personen.

Braungebrannt und Oberkörperfrei auf einem Boot mit einem älteren Mann, vermutlich sein Vater. Patrick und eine hübsche Frau vor dem Eiffelturm und obwohl sie einander kaum ähnlich sahen, war er sicher dass das seine Mutter war. Patrick und ein Haufen junger Männer oben auf einem Berg, allesamt verschwitzt wie nach einer Wanderung. Es gab auch Bilder
Bilder, auf denen der andere nicht drauf war, bei denen dann er vermutlich den Fotografen gespielt hatte, so wie bei einem Jack Russel Terrier oder so etwas, Manuel kannte sich nicht so gut mit Hunden aus.

Was sich durch alle Bilder zog war, dass sie zu unterschiedlichen Zeiten aufgenommen worden waren, man konnte bei jedem der auf den Bildern war sehen, wie er oder sie älter wurde, wie aus Teenagern Erwachsene wurden.

Wobei... Bei genauerer Betrachtung traf das nicht auf alle zu.

Auf einigen Bildern war ein bildhübsches Mädchen zu sehen, das Patrick verdammt ähnlich sah, vermutlich seine kleine Schwester. Lara hieß sie, erinnerte Manuel sich.

CONTROL ~ Kürbistumor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt