Als sie einschlief, bemerkte sie nicht das schwache Leuchten und Wispern, das von dem Medaillon ausging, welches sie um den Hals trug.
Zoey war gerade aufgestanden und hatte sich ins Bad gequält, ohne die verstörten Blicke von Evelyn zu beachten.
Sie stellte sich vor den Spiegel und schloss die Augen.
„Bitte lass es alles nur einen Traum gewesen sein!" betete sie. Zu wem sie betete, wusste sie nicht, aber es war ihr im Moment auch vollkommen egal.
Doch als sie die Augen wieder öffnete, starrte sie immer noch das goldäugige Spiegelbild an, dass sie innerhalb von wenigen Stunden hassen gelernt hatte.
Zoey wollte das alles nicht. Sie hatte sich nie etwas derartiges gewünscht und was noch schlimmer war, war die Tatsache das sie es mochte. Sie mochte die Energie und Kraft, die sie durch ihre Adern zirkulieren spürte.
Sie wendete sich wieder vom Spiegel ab und machte sich für den Schultag fertig, vor dem sie jetzt schon Angst hatte.
Gerade wollte sie das Zimmer verlassen, um in die Cafeteria zu gehen, als sie einer Eingebung folgend, kurz zurück rannte und sich das Medaillon, das sie eigentlich nicht mehr tragen wollte und abgelegt hatte, umlegte.
Auf dem Weg zur Cafeteria wurde sie fast schon von den Blicken der anderen durchbohrt. Auch Getuschel wie „Wer ist das? Was macht sie hier? Wieso habe ich sie noch nie gesehen?" hörte sie hinter sich, als sie vorbei ging.
Zoey bemühte sich, nicht auf die Blicke und das Getuschel zu achten. Ohne noch, wie sie es sonst gemacht hätte, auf die Kommentare einzugehen, machte sie es sich in der Cafeteria bequem und frühstückte erstmal in Ruhe ehe sie dieses Mal alleine, zum Unterricht ging. Was Zoey wunderte, war, dass sie, obwohl sie beim Unterricht eigentlich nicht aufgepasste, da sie zu sehr ihre Gedanken nachhing, trotzdem alles mitbekommen hatte und sich im Anschluss sogar daran erinnern konnte.Sobald die Stunde vorbei war und die Pause begann, sprintete sie förmlich zu den Klippen, um das zu erledigen, was sie schon den ganzen Tag vorhatte. Nämlich endlich alles hinter sich zubringen und mit der ganzen Sache abzuschließen.
Sie trat an die kleine Pfütze, die wie ein Spiegel wirkte, und zog das Medaillon hervor.
„Also ich weiß, dass du irgendwie... lebendig bist und ich weiß auch, dass es dir einen riesigen Spaß macht, mich aus meinem Leben zu reißen und alles zu zerstören, was ich hatte! Und deshalb möchte ich jetzt, dass du mir genau erklärst, was das alles soll und warum ausgerechnet ich?"
Kaum hatte Zoey zu Ende gesprochen, als sie den mittlerweile vertrauten Druck spürte. Diesmal aber werte sich Zoey nicht dagegen, sondern ließ dem Medaillon den Zugriff auf ihr Bewusstsein offen. Auch fühlte sie, wie sie die Kontrolle über ihren Körper verlor. Im Gegensatz dazu stand, dass sie sich nicht bewegte, sondern einfach an der Stelle stehen blieb, an der sie auch vorher gestanden hatte. Ihr Kopf drehte sich und starrte nun auf das dunkle Wasser in der Pfütze vor ihr. Sie starrte weiter auf das Wasser und Zoey bekam langsam Panik, dass sie nun für immer hier stehen würde, als sich im Wasser Buchstaben bildeten, die sie noch nie gesehen hatte. In ihrem Kopf aber begannen sich die Buchstaben zu verdrehen und bildeten neue Wörter, die Zoey lesen konnte.„Geboren aus Feuer und Tot
Zum Opfer gefallen der Melodie
Geboren, um zu entscheiden das letzet Gericht
Und zu wählen den Hüter.
Zu schützen das älteste Geschlecht.
Die Tochter der Spiegel wird kommen
Zu hören den letzten Klang ehe das Lied verklingt."Zoey spürte, wie sie die Kontrolle zurückerlangte. Wütend blickte sie das Medaillon an, das sie in der Hand hatte.
„Du solltest mir Antworten geben und nicht noch mehr Fragen aufwerfen!"
Sie wollte schon wieder wutschnaubend in Richtung Schule gehen, als sich die Bilder, die sie in der ersten Nacht, in der das Medaillon eine Regung gezeigt hatte, gesehen hatte, begannen zu ordnen.Jemand rannte durch den Wald.
„Wir müssen hier weg Yuna! Wir können nicht länger hier bleiben!" keuchte jemand hinter ihr.
Zoey war wie festgefroren. Sie durchlebte die Erinnerungen einer anderen Person, zumindest vermutete sie das.
„Ich weiß," kam die Antwort aus dem Mund der Person, die ziemlich sicher Yuna hieß und der die Erinnerungen gehörten.
Hinter ihnen konnte Zoey das Geschrei anderer Leute hören.
„Wir können nicht weiter! Sie werden uns irgendwann trotzdem finden!" meinte der Mann mit einem traurigen Blick auf Yuna.
„Es muss einen anderen Weg geben! Nur weil wir anders, sind können sie doch nicht gleich Jagd auf uns machen!" antwortete Yuna.
„Yuna. Du musst wissen, ich wollte immer nur das Beste für dich, aber was ich jetzt tue, ist für den Erhalt des Liedes und die Zukunft aller Gestaltwandler!" sagte der Mann und hob die Hand.
„Was hast du vor?" wollte Yuna wissen, aber weiter kam sie nicht, denn ihr Körper begann zu leuchten und zu schrumpfen.
Auch von der Hand des Mannes ging ein Leuchten aus, ihr Körper begann zu glänzen und ein unglaublicher Schmerz schoss durch Yuna's Körper.
Ihr Körper schrumpfte immer weiter und schlussendlich blieb nur ein kleiner runder Gegenstand über, der Zoey sehr bekannt vor kam.
Allerdings veränderte nicht nur Yuna's Körper sich, sondern auch der des Mannes wurde klumpiger und gräulich.
Er stöhnte „zu viel Energie" und was übrig blieb von seinem früherem Körper, war ein großer spitzer Fels, der aus dem Waldboden ragte. Seine letzten Worte waren „Es tut mir leid!" ehe die Bilder verschwammen und Zoey wieder zurück in die reale Welt geschleudert wurde.Zoey keuchte auf. Ihr Medaillon war mal ein Mensch gewesen und der große Stein im Wald auch! Ihr Wunsch auf Antworten war verflogen. Das einzige, was in diesem Moment in ihrem Kopf herum schwirrte, war die Angst. Sie wusste nicht, womit sie hier konfrontiert wurde und, was noch schlimmer war, war dass sie selber anscheinend keinen Einfluss darauf nehmen konnte.
Am ganzen Körper zitternd machte sie sich zur Schule auf, da ihre Pause schon bald vorbei sein würde. Zwei Gedanken blitzten aber noch kurz auf: Was hatte sie selbst überhaupt damit zu tun? Und was noch wichtiger war, was hatte es mit dem Text zutun, den sie im spiegelnden Wasser gesehen hatte?———————————————————————
1054 WörterHi 👋🏻
Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr freut euch genauso wie ich auf das nächste Kapitel! 😊Bis zum nächsten Mal
Ciao und Peace out
Melodie
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Der letzte Greif
FantasyEin Mädchen das alles gewann. Ein Mädchen das alles verlor. Ein Mädchen mit einer Zukunft und einem Schicksal. Ein Mädchen mit der Gabe geboren alles zu ändern ob zum gutem oder zum schlechten. Ein Mädchen mit dem Namen Zoey Wing das eine Bestimmung...