•18• {[ Glaube ]}

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„Ich glaube, da muss ich dich enttäuschen. Es ist Wochenende. Du hast fast zwei Tage im Koma gelegen. Du hast dich bei deinem Sturz wohl zurückverwandelt und dir drei Rippen, einen Arm und die Beine gebrochen, von den anderen Verletzungen wollen wir gar nicht reden, allein, dass du noch lebst, ist ein reines Wunder. Niemand hat richtig daran geglaubt."

Es waren inzwischen zwei weitere Tage vergangen, in denen Zoey immer noch nicht am Unterricht teilnehmen durfte, da sie angeblich unter der Gefahr eines Rückfalls schwebte. Sie selbst glaubte eher weniger daran, doch Mr.Miller hatte keinen Zweifel, dass es ihr nicht gut ginge.
Zoey hatte in der vom Unterricht ausgeschlossenen Zeit mehr als genug Langeweile. Unter diesen Umständen begann sie immer mehr, über das das zu grübeln, was sie von Mr.Miller gehört hatte. Nach mehreren Stunden kam sie zu dem Schluss, dass sie sich mal in seinem Büro umschauen sollte, da er von versteckten Gegenständen geredet hatte, die sie wohl auf keinen Fall bekommen sollte. Die Bettruhe, die ihr verordnet wurde, stellte aber ein Problem dar, denn wenn sie ausserhalb ihres Zimmers erwischt worden wäre, würde dies ungewollte Fragen aufwerfen.

Leise schlich sie sich aus dem Zimmer. Sie blickte um die Ecke, konnte aber niemanden entdecken.
„Die sind bestimmt alle beim Unterricht," dachte sie sich.
Sie machte sich auf den Weg zu Mr.Millers Büro. Einmal bekam sie fast einen Herzinfarkt, als direkt vor ihr sich eine Tür öffnete und ein Schüler den Klassenraum verließ. Schnell konnte sie sich noch hinter einer Ecke verstecken.
Danach war sie vorsichtiger. Es dauerte nicht mehr lange und sie war an ihrem Ziel angekommen.
Sie versuchte die Tür zu öffnen, aber bevor ihre Hand überhaupt erst die Türklinke erreichen konnte, hörte sie ein Rumpeln im Zimmer.
War Mr.Miller etwa in seinem Büro?
Sie klopfte an und versteckte sich hinter einem nahen Wasserspender.
Als die Tür sich nicht öffnete, trat sie erleichtert hervor und öffnete dieses Mal wirklich die Tür.
Im Raum war niemand. Der Raum sah aus wie letztes Mal und auch auf den zweiten Blick konnte Zoey nichts ungewöhnliches entdecken.
Sie wusste das irgendwo in diesem Zimmer etwas sein musste. Mr.Miller besaß schließlich keine anderen Räume in der Schule und es wo anderes zu verstecken wäre unklug, da es andere Leute zufällig finden könnten.
Zuerst untersuchte sie den Schreibtisch. Auf oder in dem Schreibtisch schienen sich aber keine besonderen Dinge zu befinden.
Nach fast 10 nutzlosen Minuten, in denen sie nichts finden konnte, wechselte sie zu den hohen Bücherregalen, aber auch dort blieb sie erfolglos.
Langsam verzweifelt wandte sie sich den Landkarten zu.
„Hier muss irgendwo etwas sein!" sagte sie leise und zu niemand Bestimmten.
Sie tastete die Karten ab und blieb an einer großen Karte hängen, die die Insel in allen Details zeigte.
Hinter der Karte schien sich ein Hohlraum zu befinden, also griff sie nach den beiden Nadeln, mit denen die Karte an der Wand befestigt war.
Doch anstelle eines großen erwarteten Geheimnisses, blickte sie an eine Wand aus alten Büchern.
Aber anders als erwartet war kein einziges Staubkorn auf den Büchern oder um sie herum zu sehen.
Die Bücher konnten also tatsächlich noch nicht so lange hier stehen.
Sie wollte nach den Büchern greifen aber zuckte zurück, als sie laute Schritte auf dem Gang hallen hörte.
Panisch blickte sie sich um, das konnte kein Schüler sein! Dafür waren die Schritte einfach zu laut.
Einer ihrer umherschweifenden Blicke viel auf die Tür. Bis jetzt noch kein Zeichen.
Sie griff sich ein paar der Bücher und befestigte schnell die Karte wieder an der Wand, darauf achtend, dass sie genauso hing wie vorher.
Schnell eilte sie zur Tür und stellte sich in den Winkel dahinter.
Die Tür öffnete sich und Zoey entwischte hinter dem Rücken von Mr.Miller aus der Tür, ohne dass dieser etwas merkte.
Auf dem Flur atmete sie auf, endlich hatte sie es hinter sich.
Leise schlich sie in Richtung ihres Zimmers, die Bücher unter dem Arm, weiteren Leuten begegnete sie nicht.
Kaum auf dem Zimmer angekommen schmiss sie sich aufs Bett und legte die Bücher vor ihr in einer Reihenfolge hin.
Die Bücher hatten keinen Titel, zumindest keinen sichtbaren.
Neugierig schlug sie da erste der Bücher auf, es hatte einen roten und an Reptilienhaut erinnernden Einband, der sich warm unter ihren Händen anfühlte.
Sie schlug die erste Seite auf und ein leises Ächzen schien durch das Buch zu gehen.
Verschlungene Runen schmückten die ersten Seite und kleine, grüne, gezeichnete Ranken schienen an den Seiten hochzuwachsen.
Es dauerte den restlichen Tag bis sie das Buch fertig gelesen hatte. Frustriert schmiss sie es auf ihr Kopfkissen und  wollte zum nächsten der Bücher wechseln, als ihr Blick ein letztes Mal zurück zum Buch wanderte. Die Ranken, die sie anfangs nur für eine Verzierung gehalten hatte, bildeten von der Seite gesehen Wörter. Wörter die ihr vorher nicht aufgefallen waren.
Überrascht nahm sie das Buch in die Hand und blätterte zurück auf die ersten Seiten.
Auf den Seiten standen viele Dinge, die sie zwar vorher schon gewusst hatte, aber zweifelsfrei nicht weniger interessant waren.
Schließlich kam sie bei den Greifen an oder wie sie hier beschrieben wurden: „Gryphon".

Der Gryphon entstand, als sich zwei Mythologien vermischten, der Vogel Rock aus der Arabischen Mythologie und der
Nemeische Löwe aus der Griechischen Mythologie. Aus diesen beiden Monstern bildeten sich in den Köpfen der Leute das Bild des Greifen. Doch wie so vieles in der Welt, sind Einbildungen nicht immer nur in den Köpfen der Menschen. Denn wenn genügend von ihnen glauben, kann daraus etwas Wunderschönes werden sowie eine einzigartige Welt und neue Lebewesen.
Jeder Mensch entspringt irgendwo einer Vorstellung. Wer sagt, dass wir alle nicht nur ein Traum eines riesigen Wesens sind?
Doch was passiert, wenn dieses Wesen aufwacht?
Und dies ist der Grund, warum es solche Wesen wie Greifen, Drachen und Einhörner gibt.
Sie sind wunderschöne Träume, die eines Tages den Köpfen der Leute entsprungen sind.
Aber die Menschen erkannten, dass jede Schöpfung, so wie sie selbst, dunkle Seiten hat und so begannen sie, die Wunderwesen zu jagen. Die Menschen bekamen bei der Schöpfung die stärkste Kraft aller ab, die des Glaubens und der Fantasie, sich zu flüchten in fremde Welten und in der Leere der unendlichen Träume dieser Welt zu schweben.

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1067 Wörter

Und da ist das neue Kapitel!
Auch wenn es mal wieder etwas zu spät ist, hoffe ich, hat es euch trotzdem gefallen!

Bis zum nächsten Mal

Ciao und Peace out

Melodie

Der letzte GreifWo Geschichten leben. Entdecke jetzt