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Brother • Mighty Oaks

MASON

Ich steige aus dem Bus, der mich ins Innere von San Diego gebracht hat und strecke mich. Die Fahrt war zwar nicht lang, aber mir tut trotzdem jeder einzelne Muskel weh, was wahrscheinlich auch am Football-Training liegt, welches nicht gerade harmlos war.

Vom Weiten sehe ich schon Tom, der grinsend auf mich zukommt. Er hat mich für das Wochenende zu sich eingeladen und ich bin froh, endlich mal aus unserem kleinen Ort raus zu kommen.

Mein Blick fällt auf die kleine zierliche Person, die ihm zögernd folgt. Das ist neu. Tom hatte noch nie eine Freundin. Er hat Beziehungen immer eher als Belastung und Ablenkung angesehen, aber Meinungen können sich anscheinend ändern, denn ich denke nicht, dass er einen One-Night-Stand mitnehmen würde, um mich abzuholen. Als er vor mir stehen bleibt schlage ich bei ihm ein und erwidere sein Grinsen. „Hey." Ich sehe zu Toms Begleitung. „Hey, ich bin Mason." Die Rothaarige lächelt zaghaft und ergreift schließlich meine ausgestreckte Hand. „Hey, ich bin Rosa." Kurz sieht sie zu Tom, der etwas angespannt zwischen uns hin und her schaut. „Schön, endlich mal ein Gesicht zu den ganzen Geschichten zu haben." Ich ziehe erstaunt eine Braue hoch. Tom hatte also von mir erzählt. Ich erkenne genau, wie unangenehm er die Situation gerade findet.

Rosa wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr und seufzt genervt auf. „Die Arbeit ruft. War schön, dich schon mal kennenzulernen. Wir sehen uns ja vielleicht nochmal, bevor du fährst." „Ja, fand ich auch Rosa." Sie schenkt mir noch ein Lächeln, dann dreht sie sich zu Tom und küsst ihn kurz. „Wir sehen uns. Pass bitte auf dich auf, ja?" Fasziniert beobachte ich, wie Toms Ohren rot anlaufen und er lächelnd die Augen verdreht. „Jaja und jetzt los. Sonst kommst du noch zu spät." Er küsst sie noch einmal, bevor sie sich umdreht und die Straßenseite wechselt.

Ich kann nichts gegen das Grinsen machen, dass sich auf meine Lippen geschlichen hat. „Ich wusste gar nicht, dass du auf Rothaarige stehst." Tom verdreht die Augen und schlägt gegen meine Schulter. „Halt die Klappe, Mason. Ich will nichts hören." Beschwichtigend hebe ich die Hände. Das Grinsen bleibt trotzdem. „Schon gut, schon gut. Sie sieht nett aus und du scheinst glücklich zu sein. Auf jeden Fall sagen mir das deine roten Ohren." Tom wirft mir einen vernichtenden Blick zu, aber das selige Lächeln kann ich dennoch erkennen.

„Es ist noch relativ frisch. Aber ich mag sie wirklich. Sag bitte nichts zu Josie. Ich will das selbst machen, aber das hat noch Zeit." Ich nicke und meine Gedanken wandern ganz automatisch zu Josephine. Heute Abend hat sie ihr Date mit diesem Jonas oder wie auch immer er heißen mag. Josie hat es nicht erwähnt und es geht mich auch nichts an, aber John hat es von Amber erfahren. Ich bin nicht überzeugt von diesem Jungen, aber wenn Josie glücklich ist werde ich nichts unternehmen.

„Also, wie sieht es aus? Willst du zuerst deine Sachen zu mir in die Wohnung bringen?" Tom unterbricht mit seiner Frage meine Gedanken an seine kleine Schwester. „Ja, das wäre gut.", stimme ich zu und versuche das Bild von Josie zu ignorieren, das sich gerade in meinem Kopf festsetzen will. „Und dann brauche ich echt ein Bier." Tom nickt lachend und wir machen uns gemeinsam auf den Weg durch die Innenstadt zu seiner Wohnung.

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Toms Wohnung ist toll, sie passt zu ihm. Alles hier passt zu ihm und in seiner neuen Rolle als Student geht er voll und ganz auf. Ich bin froh ihn so zu sehen, weil ich genau weiß, wie viele Sorgen er sich vor seinem Schulabschluss gemacht hat.

Ich habe ihn schon immer dafür bewundert, dass er sein Ziel immer vor Augen hatte. Seit wir uns kennen hatte er einen Plan für sein Leben und genaue Vorstellungen, wie alles einmal laufen sollte. Jetzt war er hier. An der Universität, an die er immer gehen wollte. Er studierte das, was er immer studieren wollte und jetzt hat er auch eine Freundin. Tom war schon immer ein verdammter Glückspilz, aber er hat es sich verdient und ich würde es niemandem mehr gönnen. Ich kenne keinen, der so hart für seine Träume arbeitet wie er, außer vielleicht seine Schwester. Kampfgeist und Widerstandsfähigkeit liegen wahrscheinlich in der Familie.

„Und, wie ist es so als angehender Architekt? Schon dein Traumhaus geplant?" Ich grinse Tom an, der gerade Bier aus dem Kühlschrank holt. „Klar, was denkst du denn?" Ich muss lachen und lasse meinen Blick durch das kleine, aber sehr gemütliche Wohnzimmer schweifen, bevor ich meine Augen wieder auf Tom richte. „Jetzt mal im Ernst, ist es so wie du es dir vorgestellt hast?" Ich mache eine ausladende Bewegung mit meinem Arm, welche die ganze Wohnung mit einschließen soll.

„Es sieht jedenfalls so aus, als hättest du dich schon ganz gut eingelebt." Tom, der meiner Geste gefolgt ist, sieht durch den Raum, als würde er, das Sofa, den kleinen Fernseher, den Schreibtisch und die Regale voller Bücher zum ersten Mal sehen. „Es ist toll! Das Studium gefällt mir und San Diego auch", antwortet er schließlich. „Die Kurse sind zwar nicht ganz so einfach wie erhofft, aber es geht schon. Außerdem sind die Leute hier entspannt und ich habe Anschluss gefunden." „Oh ja! Und wie du Anschluss gefunden hast. Hübschen, rothaarigen Anschluss." Ich gluckse und Toms eingeschnappter Gesichtsausdruck bringt mich endgültig zum Lachen. „Du bist wirklich scheiße, Vactor. Du hast doch bloß Angst, dass ich dich und die anderen zu Hause vergesse."

Er macht Anstalten, mich mit einem Kissen von seiner Couch abzuwerfen, lässt es allerdings bleiben, als ich beschwichtigend die Hände hebe und nach meinem Bier greife, das schon eine Weile vor mir auf dem Tisch steht. „Ja, du hast natürlich recht! Wir alle vermissen dich schrecklich und weinen uns jeden Abend in den Schlaf." Auch Tom muss jetzt lachen.

„Ich will jetzt echt nicht die Stimmung killen, aber du hast mir echt gefehlt, Mason." Sein Blick wird ernst. „Mir ist bewusst, dass du dir noch nicht im Klaren bist, wohin dich die Zukunft führen soll, aber vielleicht würde ein Studium ja auch zu dir passen. Und wer weiß, vielleicht ja sogar hier in San Diego." Ich weiß, dass Tom seine Worte nur gut meint und ich bin ihm wirklich dankbar, dass er mich unterstützen möchte, doch dieses Wochenende will ich wirklich nicht über die Zukunft nachdenken. „Ja, wer weiß. Für den Moment bin ich einfach froh, hier zu sein." Ich halte ihm meine Flasche hin und er stößt mit seiner dagegen.

„Und nur das du es weißt", füge ich hinzu „wir vermissen dich auch, du Idiot."
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Bromance is real...
Mal wieder was aus Masons Sicht. Ich hoffe es gefällt euch :)
Ich würde mich sehr über Votes oder Rückmeldungen freuen🥰

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