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Sun • Two Door Cinema Club

JOSEPHINE

Ein erleichtertes Seufzen lässt sich nicht verhindern, sobald ich die Haustür hinter mir schließe, meinen Rucksack beiseitelege und anschließend auch noch Schuhe und Jacke loswerde.

Die Woche war wirklich anstrengend. Sowohl die Biologie als auch die Englischklausur war kein Zuckerschlecken, aber ich denke ich hab alles ganz gut gemeistert. Ja, zugegeben ich bin ein kleiner Streber. Nicht das ich unnatürlich schlau bin und mir alles in den Schoß fällt. Aber ich bin ehrgeizig und setzte mich regelmäßig an meinen Schreibtisch um für die Schule zu büffeln. Ich möchte einen guten Abschluss haben, dabei muss kein Einserschnitt rausspringen, aber ich gebe trotzdem mein bestes, um mir möglichst alle Türen nach der Schule offen zu lassen. Auch, wenn ich bislang nicht wirklich einen Plan habe, wie meine Zukunft aussieht. Zum Glück habe ich aber auch noch zwei Jahre um mir das Ganze zu überlegen. Dieses Jahr sind erst mal Mason und die anderen Jungs dran ihren Schulabschluss zu meistern.

Aber jetzt genug von Schule. Jetzt ist erst mal Wochenende. Ich nähere mich der Küche und kann bereits die Stimme meiner Eltern hören, aber auch eine dritte vertraute Stimme dringt in meine Ohren. Tom. Freudig gehe ich in die Küche, begrüße meine Eltern und schließe anschließend meinen Bruder in die Arme. „Was machst du denn hier?" will ich von ihm wissen und mustere ihn. „Na was wohl?" er grinst „John schmeißt eine Party und nur weil ich nicht mehr hier wohne heißt es ja nicht das ich alles verpassen will." Sein letzter Besuch ist zwar nicht mal ganze vier Wochen her, aber trotzdem bin ich froh ihn hier zu haben. Tom und ich hatten schon immer ein gutes Verhältnis. Wir unternahmen immer viel zusammen, oft mit den Jungs, irgendwann kam auch Amber mit. Doch nicht weniger selten verbrachten wir auch einfach Zeit zu zweit. Fuhren zusammen zu unseren Großeltern an die Küste und verbrachten die Ferien dort oder lagen einfach draußen in unserem Garten und genossen die Zeit miteinander. Klar stritten wir auch. Oft sogar, aber hauptsächlich über sinnlose Kleinigkeiten. Der Streit galt dann für beendet, sobald einer von uns beiden mit reumütigen Blick und einem Donat oder etwas anderem zu Essen ankam und wir anschließend über alles wieder lachen konnten. Wir hielten immer zusammen, trotz des Altersunterschieds von etwas mehr als zwei Jahren, auch jetzt noch. Einen großen Streit gab es noch nie und ich hoffe inständig, dass das auch so bleibt.

„Sag mal hast du mir gerade auch nur ansatzweise zugehört?" Tom sah mich amüsiert an. Ich erwiderte seinen Blick leicht verwirrt und schüttelte den Kopf „Nein sorry. Ich hatte einen langen Tag" Tom schnaubt „Ich hab dich gefragt, wie du zur Party später kommst." „Mason wollte mich abholen, wieso?" „Der Sack. Mir hat er gesagt er holt mich nicht ab." Ich muss lachen „Tja, schade. Ich schätzte dann sehen wir uns da." „Klar, wenn du Mum und Dad überredet bekommst. Ich durfte mit 17 noch nicht auf solche Partys." Der Ausdruck in seinen Augen gefällt mir ganz und gar nicht. Ich muss zweimal blinzeln bevor ich ihm antwortete „Tom, komm schon. Das ist nicht dein Ernst, sag ihnen nichts schlimmes über die Party. Ich will da wirklich hin!" „Gut, dann sag Mason er soll mich mitnehmen. Und du betrinkst dich dieses Mal nicht so heftig wie auf der letzten Party. Verstanden? Ach ja. Große Brüder. „Keine Sorge, ich kenne meine Grenzen mittlerweile und mit Mason rede ich auch." Als ob er Tom nicht mitnehmen würde. In welcher Welt bitte?

Meine Eltern zu überreden war ein Kinderspiel. Sie vertrauten mir und das Argument, das Tom und die anderen Jungs dabei waren und mich natürlich keine Sekunde aus den Augen lassen würden, zog wie jedes Mal. Ich war wirklich dankbar, dass meine Eltern nicht so verklemmt waren wie andere. Sie gaben mir immer wieder die Möglichkeit mich selbst auszuprobieren, solange ich auch die Konsequenzen des ganzen auf mich nehmen würde. Meiner Meinung nach eine weitaus bessere und sinnvollere Maßnahme, als mir alles kompromisslos zu verbieten. Außerdem wusste ich, dass meine Eltern in meinem Alter selbst nicht wirklich brav und anständig waren. Die lockere Erziehung meiner Eltern hat mit Sicherheit auch was mit ihrem Alter zu tun. Beide waren gerademal 23 als Tom zur Welt kam. Beide waren überrascht und zu Beginn sicher auch ein wenig überfordert. Das alles hielt sie allerding zum Glück nicht ab, mich zwei einhalb Jahre später in die Welt zu setzen.

Für die enge Verbindung zwischen meiner Familie und mir war ich schon immer dankbar, weil ich genau wusste, dass es auch ganz anders aussehen kann. Ambers Familie war das besste Beispiel dafür. Ihre Mutter hatte sie und ihren Vater, sowie einen großen Berg an Schulden für einen reichen Arzt eingetauscht und war von heute auf morgen sang und klanglos mit ihm umgezogen und hatte sich ein neues Leben mit ihm aufgebaut.

Diese Zeiten waren unbeschreiblich schwer für Amber und auch ihren Vater. Ich versuchte ihr so gut beizustehen wie es ging und mehr als einmal schwänzte ich für sie den Unterricht, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Der Vorfall, der mittlerweile mehr als drei Jahre zurücklag, hatte uns noch enger zusammengeschweißt als vorher und auch Amber und ihr Vater sind mittlerweile zu einem starken Team zusammengewachsen.

Ambers Situation hat mir mehr als deutlich vor Augen geführt, dass so eine heile Familie wie ich sie habe heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist. Noch ein Grund mehr für mich, sich das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Vor allem für die kleinen Dinge bin ich immer sehr dankbar, wie zum Beispiel am Küchentisch zu sitzen und gemeinsam meiner Mum beim Kochen zuzusehen und ihre Fragen zu meinem Schultag zu beantworten.
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Ein neues Kapitel! Ich hoffe es gefällt euch und wie immer gilt: lasst gerne Kritik oder Rückmeldungen da! Bleibt gesund und passt auf euch aus. Bis bald, eure Marie <3

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