Teil 4

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Trevor PoV:

Ich spüre ihre Angst als sie die Anwesenheit meines Bruders bemerkt. Mein Biss in ihrem Nacken wird etwas fester, aber ich achte darauf ihr nicht weh zu tun. Mein Bruder ist in seiner menschlichen Gestalt und es wäre ihm gegenüber nur fair, wenn wir das auch sind. Auch ist der Weg jetzt nicht mehr weit und ich kann spüren, dass Liz erschöpft ist. Als Mensch kann ich sie viel leichter die letzten Meter tragen. 
Obwohl sie müde ist, windet sie sich stark und versucht ihre letzten Kräfte zu nutzen um von dem fremden Wolf wegzukommen. 

Zum ersten Mal fällt mir keine andere Lösung ein als meine Alpha-Stimme gegen sie zu richten. Da sie ein Omega ist, wird sie sich dieser sicher fügen. "Halt still.", befehle ich und tatsächlich hört sie auf sich zu bewegen. Ich nutze die Chance schnell und verwandle mich zurück. In meiner menschlichen Form angelangt, packe ich sie mit einer Hand wieder im Nacken. 

Ich bin froh, dass sie sich danach nicht mehr weiter sträubt, sondern auch zurück verwandelt. Sofort spüre ich ihre Arme um meinen Körper und ihren kleinen Körper der sich eng an meinen presst. Um sie vor der Kälte zu schützen lege ich ihr die Decke über die Schultern. 

Jetzt wo wir hier sind bin ich beruhigter. Ich weiß, dass ich sie jetzt gleich ins Warme bringen kann und ihr erstmal nichts passieren wird. Sie in Sicherheit zu wissen, beruhigt meinen Wolf ungemein. 

Ich spüre ihre Müdigkeit und hebe sie hoch. In meinen Armen kuschelt sie sich eng an meine Brust. Zufrieden betrachte ich sie und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn. "Jetzt sind wir in Sicherheit kleine Mate. Du kannst dich ausruhen und gleich wird dir auch wieder warm.", flüstere ich ihr zu. Sie murmelt etwas unverständliches als Antwort. Doch ihr Körper entspannt sich, ihre Arme schlingen sich leicht um meinen Hals und ihre Augen fallen immer wieder zu. "Schlaf ruhig. Ich pass auf dich auf.", rede ich weiter beruhigend auf sie ein. Ich fühle mich schlecht, da ich schon vor einer Stunde gespürt habe, dass sie müde ist und sie vor einer halben Stunde nach einer Pause gefragt hat. Aber zu dem Zeitpunkt konnte ich nicht auf sie eingehen. Es war wichtig, dass wir es noch zu meinem Rudel schaffen, damit sie nicht noch eine Nacht draußen im Nichts verbringen muss. 
Als ihre Augenlieder diesmal zufallen, bleiben sie auch zu. Liz ist eingeschlafen. 

Ich drehe mich langsam zu meinem Bruder um und nicke ihm zu. Er versteht mich, wie immer sofort, und kommt auf mich und meine Mate zu. 
"Ich freue mich, dass du wieder da bist.", begrüßt er mich und ich sehe ein Lächeln auf seinem Gesicht. 
"Ich mich auch.", gebe ich zurück. 
"Dad wird sich auch freuen. Seitdem du weg bist, trinkt er wieder.", spricht mein Bruder sofort ein heikles Thema an. Mein Vater hat vor 4 Jahren, als meine Mutter starb schon mal getrunken. Das war für uns alle keine angenehme Phase. 
"Es tut mir leid dich zu enttäuschen, aber wir bleiben wahrscheinlich nur über den Winter.", erwidere ich. 
Augenblicklich bleibt mein Bruder stehen. "Was? Warum?", will er wissen. Ich schaue auf meine kleine Mate in meinen Armen und sage leise: "Liz ist Rudel nicht gewöhnt und hat Angst. Ich konnte sie nur überreden hier her zu kommen, weil es draußen viel zu kalt wird." 

Auch mein Bruder betrachtet nun meine Mate. Lange laufen wir schweigend weiter. "Sie ist ein wilder Wolf?", bricht Jackson die Stille. Ich nicke nur. "Und sie riecht nach Omega.", stellt er fest. "Ja.", bestätige ich seine Vermutung. 
"Ich kann verstehen, dass es schwer für sie ist. Aber versuch wenigstens sie zum bleiben zu überreden. Dem Rudel würde es gut tun, wenn ihr bleibt.", mein Bruder klingt ernst und ich kann ihn gut verstehen. 
All meine Alphainstinkte sagen mir, dass ich bleiben muss. Und mein Rudel eine Luna braucht. Doch die Instinkte als Mate sind stärker. Und sie sagen mir, dass es nur wichtig ist, dass Liz sich wohlfühlt. Vermutlich sind meine Beschützerinstinkte als Mate gerade deshalb so stark ausgeprägt, weil sie als Omega den schwächsten Rang als Wolf einnimmt. Omegas sind schwach, aber dafür sozial besonders wichtig für ein Rudel, da sie ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Harmonie haben. 
"Ich werde dir nichts versprechen.", antworte ich ihm. Auch wenn er enttäuscht wirkt, weiß ich, dass er meine Haltung nachvollziehen kann. Er seufzt und blickt erneut auf meine Mate. "Ich kann es verstehen", gibt er zu, "würde mein Mate nicht hier sein wollen, würde ich ihm den Wunsch wahrscheinlich auch erfüllen."

Zwischen den Bäumen tauchen die Umrisse unseres Rudelhauses auf und unsere Unterhaltung verstummt. Stumm laufen wir nebeneinander auf das Haus zu. 

Vom Omega zur LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt