Teil 5

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Jackson PoV:

Als mein Bruder mir vor einer Stunde mitgeteilt hat, dass er die Grenze übertritt und wieder kommt, war ich heilfroh. Ohne ihn war es im Rudel schwieriger geworden. Ihnen allen fehlte ein zweiter Alpha und vor allem unser Vater war nicht mit dem Verlust klargekommen. Und meine Arbeit als alleiniger Alpha hatte sich schlagartig verdoppelt. 

Ohne Wachen und mit einer Decke in der Hand ging ich in Richtung der Lichtung die wir als Treffpunkt vereinbart hatten. Als ich seinen Wolf sah war ich unfassbar erleichtert zu sehen, dass es ihm gut geht. Denn auch wenn ich es vor den anderen nicht zugeben wollte, hatte ich mir Sorgen um meinen Zwillingsbruder gemacht. 
Ich wollte gerade näher auf ihn zu gehen, als ich die Wölfin an seiner Seite bemerkte. Sie schien ängstlich und wäre vermutlich schon längst wieder abgehauen, hätte mein Bruder sie nicht festgehalten. Der erste Impuls sie sei ein Eindringlich verblasste jedoch sofort als ich merkte wie sanft mein Bruder sie ansah und ihren Geruch bemerkte. Sie roch nach Omega, wildem Wolf und meinem Bruder. 
Mir war sofort klar, dass sie seine Mate und unsere langersehnte Luna war. Ich würde sie definitiv beschützen. 

Jetzt, eine Viertelstunde später, waren wir im Rudelhaus angekommen. Um keine unnötige Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen, schwiegen wir während wir die Treppen in unser Stockwerk hochstiegen. 
Im Licht der Lampen werfe ich einen Blick auf die Mate meines Bruders. Sie wirkt in seinen Armen klein und zierlich. Ihre braunen langen Haare fallen in leichten Wellen herab. Und ihre Gesichtszüge sehen, während sie schläft, entspannt aus. Insgesamt wirkt sie jung. 
Auf unserer Etage angekommen, steuert mein Bruder auf sein Zimmer zu und ich folge ihm. 
"Wie heißt sie eigentlich? Und wie alt ist sie?", will ich neugierig von ihm wissen, während wir das Zimmer betreten. Auch sein Blick gleitet zu der Frau in seinen Armen. "Sie heißt Liz", antwortet er ruhig, "und sie ist erst 19." 
Jetzt liegt sein Blick auf mir und ist schon fast hart als er hinzufügt: "Spar dir den Kommentar, dass sie zu jung für mich ist einfach." 
Ich ziehe eine Augenbraue hoch und grinse frech: "Nichts der gleichen hatte ich vor. Uns war doch allen klar, dass deine Mate jünger ist als du." 

Rückblende: vor 13 Jahren

Trevor und ich waren vor wenigen Wochen 18 geworden und sollten Morgen an unserer ersten Mate-Zeremonie teilnehmen. 
Den ganzen Tag über lief ich nervös im Haus herum und malte mir aus wie es sein würde meinen Mate zu finden. Ich war mir sicher, dass es ein Junge werden würde, da ich auf Jungs und nicht auf Mädchen stand. 
Als ich das meinen Eltern gebeichtet hatte mit der Fragen: "Kann mein Mate dann überhaupt Luna werden?", hatten sie nur gelächelt und geantwortet: "Nein. Eine Luna ist immer weiblich. Die Mate deines Bruders wird Luna werden. Aber dein Mate kann sie sicher bei ihren Aufgaben unterstützen." Trevor hingegen hatte uns ernst angeblickt und nur gesagt: "Ihr wisst aber schon, dass ich sie noch nicht finde." "Was meinst du damit, mein Schatz?", hatte unsere Mutter vorsichtig gefragt. "Sie ist jünger als ich. Deutlich.", hatte er leise zugegeben, "das kann ich spüren." "Auch das ist okay.", hatte unsere Mutter ruhig geantwortet, "du wirst, wenn es so ist ein bisschen warten müssen. Aber auf einen Mate lohnt es sich zu warten. Sie wird perfekt zu dir passen."

Rückblende Ende

Damals war mir noch nicht bewusst gewesen, wie Recht mein Bruder behalten sollte. Jahrelang war er zu Mate-Zeremonien gegangen und enttäuscht und ohne Mate heimgekehrt. 
Ich hatte meine bessere Hälfte mit 19 gefunden. Er hieß Jerry und passte perfekt zu mir. Allein der Gedanke an ihn, ließ mich glücklich lächeln.

"Darf ich Dad bescheid sagen, dass du wieder da bist?", wollte ich vorsichtig von meinem Bruder wissen, "Es würde ihm sicher gut tun dich zu sehen. Oder sollen wir damit bis morgen warten?" Trevor überlegt kurz und legt seine Mate auf seinem Bett ab. 
"Ist schon okay. Sag ihm Bescheid. Er kann auch kurz kommen. Aber nicht lange.", seine Antwort klang müde. 
"Okay. Ich hole ihn schnell.", gebe ich zurück und verlasse das Zimmer. 

Ich finde meinen Vater in der Küche, wo er vor einer Flasche Bier sitzt und aus trüben Augen vor sich hin starrt. 
"Dad", sage ich vorsichtig. 
Sein Blick gleitet in meine Richtung, aber er schaut mich nicht direkt an. 
"Kommst du mal kurz mit. Ich will dir was zeigen.", spreche ich weiter. Er antwortet mit einer abwehrenden Geste. 
"Trevor ist wieder da.", erkläre ich ihm und kann gleich darauf beobachten wie er mich ansieht und seine Augen ein bisschen größer werden. 
"Wirklich?", fragt er mit heiserer Stimme und ich sehe erste Tränen in seinen Augen aufblitzen. 
"Wirklich.", sage ich mit fester Stimme und nicke, "komm wir können ihn noch kurz besuchen."
Gemeinsam verlassen wir die Küche.


Vom Omega zur LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt