Kapitel 3.

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Am nächsten Morgen geschah was Seltsames. Als ich zum Frühstück erschien saß Bruce am anderen Ende des Tisches und las Zeitung. „Guten Morgen.", begrüßte ich ihn misstrauisch. Er warf mir einen kurzen Blick über die Seiten hinweg zu und erwiderte meine Begrüßung. Als Alfred herein kam und mir mein Essen servierte warf ich ihm ein fragenden Blick zu. „Haben sie ihn aus dem Bett geworfen oder..?"
„Wo denken Sie hin, Miss. Das würde ich niemals wagen.", erwiderte er und warf einen sarkastischen Blick in seine Richtung. Er ignorierte uns geflissentlich.

„Kaffee?" Ich schüttelte den Kopf. „Warum setzten sie sich nicht zu uns?", fragte ich und begann mein Rührei auf zu spießen. „Danke, Miss Catherine, aber ich muss meinen Pflichten nach gehen."
„Haben sie auch jemals frei?"
„Hätte er, wenn er es mal tun würde.", kam es von Bruce ehe Alfred was erwidern konnte.
Wir beide sahen zu ihm, aber er Blätterte weiter durch die Zeitung. „Er würde ohne sie verhungern, oder?", flüsterte ich.
„Sehr wahrscheinlich, Miss."
„Er kann euch auch wahrscheinlich hören.", murrte Bruce.
Verschwörerisch lächelten Alfred und ich uns an. „Wissen Sie was? Zeigen sie mir die Küche. Ich hab schon ewig nichts mehr gekocht!"
„Miss Catherine-"
„Nein, nein... ich bin jetzt schon wie lange hier? Da kann ich doch einmal was zu essen kochen?" Eine fast schon fremde Hippeligkeit erfasste mich. „Haben sie Stift und Papier? Vielleicht sollte ich auch einkaufen. Was meinst du Bruce?"
Er sah mich kurz mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ich will dir nicht zu nahe treten, aber... kannst du überhaupt kochen?" Empört schnappte ich nach Luft. „Was soll das denn heißen?"
„Master Bruce wollte ihnen bestimmt nicht zu nahe treten."
Schnaubend schaufelte ich mir mein Ei in den Mund. „Master Bruce ist einfach nur etwas Bockig.", nuschelte ich vor mich hin, was Alfred ein überraschendes Lachen entlockte.
„Ich werde trotzdem heute Abend was kochen.", sagte ich entschlossen. „Wieso erst heute Abend?", fragte Bruce schmunzelnd. „Weil Alfred mir jetzt erst die Küche zeigen wird und was für Backformen ihr habt." Mit diesen Worten stand ich auf und ging.
„Miss Catherine, das müssen sie nun wirklich nicht."
„Ach quatsch Alfred, sie müssen keine Angst haben das ich ihnen die Küche abfackel. Mein Ma- Freund hat sie nie beschwert.", sagte ich schnell um mein Versprecher zu überspielen. Er sah mich einen Moment von der Seite aus an, gab sich dann aber geschlagen. Und so trug es sich zu das ich in meinem Nachthemd in der Küche von Wayne Manor stand und Apfelkuchen backte.
Viel Apfelkuchen. Hatte ich einmal angefangen, konnte ich nicht so schnell wieder aufhören. Als Bruce sich irgendwann in die Küche verirrte, mit der Fadenscheinigen Ausrede was zu trinken zu holen, staunte er nicht schlecht. „Nichts angebrannt oder in die Luft gejagt.", sagte ich und klopfte mir das Mehl von den Händen. Anerkennend nickte er. „Also hat dich Alfred noch nicht davon abgebracht was zu kochen." Lächelnd schüttelte ich den Kopf. „Nur bestärkt. Aber ich muss noch was einkaufen. Hähnchen Coq au Vin ist dann doch etwas zu viel für mich."
„Ach ja?", fragte er Scheinheilig. Schnaubend stemmte ich die Hände in die Hüften. „Hör auch dich über mich lustig zu machen!" Er hob nur beschwichtigend die Arme.
„Sag bescheid wenn du fertig bist."
„Warum? Damit du Beweisfotos machen kannst?"

„Damit wir einkaufen gehen können." Mit zusammen gekniffenden Augen beobachtete ich wie er die Küche wieder verließ. Irgendwas stimmte hier nicht... Er wirkte fast... Fröhlich.
Kopfschüttelnd wandte ich mich wieder dem Kuchen zu. Als auch der dritte endlich den Ofen verlassen hatte wühlte ich mich durch Alfreds Vorräte und notierte mir was ich alles brauchen würde. Bei den Markennamen wurde mir fast schwindelig. Ich weiß das ich selbst in dieser Welt gelebt hatte, aber in diesen Moment schien es mir... Fremd. Fast als wäre ich wieder ich. Nicht Catherine. Sondern Lizzy. Einfach nur Lizzy. Die, die bei dem Anblick einen kalten Schweißausbruch bekommen hätte, weil das mehr als ihr Monatsgehalt in Anspruch genommen hätte. Nachdenklich marschierte ich nach oben und stieg unter die Dusche.
In schlichten Pullover und Jeans machte ich mich auf die Suche nach Bruce. Ich brauchte geschlagene 20 Minuten um ihn in seinem Arbeitszimmer zu finden. „Ich gehen nicht Alfred.", hörte ich seine Stimme hinter der Tür. „Master Bruce, sie haben sich dafür eingesetzt. Es wäre das mindeste sich nur einmal blicken zu lassen." Ein schnauben. „Ich rufe Lucius an. Er soll das doppelte Spenden."
Vorsichtig klopfte ich an. „Entschuldigt die Störung. Ich wäre dann so weit.", sagte ich und hielt meine Tasche hoch. Bruce schien einen Moment verwirrt, dann nickte er. „Würdest du ein Auto vorfahren?"
„Welches Sir?", fragte Alfred müde, der auf einmal sehr viel Älter wirkte.
„Irgendeins.", winkte der dunkelhaarige ab und erhob sich.
Und wenig später fuhren wir auf dem Highway in Richtung Innenstadt. Mir war nie richtig bewusst gewesen wie weit Wayne Manor außerhalb lag.
„Was wäre heute Abend gewesen?", fragte ich irgendwann.
„Mhm?"
„Alfred wollte doch das du heute Abend irgendwo hin gehst." Er zuckte mit den Schultern.

„Wenn du es so sagst hört es sich fast an als sei er mein Vater."
Ich lachte leise. „In gewisser Weise ist er das doch auch. Er macht dein Essen, räumt hinter die auf, erinnert dich an Termine... Er kümmert sich eben um dich." Daraufhin erwiderte er nichts.
Dann viel mir wieder ein was mit seinen Eltern passiert war. Das war wohl wieder ein Fettnäpfchen, oder? „Es tut mir leid, ich wollte nicht-"
Er winkte ab. „Schon gut." Wieder breitete sich tiefes Schweigen über uns aus. Die Häuser, die an uns vorbei zogen, wurden größer. Die Abstände zwischen ihn kleiner und auch die Neonreklamen nahmen zu. Die Straßenlaternen flackerten schon über den rissigen Asphalt während das Blut Gothams durch ihre Venenfloss. Diese Stadt konnte einfach nicht widersprüchlicher sein.
„Warum?", unterbrach Bruce meine Gedanken. Ich hatte nicht bemerkt das ich vor mich hin gemurmelt hatte. „Das erste Mal als ich hier her kam... Wollte ich einfach nur wieder weg. Ich könnte dir nicht mal genau sagen warum, aber irgendwas in den Schatten der Hochhäuser hat mir Angst eingejagt. Aber irgendwie ist Gotham mir doch..."
„Ans Herz gewachsen.", beendete er mein Satz. Ich nickte. „Du bist hieraufgewachsen.", es klang eher wie eine Aussage, als eine Frage. Ich presste unwillkürlich die Lippen zusammen. „Ja, warum?"
„Du sagtest.. Als ich das erste Mal hier her kamst. Eine ungewöhnliche Formulieren." Es schien nichts mehr als eine gewöhnliche Beobachtung. Aber ich wusste das an Bruce Wayne nichts gewöhnlich war. Ich versuchte es mit einemlachen zu überspielen. „Es scheint mir wie ein anderes Leben. Nach und vor dem Tod... Nicht wahr?" Diesmal war ich mir meiner Worte bewusst. Lieber bohrte ich in einer offenen Wunde, als mich weiter um Kopf und Kragen zu reden. Ichstarrte weiter aus dem Fenster und konnte seine Reaktion nicht sehen, aber konnte spüren wie er mich musterte.
„Wohin fahren wir überhaupt?", fragte ich als die Namen der Läden immer teurer und Unaussprechlicher wurden. „Einkaufen.", gab er zurück. „Aber doch nicht hier!"
„Warum nicht?"
„Ich muss die Namen der Zutaten schon aussprechen können, ohne mich komplett zu blamieren! Gibt es nicht hier irgendwo ein normalen Supermarkt?" Beim letzten Wort zog er die Augenbrauen in die Höhe, aber wendete dann ohne zu murren. Als er mit dem teuren Lamborghini unter einem grellen Neonschild Parkte, das die Sonderangebote ankündigte, musste ich lachen. „Willst du lieber im Auto warten und aufpassen das dir keiner die Reifen klaut?", neckte ich und machte mich daran aus zusteigen. „Keine Chance. Dich in dem Laden zu sehen? Nein, das lasse ich mir nicht entgehen." Lachend verdrehte ich die Augen. „Dann kannst du den Einkaufswagen schieben."
Eigentlich sollte er lachen. Catherine Bennet, High Society-Lady, die gerne mal im mehrstelligen Bereich für sich einkaufen ließ und eher einen eigenen Kochanstellte als sich die Nägel schmutzig zu machen, wollte jetzt einkaufen? Aber ich war schließlich die, die nicht mehr aus dem kichern herauskam. Bruce in seinen teuren Designer Jeans, die wahrscheinlich das Monatseinkommen der meisten hier in den Schatten stellte, lehnte sich über den Griff vom Einkaufswagen und sah mir neugierig zu als ich die Salatköpfe miteinanderverglich. „Wenn du gleich noch anfängst nach Süßigkeiten zu plärren, würdest du auch super vorne rein passen.", meinte ich als ich den Salat in den Einkaufskorb tat. „Vorne?"
Ich deutete auf den Klappsitz für Kinder. Kurz sah er runter, dann lachte er. „Tut mir Leid, es ist nur so... Ich war schon ewig nicht mehr Einkaufen."
„Ewig oder noch nie?" Er grinste nur viel sagend. Kopf schüttelnd ging ich weiter.
„Wo hast du das gelernt?", fragte er nach einer Zeit. Fragend sah ich ihn an. „Was?"
„Ich will dir nicht zu nahe treten, aber die meisten aus der Upper Class, die ich kenne wäre in so einer Situation einfach nur..."
„Verloren?", lachte ich. Dann wandte ich mich schnell wieder der Gefriertruhe zu, um mich nicht noch weiter zu verraten. „Also?", hakte er nach.
„Lass mich raten... In Europa, oder?" Es schien als wüsste er das ich lügen würde und gab mir quasi vorlagen dafür. „Genau, ich... ich wollte mich einfachausprobieren. Schauen ob ich es auch alleine schaffen würde."
„Und hast du es?", fragte er uns sah mich prüfend an als ich die letzte Packung Soja-Sprossen in den Wagen legte. Lächelnd gab ich ihm ein Klaps auf die Schulter. „Das müssen wir wohl noch üben, oder? Beim Einkaufen gleich solche Gesprächsthemen zu wählen? Puhh eigentlich sollten wir nur darüber diskutieren das ich das überteuerte Erdnussbutter Eis will und du sagt das ich es doch schon letzte Woche hat. So was eben."
„Erdnussbutter... Eis? So was gibt es?", fragte er leicht angeekelt. „Sag bloß du magst keine!", rief ich schockiert. Er zuckte mit den Achseln. „Okay, okay... Das ist doch schwieriger als ich dachte. Wir treffen uns bei der Kasse. Ich bin sofort wieder da!", sagte ich bestimmt und war schon auf dem Weg zu den Kühltruhen.

Crossed the line // Dark Knight JokerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt