Kapitel V

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Endlich befand sich Alastor in der angenehmen Ruhe seiner Kabine. Seine Gemächer waren verhältnismäßig groß und befanden sich im Heck des Kreuzers. Die Bleeding Dawn bot überraschend viel Platz für ihre Größe. Sie war von Alastor vor Jahrzehnten entworfen und in den Orbitalwerften von Altaro II, einer seiner Fabrikwelten und sein Heimatplanet, gebaut worden. Die Dawn-Klasse Kreuzer standen bei stolzen 600 Metern, wahren hervorragend bewaffnet und zählten zu den besten Schiffen in diesem Teil der Galaxis. Die Bleeding Dawn hatte einen vergrößerten Hangar und leicht veränderte Innenarchitektur, verglichen mit den anderen vierzig Dawn-Klasse Kreuzern. 

Alastors Gemächer schlossen sich direkt an die Ratskammer und sein persönliches Esszimmer an. Alastor sah sich in seiner Kammer um und trat an eine Schatulle, die auf dem Tisch stand. Sie war identisch mit derjenigen, die er in seinem Shuttle hatte. In ihr deponierte er sein Schwert. Die Klinge hatte ihm heute gut gedient. 

Alastor rekapitulierte, was sich heute zugetragen hatte und wie er nun fortfahren müsste. Der Lord der Lust war nur noch eine vage Erinnerung für die Mächtigen und von den Schwachen komplett vergessen. Mit nur einem gewagten Schlag hatte er, Alastor, zehn Systeme und dreizehn bewohnte Planeten erobert. Die gesamte Flotte des Heuchlers hatte sich ihm ergeben und angeschlossen. Er würde einige Zeit brauchen um sie zu säubern, doch dann würde er sie einsetzen. Schließlich kam ihm ein unschöner Gedanke. Lady Tasteesh war entkommen. Die rote Dame würde gegen ihn hetzen, da war Alastor sich sicher. 

Während er grübelte, klopfte es an seiner Tür. Zunächst drehte er sich verwundert um, nahm jedoch dann die Präsenz des Mädchens, Allja, wahr. Sie kam aus einem armen Stadtteil und sicher war sie nie in einem Raumschiff gewesen. 

"Komm herein, Kind", lud Alastor sie ein. 

Das kleine Mädchen trat hinein. Wie Alastor sah, hatte Baltasar einen guten Geschmack bei Klamotten. Er hatte Allja in eine dunkelgraue Tunika mit edlen schwarzen Stickereien gesteckt. Sie trug darunter ein dunkelrotes Hemd, dazu hatte er ihr eine graue Hose und polierte Stiefel gegeben. Sie sah aus wie eine wahre Schülerin. 

"Gefallen dir deine neuen Sachen, Allja?", fragte der Lord seine neue Adoptivtochter. Sie nickte stumm. 

"Du bist jetzt meine Tochter. Du hast zu sprechen, verstanden?", wies Alastor Allja streng an. Er fixierte sie wieder intensiv mit seinen Augen und erwartete eine Antwort. Sie würde lernen müssen, sich zu behaupten. 

Sie schluckte heftig, bevor sie sprach:"Ja, sie gefallen mir sehr."

"Mehr Respekt", knurrte Alastor harsch. "Lass immer ein, 'Sir', oder 'M'lord' mit einfließen", riet der Lord ihr. Er spürte ihre Angst. Jedoch war es keine Angst vor ihm, nein. Es war Angst zu Scheitern, ihren neuen Beschützer zu enttäuschen. Sie hatte einen starken Willen. Alastor würde wohl gut mit ihr arbeiten können. 

Allja sah sich neugierig in der schlecht beleuchteten Kammer um. Mit großen Augen bewunderte sie die vielen Artefakte, die sich über die Jahre angehäuft hatten. Mit einer kleinen Handgeste ermutigte Alastor Allja, sich die Stücke genauer anzusehen, was sie mit Begeisterung tat. 

"Was ist das?" 

"Eine trandoschanische Kriegsmaske. Ich habe sie…"

"Trandowas?" unterbrach ihn die Kleine. Nach einem kurzen Moment fügte sie noch "Sir" hinzu. 

Alastor schmunzelte. Natürlich konnte sie nichts vom Rest der Galaxis wissen. Erst Recht nicht vom Imperium, der Republik und all den anderen intergalaktischen Fraktionen. 

Alastor ging vor ihr auf die Knie und nahm ihr vorsichtig das Relikt aus der Hand. 

"Tran-do-schan-isch. Eine Kultur von echsenhaften Nichtmenschen, die weit, weit weg von hier leben", sagte Alastor mit der sanftesten Stimme, die er besaß. Es war vermutlich immer noch ein wenig angsteinflößend, aber Allja würde die unterschiedlichen Farben seiner Stimme schon lernen. 

Tags darauf führte Alastor sie in die Trainingshalle der Bleeding Dawn. Eine Kompanie Soldaten trainierte an den Schießständen und in einer eigens dafür angelegten Arena, in der verschiedene Gefechts-Situationen simuliert werden konnten. Allja sah den beiden Squads die sich einen erbitterten Kampf lieferten verwundert zu. 

"Stehen die nicht alle auf einer Seite?" fragte sie Alastor. Der dunkle Jedi hatte den Übungen keine Aufmerksamkeit geschenkt und musste sich selbst erst einmal Zeit nehmen, um zu sehen was da vor sich ging. Als er seinen Blick in die Arena richtete erkannte er die Situation. Zwei Squads der 16. Kompanie des 3. Regiments, sein Schiffs-Regiment, übten sich im Nahkampf. Das Szenario sah nach einem Angreifer-gegen-Verteidiger-Szenario aus, in dem ein Squad die Position des anderen möglichst ohne Verluste nehmen sollte. Als Alastor seinen Blick auf einen Kämpfer richtete wurde dieser prompt von einem der Übungsbolzen getroffen und sank zu Boden. Nicht frei von Schuldgefühlen drehte sich Alastor wieder zu Allja. 

"Sie trainieren. Sie wollen besser werden, um in Zukunft effektiver zu sein. Sie lernen die Stärken und Schwächen des jeweils anderen Squads und können schließlich noch besser kooperieren", antwortete er schließlich auf Alljas Frage. 

Sie gingen weiter und trafen Sir Callach. Er verneigte sich höflich. 

"M'ylord, Miss. Die Garde wartet drinnen."

Er führte sie durch ein schweres Panzer-Shott in eine andere, kleinere Arena. Alastors zehn andere Gardisten hatten dort Aufstellung bezogen. Sie trugen ihre Mech-Rüstungen und hielten Übungsversionen ihrer Waffen in den Händen. Einige sahen mit Unwohlsein auf Allja. Sie wussten warum sie hier war. 

"Allja, meine Liebe, das sind die besten Krieger der Galaxis. Sie werden dir das Kämpfen lehren", sagte Alastor betont laut, damit alle es hören konnten. An seine Gardisten gewandt verkündete er:"Sie", er deutete auf Allja,"ist stark in der Macht. Ich verlange von euch, dass es euch gelingt ihr Potenzial auszuschöpfen!" 

Alastor drehte sich zu Allja:"Du hast bestimmt Instinkte, Reflexe und Eingebungen, oder?" Sie nickte. 

"Gut. Nutze sie, trainiere sie. Deine Augen können dich betrügen. Verlasse dich auf die Macht. Lass sie fließen, fühle sie. Und dann, nutze sie. Befreie deinen Geist."

Mit diesen Worten setzte er Allja einen Helm auf, der ihre Augen bedeckte, und drückte ihr ein Übungsschwert in die Hand. Er konnte ihre Nervosität spüren. Doch keine Angst. Zumindest nicht mehr als vorher. Alastor entfernte sich und übergab dem Quarren das Kommando. 

In seiner mächtigen Stimme rief er:"Beginnt!" Allja nahm eine defensive Haltung an, während die Prätoren sie einkreisten. Alastor stand am Tor. Es würde interessant werden. 

SPACE of WAR: a Star Wars fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt