Erstschlag

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Voller Entsetzen sah Michael auf die Szene unter sich, wo Reihe um Reihe die Legionen des Himmels bereit standen. Die weißen Rüstungen strahlten hell in der Sonne und ließen die gesamte Szene so unwirklich aussehen. Die Archai standen bewaffnet mit ihren goldenen Schilden und Speeren an der Spitze der gewaltigen Armee, jeder Archai vor seiner Legion, und brüllten noch die letzten Befehle. In einiger Entfernung konnte Michael die anderen Archangeloi erkennen, die mit ihren flammenden Schwertern über ihren Truppen schwebten, bereit an vorderster Front zu kämpfen. Sie bildeten die Speerspitze der himmlischen Legion. Und sie warteten nur noch auf ihn, hatten ihm seinen Platz frei gehalten. Es wurde von ihm verlangt an der Spitze zu fliegen, ihm würden sie alle folgen, seine Brüder und die Archai mit ihren Legionen. Er würde sie alle anführen, würde sie alle in den Tod führen. "Sie warten auf dich, Michael." Ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Als dieser sich umwandte erblickte er Vasariah hinter sich, und sofort verbeugte er sich leicht vor der Kyriotetes, doch sie winkte ab. "Wir sind alleine, keine Etikette von Nöten, Michael." Michael richtete sich auf und sah sie an. "Wie könnte ich? Da hinaus und sie in einen Krieg führen der nicht notwendig ist?", fragte er leise. Vasariah seufzte leicht. "Die Seraphim erachten ihn für notwendig.", erinnerte sie ihn. "Wer weiß was Gabriel ihnen erzählt hat.", murmelte er skeptisch. Sie lächelte traurig. "Was auch immer es war, es hat sie dazu gebracht sich für einen Erstschlag zu entscheiden. Und ihre Entscheidung lässt sich nicht rückgängig machen. Michael, sie werden mit oder ohne dich in den Krieg ziehen, das weißt du. Doch mit dir stehen die Chancen besser, das wir siegreich daraus hervor gehen." Michael seufzte resigniert. "Ich weiß. Doch es macht es nicht einfacher." Vasariah trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ich verstehe, du denkst die Last ihrer Leben trägst du auf deinen Schultern, doch nicht du warst es, der den Krieg befohlen hat, du hast sogar versucht, ihn noch zu verhindern.", erinnerte sie ihn leise. "Und ich bin gescheitert.", flüsterte er, ehe er sich von ihr losmachte und sein Schwert nahm. "Und mit diesem Wissen muss ich nun leben, und dabei zusehen wie sie sterben." Mit diesen Worten breitete er die Flügel aus und schoss in Höhe, um seinen rechtmäßigen Platz an der Spitze der Armee einzunehmen. Rechts von ihm schwebte Uriel, während Castiel links von ihm war. "Wo ist Gabriel?", fragte Michael die beiden stirnrunzelnd und sah sich suchend um, doch von seinem Bruder war keine Spur zu sehen. "Er sagte, er stoße später zu uns. Er hat vorher noch etwas zu erledigen.", antwortete Uriel und umgriff sein Schwert fester. "Kann es losgehen?" Michael seufzte und ließ seinen Blick erneut über die Legionen unter sich wandern. All die Engel, die nun kampfbereit zu ihm auf sahen, auf sein Signal warteten. All die Engel, die möglicherweise nicht wieder kehren würden. Sein Blick blieb an Vasariah hängen, die auf der Aussichtsplattform stand und ihm leicht zunickte, ein ermutigendes Lächeln auf den Lippen. "Nein, ganz und gar nicht.", flüsterte Michael seinem Bruder zu, ehe er sein flammendes Schwert über den Kopf hob, in dessen Klinge sich die Sonne spiegelte und ihn in ein strahlendes Licht tauchte. "Heute ziehen wir in den Krieg, gegen einen alten Feind. Für das Gute, für das Licht, für den Himmel, zieht die Waffen und folgt mir!", rief er den Schlachtruf, den er gehofft hatte nie wieder in den Mund nehmen zu müssen, eh er kehrt machte, die Flügel anlegte und hinab schoss. Er merkte wie ihm seine Brüder folgten und kurze Zeit später auch die Archai, an der Spitze ihrer jeweiligen Legion. So schossen sie herab auf die Erde, um der höllischen Legion entgegen zu treten, auf einem alten Schlachtfeld, das erneut in Blut getränkt werden würde.

"Das ging alles schneller als erwartet.", murmelte Leviathan während sie ihren Blick über die Dämonenlegionen schweifen ließ, die aus den Tiefen der Hölle heraufgestiegen waren, um ihren alten Feind gebührend zu empfangen. "Kann man es dir denn jemals Recht machen?", knurrte Belial der gelangweilt mit den anderen Königen auf der Hügelkuppel stand, um das Gemetzel welches folgen würde aus sicherer Entfernung zu beobachten. "Bezweifle ich, jedenfalls ist es soweit ich weiß noch nie vorgekommen. Nicht einmal als sie noch eine Seraph war.", kommentierte Luzifer, der in seiner alten Engelsrüstung, nun schwarz gefärbt, doch immer noch mit dem goldenen Emblem, welches nur geringfügig geändert wurde, dastand und mit funkelnden Augen gen Horizont sah und auf die Engel wartete. "Das ist nicht gerade der passende Zeitpunkt um das zu diskutieren.", knurrte Satanas, ehe Leviathan die Chance zu einer schnippischen Bemerkung bekam, weshalb sie Belial und Luzifer bloß einen finsteren Blick zuwarf. "Sie sind auf den Weg!", rief Beelzebub von der Plattform, die etwas unter der Hügelkuppel lag, wo er mit den anderen Prinzen der Hölle stand. Am Fuße des Hügels im Schatten standen die Fürsten, und sahen nun erwartungsvoll nach oben. Schon konnte man die ersten Gestalten erkennen, die aus der Wolkendecke heraus geschossen kamen. Durch die Löcher welches die Engel in die dichte Wolkendecke rissen strahlte die Sonne herab und ließ ihre weißen Rüstungen und die flammenden Schwerter aufleuchten. "Die Erzengel.", flüsterte Satanas leise. "Michael.", knurrte Luzifer zeitgleich. Unter ihnen kam Bewegung in die Dämonenarmee, die anfing Kriegsrufe auszustoßen und ihre Waffen zu schwenken, doch Leviathan hob eine Hand und bedeutete Murmur, der rechten Hand von ihr, die Legionen zurück zu halten. Währenddessen trat Luzifer vor und breitete seine deformierten Flügel aus. "Sie müssen den ersten Schlag ausführen.", erinnerte Satanas ihn noch einmal warnend. Luzifer nickte kurz. "Ich weiß.", flüsterte er, ehe er sich in die Lüfte erhob um auf die Erzengel zu zufliegen. Noch waren nur sie hier, doch desto näher Luzifer kam, desto deutlicher konnte er die Umrisse der Legionen erkennen, die hinter der Wolkenmauer lauerten, und warteten, auf das Startsignal. Luzifer wurde langsamer und erwartete mit am Rücken verschränkten Armen die Erzengel, angeführt von Michael, der kurz vor Luzifer Halt machte, und sich ihm gegenüber aufbaute. Seine fünf Brüder positionierten sich hinter ihm, wie eine Speerspitze, von Gabriel jedoch fehlte jede Spur. Luzifer ließ seinen Blick kurz über sie alle gleiten, Uriel und Castiel, die ihn finster ansahen, sowie Metatron, Raphael und Ariel, die mit reglosen Mienen hinter ihnen Stellung nahmen, bevor sein Blick an Michael hängen blieb. "Wo ist Gabriel? Ich dachte er würde es sich nicht nehmen lassen ganz vorne dabei zu sein. Und jeder Engel zählt doch, insbesonders da ihr sowieso nur noch die Hälfte von euch seid. Die andere Hälfte habe ich hier bei mir.", meinte er spöttisch und zeigte auf Samael der an der Spitze der anderen gefallenen Erzengel stand und es sich nicht nehmen ließ seinen Brüdern provokant zu zuwinken. Michael verzog keine Miene, als er sich an Luzifer wandte. "Ich wollte nie das es so weit kommt.", meinte er leise. "Das hättest du dir überlegen müssen bevor du mich gestürzt hast!", knurrte Luzifer und kurz blitzte Wut in seinen Augen auf, die jedoch gleich ersetzt wurde, von einem provokanten Grinsen. "Worauf wartest du? Ruf deine Armee, führe den ersten Schlag aus. Beginne die Schlacht.", forderte er seinen alten Rivalen auf, begierig darauf, endlich angreifen zu können, sich rächen zu können. Doch er durfte nicht zuerst angreifen. Doch Michael tat gar nichts, sondern sah Luzifer bloß unverwandt an. Dieser versuchte seine Ungeduld hinter einer spöttischen Maske zu verstecken, doch er war nicht der einzige der unruhig wurde. Sowohl die Dämonen auf seiner Seite, als auch die Engel auf Michaels Seite begannen unruhig zu werden. Nur Michael war wie ein Fels in der Brandung. Gerade als Luzifer dachte, die Dämonen würden jeden Moment die Geduld verlieren und angreifen, trotz ihrer Befehle die sie erhalten hatten, schoss plötzlich eine weitere Gestalt durch die Wolkendecke. Luzifer lächelte, als er sah, wer endlich Zeit gefunden hatte aufzutauchen. "Gabriel! Da bist du ja.", rief er dem Neuankömmling zu. Dieser schoss an Michael vorbei und machte knapp vor Luzifer Halt "Luzifer. Lass es uns endlich beenden.", knurrte er, ehe er sein Schwert zum Schlag hob um es mit voller Wucht, auf Luzifer hinab sausen zu lassen. Satanas lächelte leicht, als er sah wie Gabriels Schwert auf Luzifer hinab fuhr und flüsterte leise. "Und der Krieg beginnt."

Heaven against HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt