Verantwortung

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Gabriel wich den Blick der Eden aus. Dieser Krieg ist falsch, das hatte die große Mutter gesagt. Und er war beteiligt daran gewesen, dass es erst zu diesem Krieg kam. In diesem Moment erschienen Michael und Raphael neben ihm. Azrael hielt sich etwas im Hintergrund. Michael und Gabriel wechselten einen kurzen Blick aus, ehe Michael ihm zunickte. Gabriel lächelte leicht, als sich Achamoth plötzlich zu ihnen wandte. "Wer von euch hat den Erstschlag ausgeführt?", fragte sie ruhig, doch mit einer unumstrittenen Autorität in der Stimme. Gabriel senkte den Blick und flog nach vorne. Achamoth musterte ihn streng. "Warum?", fragte sie nur, und Gabriel hob überrascht den Blick. "Ich dachte es wäre das Richtige.", antwortete er mit fester Stimme. Achamoth hob bloß eine Augenbraue. Sie glaubte ihm nicht. Gabriel senkte erneut den Blick. "Vielleicht habe ich mit auch einfach nur von Rachegefühlen lenken lassen.", flüsterte er resigniert, und ein leichtes Lächeln erschien bei diesen Worten auf Achamoths Lippen. "Luzifer ist gut darin, einen zu manipulieren und aufzustacheln. Deshalb solltest du dich nicht grämen, den Gram bringt dich nur dazu, weiterhin Rache zu wollen, und du siehst ja, wohin das führt." Sie deutete auf das Schlachtfeld unter sich, wo abertausende gefallener Engel lagen, nun nichts weiter als leblose, leere Hüllen. "Es tut mir Leid.", flüsterte Gabriel, doch Achamoth schüttelte den Kopf. "Reue bringt sie nicht zurück. Lerne aus diesem Krieg, macht es das nächste Mal besser, denn es wird ein nächstes Mal geben. Mein Bruder wird niemals aufgeben, doch ihr dürft euch nicht auf sein Niveau herab lassen.", belehrte Achamoth sie streng, und ihr Blick wanderte von Gabriel zu Michael, der kurz nickte. Achamoth lächelte zufrieden. "Wenn das geklärt ist, gibt es da noch eine wichtige Sache die zu erledigen ist.", meinte sie leise und sah zu ihren Geschwistern, die einstimmig nickten. Achamoth erhob sich und sah hinauf gen Himmel. "Seraphiel! Wir müssen reden." Für einen Moment geschah gar nichts, und die anwesenden Engel, egal ob Angeloi, Archai, Exusiai, Dynameis, Kyriotetes, Ophanim oder Cherubim, alle hielten den Atem an. Dann erstrahlte plötzlich ein helles Licht aus dem Seraphiel heraustrat, Prinz des hohen Engelsorden und oberster der Seraphim, flankiert von zwei weiteren Seraphim. Viele Angeloi stießen ehrfurchtvoll die Luft aus, denn sie hatten noch nie einen Seraphim leibhaftig vor sich gesehen, vor allem nicht Seraphiel höchstpersönlich. Dieser schwebte nun nach unten und hielt vor Achamoth an, welche nun flankiert war von ihren zehn Geschwistern. Die Macht die nun in der Luft lag war erdrückend, elf Eden vereint, und zusätzlich noch die Macht der Seraphim. Unwillkürlich wichen die Engel zurück, machten ihnen Platz. Seraphiels Miene war wie versteinert, keine Emotionen waren erkennbar. Auch Achamoths Miene war kühl, ebenso wie ihre Stimme, als sie zu sprechen begann. "Seraphiel, die Seraphim haben einen Krieg zugelassen, der beinahe das Ende der kosmischen Ordnung herbeigeführt hätte. Erkläre dich." Ohne eine Miene zu verziehen antwortete Seraphiel: "Die Hölle intrigiert schon viel zu lange auf der Erde, es wurde Zeit, dass sie ein für allemal gestoppt wird." Achamoth schüttelte fassungslos den Kopf. "Ihr Narren. Wie konnte ich mich nur so in euch irren. Ich übergab den Seraphim die Verantwortung über die kosmische Ordnung , weil ich dachte ihr würdet begreifen was es bedeutet, ein Gleichgewicht beizubehalten. Wie es aussieht lag ich hier falsch. Das kosmische Gleichgewicht braucht eine Hölle, damit der Himmel existieren kann. So wie die Hölle den Himmel braucht. Und die Erde Himmel und Hölle. Doch das scheint ihr vergessen zu haben. Die Macht die wir euch gaben hat euch verdorben. Hat euch blind gemacht." Für einen Moment entglitt Seraphiel die emotionslose Maske und Zorn loderte in seinen Augen auf, doch er hatte sich schnell wieder gefangen. "Ihr nennt es Verdorbenheit, Blindheit, doch wenigstens sind wir in der Lage zu tun, was getan werden muss. Die Hölle mag existieren müssen, um ein Gleichgewicht herzustellen, doch was spricht dagegen das der Himmel die Hölle führt!", widersprach er stur. Sael, Pharaoth und Lathen verdrehten die Augen, während Achamoth bloß eine Augenbraue hob. "Alleine diese Frage beweist schon, das ihr dieser Verantwortung nicht gewachsen seid.", flüsterte sie, ihre Stimme klang beinahe traurig. "Was soll das heißen?", flüsterte Seraphiel, doch Achamoth achtete gar nicht mehr auf ihn. Sie hob die Stimme und sprach nun zu allen Anwesenden hier. "Dieser Krieg beweist, das es ein Fehler war, dem Himmel die Verantwortung für die kosmische Ordnung zu übergeben. Es ist den Seraphim nicht möglich neutral zu bleiben. Sie hätten euch alle beinahe in den Abgrund geführt. Ohne den Einzigen unter euch, der weiß, was es heißt, Neutralität zu wahren, wärt ihr nun alle verloren, ebenso Himmel, Hölle und Erde." Ihr Blick blieb kurz an Azrael hängen und sie nickte ihm leicht zu, ehe sie weitersprach. "Deshalb, werden die Eden wieder die Verantwortung über die kosmische Ordnung übernehmen, damit so etwas nie wieder passieren kann." Überraschtes Flüstern machte sich unter den Engel breit, und auch Seraphiel sah Achamoth fassungslos an. "Ihr denkt wirklich ihr könnt die Hölle am intrigieren und Krieg führen hindern?", rief er ungehalten, doch der eisige Blick den Achamoth ihm zuwarf, brachte ihn schnell wieder zum Schweigen. "Nein, denn es war schon immer so, das die Hölle intrigiert und sabotiert. Es ist eure Aufgabe, diese Intrige zu durchschauen und die Sabotage zu verhindern. Wenn ihr nun nicht mehr auch noch die Verantwortung für das Gleichgewicht der kosmischen Ordnung trägt, gelingt es euch vielleicht, dieser Aufgabe wieder erfolgreich nachzugehen. Vielleicht kann man so auch den nächsten Krieg verhindern. Sollte dieser jedoch trotzdem zu Stande kommen, sind wir hier, um ihn aufzuhalten, ehe er die kosmische Ordnung erneut beschädigen kann. So wie es sein sollte." Seraphiels Blick loderte noch einmal wütend auf, ehe er seine Gefühle zurück drängte, und mit versteinerter Miene den Kopf senkte. "Wie die Eden es befehlen." Mit diesen Worten drehte er um und schoss gefolgt von den beiden Seraphim zurück in das Himmelsreich. Die himmlischen Heerscharen folgten ihm, bis nur noch die Eden, Azrael, Gabriel und Michael zurück blieben. Der Krieg war vorbei

Heaven against HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt